10. perfekte Momente gibt es nicht

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Mein Hotelzimmer nicht gerade groß, jedoch gut ausgestattet. Das Doppelbett füllte die Mitte des Raumes aus. Ein Kleider Schrank stand neben der Tür, welche zum Badezimmer führte. Gegenüber der Zimmertür war eine große Glasfront, von welcher ich New York überblicken konnte.

Es war einfach wunderschön.

Ich stellte mein Koffer ab, setzte mich auf das Bett und genoss die Aussicht.
Hatte Jem nicht nach einigen Minuten geklopft, wäre ich bestimmt sitzen geblieben, bis die Sonne untergegangen wäre.

Hektisch öffnete ich die Tür, denn ich hatte völlig vergessen mich umzuziehen.
Hier war es wesentlich wärmer als in Kanada.
"Warte, ich muss mir noch was anderes anziehen." Begrüßte ich sie und verschwand mit einem leichten Sweatshirt im Badezimmer.
Da ich heute keinen Bad-Hair-Day hatte,
ließ ich meine Haare offen.

"Bist du fertig? Jamie wollte uns begleiten und wartet bestimmt schon."
Hetzte Jem mich.

"Bin schon fertig." Schnell schlüpfte ich in meine Converse, zog mir meine blauen Mantel an und stürmte hinter Jen aus dem Raum.

Jem hatte Recht behalten, Jamie wartete schon in der Lobby auf uns.

"Sorry, aber Sophie musste sich unbedingt noch umziehen."
Informierte sie ihn mit einem Grinsen. Ich schenkte ihr einen hochnäsigen Blick, wobei dieser sich mit einem Grinsen vermischte.
Jamie zog bloß die Augenbrauen hoch.

Er strich sich mit der Hand lässig durch die Haare, wie er es eben immer Tat. Warum tat er das?! Es trieb mich irgendwann noch in den Wahnsinn.

Als wir das Hotel verließen, wurde ich erneut von New Yorks atemberaubend Schönheit überwältigt.
Irgendwann würde ich mir hier ein Apartment kaufen.

"Wohin wollen wir?" Fragte Jem uns orientierungslos.

"Times Square." Antworteten Jamie und ich fast gleichzeitig. "Schon gut, ich wollte nur fragen." Erwiderte Jem mit einem Lachen.
Ich fand es ein wenig gruselig, dass er das gleich wie ich gedacht hatte.

Man sollte es nicht meinen, aber wir trafen Aidan und Kevin am Times Square. Als wir uns zwischen der Touristenmasse durchquetschten, liefen wir förmlich in sie.
"Begleitet ihr uns in den Central Park, hier hat man kaum Platz zum Atmen." Fragte Kevin uns.
"Gerne." Stimmte Jem zu.

Leider hatte ich verpasst, als ich noch versuchte, die Farbenexplosion zu verarbeiten, dass sie sich bereits auf den Weg gemacht hatte. Nun stand ich zwischen den Touristen und suchte nach den anderen.

Na super, ich hatte die verloren.

Alleine machte ich mich auf zum Central Park, welchen ich hoffentlich finden würde.

Ich hatte das Gefühl, kaum weiter zu kommen, da ich immer wieder von irgendwelchen Leute geschubst wurde. Ich war mich nicht einmal sicher, ob ich in die richtige Richtung lief.
Ob die anderen bemerkt hatten, dass ich fehlte?

Plötzlich spürte ich, wie sich eine Hand um meine schloss. Erschrocken machte ich einen Schritt zur Seite und stieß gegen Jamie. Erleichtert schaute ich zu ihm auf.

Wie er mich gefunden hatte? Keine Ahnung, ich war nur froh, dass er da war. Ich alleine in einer großen Stadt, dass hätte kein gutes Ende genommen.

"Komm wir gehen." Er zog mich hinter sich her, nicht mal begrüßt hatte er mich.
Wortlos folgte ich ihm. Warum hatte gerade er mich gefunden?

Ich versuchte meine Hand aus seiner zu lösen, da meine Schnürsenkel sich gelöst hatte. Doch er ließ meine Hand nicht los. "Nicht, dass du mir nochmal davon läufst." War seine Begründung.

"Darf ich mir wenigstens den Schuh zumachen?" Fragte ich ihn, dabei setzte ich eine extra traurigen Blick auf.
Ungern willigte er ein und ließ meine Hand los. Wir waren irgendwo in einer Seitenstraße gelandet. Ich hatte keinen blassen Schimmer wo.
Als ich mich wieder erhob, rannte ich einige Meter voraus.

"Ich hab mich unentschieden." Rief ich ihm mit einem Lachen nach.
"Du hast gesagt, dass du mir nicht mehr wegläufst!" Hörte ich ihn mit einer empörten Stimme.

Nur wenige Momente später hatte Jamie mich schon eingeholt, wobei ich nach dreißig Metern auch schon wieder langsamer wurde, weil meine Ausdauer nicht wirklich reichte.

Da ich nicht damit gerechnet hatte, stieß ich einen kleine Schrei aus, als er seine Arme um meine Taille schwang und mich durch die Luft wirbelte.
Er setzte mich auf dem Boden ab. Ich drehte mich zu ihm um.

Jamie stand dicht vor mir, sodass ich seinen Atem spüren konnte. In meinem Magen breite ich ein merkwürdiges Gefühl aus. Vorsichtig Strich er mir eine lange rote Strähne aus meinem Gesicht.
An der Stelle, an welcher er meine Haut berührt hatte, begann es wie wild zu kribbeln.
Eine leichte Windböe wehte im seine Haare ins Gesicht.

Er tat es schon wieder. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare.

Ich schaute vorsichtig in seine Augen. Ich kannte ihn kaum mehr als ein paar Wochen, trotzdem kamen mir vor, am ob ich diese blauen Augen schon ewig kannte.

Langsam beugte Jamie sich zu mir hinunter.

Es wäre der perfekte Moment für einen Kuss gewesen, wäre nicht in diesem Augenblick ein Auto fast frontal auf ein anderes gefahren.

Erschrocken klammerte ich mich an Jamie. Seit meinem Unfall, hatte ich eine Phobie vor Autounfällen. Sie erinnerte mich nur an das Schlimme im Leben.

Mehre Passanten waren schon zur Hilfe geeilt, doch den Fahrern schien es gut zu gehen. Man konnte ihnen den Schock förmlich ansehen.

Entsetzt starrte ich auf das Szenario.

"Lass uns hier verschwinden." Schlug Jamie leise vor. Meine Antwort wartete er nicht ab, er schien es am besten zu halten, mich so schnell wie möglich von diesem Ort zu entfernen.
Leblos folgte ich ihm.

Jem hatte uns ihren Standpunkte geschrieben, sodass wir sie zügig fanden.
Doch bevor wir in ihrer Sichtweite waren, hielt Jamie mich am Arm fest, um mich zu stoppen.
Während wir zum Central Park gegangen waren, hatte ich kein Wort mit ihm geredet.

Er hatte zwar mehrfach versucht, mit mir zu reden, doch ich hatte immer nur stumm genickt. Ihm muss letztlich auch aufgefallen sein, dass ich nicht in Stimmung für ein Gespräch gewesen war.

"Soph, du solltest vielleicht wissen, dass" er brach mitten im Satz ab.
Ich erfuhr wenige Sekunden später den Grund, Jem hatte uns erblickt.

"Da seid ihr endlich. Sophie wo warst du?"

"Ich habe mich verlaufen, Jamie hat mich ein Glück gefunden." Antwortete ich ihr mit einer gespielt glücklichen Stimme.

Zusammen, mit Aidan und Kevin, durchquerten wir ein Stück des Central Parks.
Wie ließen uns in einem Restaurant nieder und aßen gemeinsam zu Abend. Jamie hielt sich eher distanziert von mir. Vielleicht auch, weil Jem die ganze Zeit in meiner Nähe war.

Was wollte Jamie mir vorhin sagen? Es muss etwas persönliches gewesen sein, sonst hätte er es mich auch fragen können, als die anderen dabei waren.

 

I can't resist youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt