4. Schwertkampf? Nein danke!

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In der Turnhalle erwartete uns auch schon ein älterer Herr, Mitte fünfzig würde ich sagen, wenn ich schätzen müsste.
Er trug eine schwarze Jogginghose und dafür einen blauen Pullover, nicht, wie es mir vorgestellt hatte, einen weißen Kampfanzug.

Jem packte mich plötzlich am Arm. "Sophie, ich muss dir was gestehen. Ich bin der unsportlichste Mensch auf Erden."
Ich prustete los. Mit aller Kraft versuchte ich, mein Lachen wieder unter Kontrolle zu bringen, was mir schließlich auch gelang.
"Das ist nicht lustig, da es mein voller Ernst war."
"Tut mir leid, dein Gesichtsausdruck war eben nur zum schießen." Entschuldigte ich mich bei ihr.

Im Halbkreis stellten wir uns um den besagten Mann in Jogginghose. Jamie stand mir gegenüber, lässig fuhr er mit seiner rechten Hand durch seine Haare. Rasch wendete ich meinen Blick von ihm ab, bevor noch jemand mein sinnloses starren bemerkte.

"Hallo, ich bin Dan." Stellte sich unser 'Lehrer' vor. "Ich werde euch für die Kampfszenen mit Schwertern, aber auch auf gewisse Stunts vorbereiten. Wir trainieren meistens morgens, die Termine werde ich noch bekommen.
Am besten bringt ihr Sportkleidung mit, sowie angemessene Schuhe." Fuhr Dan fort. Er kam mir sehr sympathisch vor, trotzdem war ich noch nicht von der Sache mit den Schwertern überzeugt.

Als ich zu Jem rübersah, bemerkte ich, dass sie wohl auch ihre Zweifel hatte.
Das wird schon werden, mehr als uns bis auf die Knochen blamieren konnten wir nicht.

Wir zogen alle unsere Jacken aus und legten sie über Stühle, welche an der Wand standen. Ich deponierte auch meine Tasche dort.
"Zieht eure Schuhe am besten auch aus." Rief Dan uns zu. Bestürzt schaute Jem mich an. "Meine Füße frieren so schnell, ich gebe dir Brief und Siegel, dass ich in zehn Minuten blaue Zehen habe."
Ich schmunzelte sie an.

Zusammen schlenderten wir wieder in Richtung Hallenmitte. Dan hatte bereits Holzstöcke, welche einem Besenstiel sehr ähnlich sahen, an Jamie, Robert, Aidan und Kevin verteilt.
Jem und mir drückte er nun auch einen in die Hand. Er war kaum länger als ein Meter.

"Heute, da ihr noch nicht angemessen gekleidet seid, bringe ich euch die Grundlagen bei." Begann Dan das Training.

Ich war so schlau gewesen und hätte mich natürlich in die erste Reihe gestellt, sodass Dan mich mehrfach zu Demonstrieren diverser Übungen benutzte. Dabei stellt ich mich nicht sonderlich geschickt an.

Einmal, als ich Dan beinahe eins mit dem Besenstiel übergezogen hatte, musste Jem so loslachen, dass sie kaum noch Luft bekam. Auch Aidan, Robert und Kevin konnten sich vor Lachen kaum noch halten. Nur Jamie stand zurückhalten in der zweiten Reihe und beobachtete das Geschehen.

Mir war das natürlich äußerst peinlich, da Aidan anwesend war. Betreten stellte ich mich nach diesem kuriosen Vorfall neben Jem. Als sie meine Miene sah, versuchte sie mich mit einem: "So schlimm war es doch gar nicht", aufzumuntern. Natürlich konnte ich sehen, dass sie ein Lachen noch so gerade zurückhalten konnte.
Dan nahm mich nicht mehr als Vorzeigeperson, was mich nicht sonderlich überraschte. Hoffentlich hatte ich ihn nicht verschreckt.

Nach diesem überaus erfolgreichen Training schlüpfte ich schnell in meine Converse, schnappte mir meine Tasche und Jacke und verließ die Turnhalle. Ich wollte hier so schnell wie möglich raus, nicht, dasDoch noch jemand anderen verletzte.

"Sophie, warte doch mal." Hört ich Jem von hinten rufen. Ich drehte mich um. Eigentlich hatte ich erwartet nur Jem zu sehen, doch neben ihr ging Jamie.

Er zog sein iPhone hervor und machte sich daran zu schaffen, während er neben Jem her ging. Natürlich würdigte er mich mal wieder keines Blickes, warum auch?

