25. Ein besonderer Moment

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... drohte Dudley und ließ Harry alleine auf dem Schulhof stehen...


Das war inzwischen drei Wochen her und bis zu dem jetzigen Zeitpunkt war Harry noch nicht tot. Das war die gute Nachricht. Allerdings hatte er auch noch nicht mit Hermine über den Moment in ihren Zimmer reden können. Das war die schlechte Nachricht.

Harry zerbrach sich fast jede freie Minute den Kopf darüber. Hatte sie das nur aus Freundlichkeit gemacht? Dachte sie etwa, dass es nur aus dem Moment heraus passierte und es nur ein Impuls war? Oder hatte sie diesen Moment genauso herbeigesehnt wie er? Interpretierte er zu viel in diese Situation hinein?

Viel zu viele unbeantwortete Fragen. Diese konnten allerdings nicht beantwortet werden, wenn Harry nicht mit Hermine darüber sprach. Doch umso länger er darüber nachdachte, desto unsicherer wurde er. Leider hatte Harry sehr viel Zeit zum Nachdenken.

Dudley hatte bisher sein Wort gehalten. Harry hatte seinen Freunden von den Deal mit seinem Cousin erzählt. Diese waren zwar skeptisch, doch freuten sich, dass sie fürs erste ein Problem weniger hatten, um das sie sich Sorgen machen mussten. Die Dursleys waren also im Moment nicht das größte Übel für Harry. Ein viel größeres Problem kam jedoch mit schnellen Schritten immer näher auf ihn zu. Weihnachten. Harry musste sich noch nie Gedanken über Geschenke machen. Immerhin hatte er nie wirklich Freunde oder eine richtige Familie gehabt. Abgesehen von der Familie Lupin natürlich.

Jetzt hatte er Freunde denen er etwas schenken konnte, wenn er doch nur das Geld dafür hätte! Harry wusste, dass seine Freunde niemals ein Geschenk von ihm verlangen würden, doch sie hatten so viel für ihn getan, dass er wenigstens eine Kleinigkeit wieder zurückgeben wollte. Die Frage war also, wie Harry in kurzer Zeit an ein wenig Geld kam. Einen Job suchen lohnte sich nicht mehr, Weihnachten war immerhin schon in weniger als drei Wochen. Er konnte auch nicht mit den Nachbarshund spazieren gehen um Geld zu bekommen, die Dursleys hatten nämlich die ganzen Jahre über ein falsches Bild von ihm verbreitet. Deswegen dachten alle, er wäre ein schwer erziehbarer Jugendlicher, der Aggressionsprobleme hatte.

Plötzlich kam Harry ein Geistesblitz. Eine gefährliche Idee. Er setzte sich auf und lehnte sich an die kahle Wand. Die Idee war allerdings riskant. Sehr sogar. Wenn sein Onkel das herausfinden würde...

Harry wog noch eine Weile die Vor-und Nachteile seiner Idee ab, doch seine Entscheidung stand fest. Es war die einzige Möglichkeit. Seine Freunde waren es wert.

Entschlossen holte er eine Haarklammer und einen kleinen Schraubenzieher aus seiner Reisetasche hervor, welche er schon seit geraumer Zeit dort verstaute. Harry hatte vor ein paar Tagen die Haarklammer gefunden und sie direkt behalten. Den Schraubenzieher hatte Ron's Dad, Arthur, ihm einmal mitgegeben. Damals meinte er mit einem Augenzwinkern, dass Harry den eines Tages bestimmt gebrauchen könnte. Wie recht er doch damit hatte. Er schraubte das kleine Luftgitter an seiner Tür ab. Danach nahm Harry die Haarklammer, streckte seinen Arm durch das entstandene Loch und machte sich am Schloss zu schaffen. Die Tür sprang auf und gab Harry die Möglichkeit, seine Abstellkammer zu verlassen. Nachdem er das tat, streckte er sich erst einmal. Knochen knackten. Leise keuchte Harry, als seine Schulter knackte, welche noch nicht ganz verheilt war. Aufrechtes Stehen war in der Kammer längst nicht mehr möglich.

Danach schlich er sich ins Wohnzimmer. Es war alles leise und dunkel. Kein Wunder, denn nach einem Blick auf die Uhr war es 3:45 Uhr. Harry schaute sich einmal um und sein Blick blieb an Tante Petunias Handtasche hängen. Er bewegte sich zielstrebig darauf zu und durchwühlte sie vorsichtig. Schließlich zog er die Geldbörse heraus und zählte das Geld, welches darin war. Wenn er sich etwas Geld herausnahm, würde Petunia es wohl nicht so schnell merken. Kurz entschlossen zog er einen Schein heraus und stopfte ihn in seine Hosentasche. Schnell räumte Harry alles wieder an seinen Platz, damit es so aussah wie vorher und kein Verdacht entstehen würde, dass irgendetwas faul war.

Das Leben von Harry PotterWhere stories live. Discover now