Jem hackte sich bei mir ein. "Na, was sollen wir machen? Ich glaube nämlich, dass wir jetzt Pause haben." Fragte sie mich. Ratlos zuckte ich mit den Schultern.
"Gehen wir doch in die Lounge, ich muss jetzt erstmal sitzen." Schlug ich vor.
"Klar, warum nicht?" Stimmte Jem mir zu. Jamie folgte uns teilnahmslos, da er immer noch auf sein Smartphone stierte.

•••

Wir setzten uns in eine Sitzecke. Ich saß neben Jem, Jamie uns gegenüber in einem Sessel. Eine junge Frau betrat die Lounge und steuerte auf uns zu. Sie hatte drei Mappen in der Hand.

Die begrüßte uns, dann drückte sie jedem eine der besagten Mappen in die Hand. Es Waren die Drehbücher für Folge zwei bis fünf.
Na super, dann kann das Auswendiglernen losgehen.
Ich steckte die Mappe in meine Tasche, zu dem bereits vorhandenen Drehbuch der ersten Folge.

"Leute, ich gehe kurz ins Bad. Wartet hier." Beorderte Jem uns.
Ich nickte nur, super, jetzt sitze ich hier mit ihm, alleine. Er blätterte immer noch in der Mappe. Ich saß etwas hilflos auf meinem Platz und starrte Löcher in die Luft.

Ich hatte Jamie schon oft mit Robert oder Lee gesehen. Eigentlich war er einer, der viel lacht, Späße macht und immer gute Laune hat, doch wenn ich in seiner Nähe war, verhielt er sich anders.
Vielleicht sollte ich ihn irgendwann mal fragen, sonst könnten wir uns einen harmonischen Dreh komplett abschminken.

Ich kramte nach meinem Handy, doch konnte es in der Tasche nicht finden. Hoffentlich war ich nicht so dumm gewesen und hatte es irgendwo liegen gelassen. Nach mehrfachem gründlichen durchwühlen meiner Tasche, konnte ich es unter einer kleinen Wasserflasche ausfindig machen.

Meine Mutter hatte mir an die zehn Nachrichten geschickt. Ich entschied mich, sie später zu lesen. Wahrscheinlich wollte sie sich nur vergewissern, dass ich noch lebe.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Jem endlich auch mal wieder. Ich platzierte mein iPhone auf dem Tisch. Sie rutschte neben mich und fragte mich mit einem etwas dämlichem Grinsen: "Also, um nochmal auf Kit Harrington zurück zu kommen. Du hast mir immer noch nicht erzählt wie er so ist?"
Ich fing an zu lachen, von Jamie hörte man nur ein verächtliches Schnauben.
"Entschuldige mal?!" Fuhr Jem ihn an, "sag nichts gegen ihn! Sonst hasse ich dich auf ewig!"
Jetzt konnte ich mein Lachen endgültig nicht mehr zurück halten. Es war das erste Mal, dass Jamie mich anschaute. Ich konnte seinen Blick spüren. Als ich ihn anschaute, war kein Hass oder Abneigung in seinem Blick.
Schnell wandte ich mich ab und beantwortete Jems Fragen zu Kit.

Was hatte Jamies Blick zu bedeuten?

Wahrscheinlich hatte ich mich geirrt, wie immer eigentlich wenn es um Jungs ging.

•••

Wir saßen mindesten schon über eine Stunde in der Lounge. Draußen hatte es Temperaturen gegen Null, doch hier drinnen wurde es immer wärmer.
Also zog ich meine Wolljacke aus und saß nur noch im T-Shirt da.
Jem wollte natürlich jedes kleine Detail über Game of Thornes wissen. Ich erzählte ihr gerne über das Set, die Locations und Schauspieler.
Sie war auch eine treues Thomas Brodie Sangster Fangirl. Deshalb gab ich ihr unser Streiche, welche Thomas und ich einigen, unteranderem Kit, gespielt hatten, zum besten.
Teilweise konnte sie vor Lachen kaum noch aufrecht sitzen, auch auf Jamies Lippen erschien manchmal ein Schmunzeln.

"Woher hast die Narbe?" Fragte Jem mich interessiert und deutete auf meinen Unterarm. "Ich hatte vor einem Jahr einen Autounfall." Antwortete ich zögernd, denn ich hasste es, diese Thema zu erwähnen.

Ein Entsetzten erschien auf ihrem Gesicht, auch Jamie schenkte mir nun seine Aufmerksamkeit.

Die Blicke der beiden ruhten erwartungsvoll auf mir.

I can't resist youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt