8. Nie wieder.

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Wenige Minuten später erreichten wir das Kino, Jem streckte uns gleich die Karten entgegen. Jamie nahm sie und musterte mich erneut.

"Wenn ihr euch noch Popcorn kaufen wollte, müsst ihr dahin gehen." Sie verwies auf einen Tresen, welche hinter einer Ecke verschreckt war.
"Rob und ich gehen schon mal rein!" Rief sie uns nach. Ich nickte nur stumm. Im Moment war ich wirklich nicht in Kinostimmung, dann auch noch ein Horrorfilm.

Da kann der Spaß dann ja beginnen.

Wortlos stellte ich mich in die Warteschlange. Jamie stand dicht neben mir, er schien bemerkt zu haben, dass es mich vorhin sehr mitgenommen hatte, alles zu erzählen.

Doch seither verhielt er sich anders, als die erste Woche. Seine Blicke waren nicht mehr so hart und verachtungsvoll. Vorsichtig legte er seinen Arm um mich und drückte mich leicht an sich.
Es fühlte sich gut an, zu gut um wahr zu sein.

Als wir an der Reihe waren, bestellte Jamie mir eine Cola light und Popcorn mit. Kraftlos folgte ich ihm zum Kinosaal. Mich übermannte die ganze Anstrengung vom Dreh, der Stress und meine Gedanken.

Ich weiß nicht, was plötzlich in Jamie gefahren war, doch er ergriff sanft meine Hand und zog mich hinter sich her.
Anstatt sie loszulassen, klammerte ich mich förmlich an sie.

Während wir durch die Gänge irrten, schwieg Jamie.

Endlich beraten wir den Kinosaal, die Werbung lief schon. Außer Jem und Robert waren noch drei weitere Personen anwesend.
Es glich einer Privatvorstellung. Ich ließ mich neben Jem nieder, welche mich mit einer überschwänglichen Umarmung in Empfang nahm.
"Angst?" Fragte sie mich mit einem lustigen Grinsen.
"Geht." Log ich, denn ich merkte, wie die Panik in meinem Körper überhand nahm.
Robert, welcher anscheinend auch ein Fan von dieser speziellen Art des Filmes war, spekulierte, was die mögliche Handlung sein könnte.

"Geht? Mir sieht es danach aus, als ob du nach den ersten zehn Minuten schreiend den Saal verlassen wirst." Flüsterte mir Jamie ins Ohr, als seine Nase mein Ohr leicht streifte, spürte ich sein Piercing.
Entsetzt schaute ich ihn an, konnte man es mir so ansehen?
Ich öffnete den Mund, schloss ich jedoch wieder. Jamie deutete meinen verzweifelten Versuche, eine Ausrede zu finden, als eine stumme Zustimmung.
"Keine Sorge, ich bin bei dir, falls irgendein Wesen aus der Leinwand springt." Neckte er mich.

Als Antwort schieß ich ihn von mir weg. "Das werden wir ja sehen!" Konterte ich.
"Leise! Es geht loooos!" Verkündete Jem aufgeregt.

Jamie hatte Recht behalten.

Nach den ersten zehn Minuten wäre ich am liebsten schreiend rausgerannt. Doch diesen Erfolg wollte ich ihm nicht gönnen, stattdessen verkrampfte ich mich bei jeder Szene immer mehr in meinem Sitz.
"Wenn es dir nicht gefällt, kannst du auch raus gehen. Ich nehme dir das echt nicht übel, der Film setzt selbst mir zu." Flüsterte Jem zu mir rüber. "Ich werde es mir überlegen." Flüsterte ich noch leiser zurück.
Eigentlich hatte ich die Entscheidung schon getroffen. Bei der nächsten grenzwertigen Szene gehe ich raus.
Diesen Film tue ich mir nicht länger an.

Meine Szene ließ nicht lange auf sich warten, als die Woman in Black auftauchte, schnappte ich meine Tasche und verließ den Saal.
Die leere Popcorntüte schmiss ich in einen Müll. Das Popcorn hatte bei spannenden Szenen, wie eine Bagger, in mich hineingeschaufelt.

Die schwere Metalltür fiel hinter mir ins Schloss, trotzdem fuhr ich herum. Dieser Film hatte mich eindeutig verstört.
Ich atmete tief durch und steuerte dann auf den Ausgang zu.

"Sophie? Wo willst du hin?" Hörte ich Jamies Stimme von weitem. "So weit weg wie möglich von diesem Film!" Antwortete ich ihm etwas zu laut, denn einer der Angestellten schaute mich strafend an.
Ich hielt weiter meinem Kurs zum Ausgang.
Draußen angekommen, überrumpelte mich die eisige Kälte.
Ich begann zu zittern an, woran auch dieser verdammte Film Schuld war.
Wieso bin ich da bloß reingegangen?!

Jamie gesellte sich zu mir. Bevor er irgendetwas sagen konnte, merkte ich stolz an: "Ich habe es eine halbe Stunde ausgehalten!"
Seine Reaktion war ein herzhaftes Lachen.
"Lach nicht über mich!" Befahl ich ihm entrüstet, doch er hatte auch recht. Ich war wirklich zum Lachen.

"Du kannst ruhig wieder rein gehen, ich komme alleine klar."

"Sicher, du schaust erst vorsichtig um jede Ecke, um zu schauen, ob sich dort jemand versteckt, danach biegst du erst ab." Machte er sich über mich lustig.

"Hey! So paranoid bin ich wirklich nicht."

"Doch, komm wir gehen solange in den Starbucks um die Ecke." Schlug er vor.
Stimmt, daran hatte ich gar nicht gedacht, dass wir uns die Zeit vertreiben mussten, bis die anderen aus dieser Zumutung von Film zurückkamen.

"Klar, wieso nicht." Bestätigte ich seinen Vorschlag. Ich verbrachte während dem Dreh von Game of Thrones sehr viel Zeit im Starbucks. Meistens mit Thomas Brodie Sangster oder Kit Harrington. Ich konnte sogar die diversen Kaffees schon auswendig.

Ja, ich bin ein Freak, aber das weiß ich schon längst.

Jamie und ich verbrachten noch eine lustige Zeit im Starbucks. Ich gab vor, als wir uns etwas bestellten, dass ich die Karte erst studieren müsse. Ich wollte auf gar keinen Fall, dass es diese Information über mich kannte.
Es war mir peinlich.

Wir holten Jem und Rob am Kino ab. Die beiden schwärmten natürlich von diesem glorreichen Film, den man als Fan gesehen haben muss.

Ein Glück war ich kein Fan.

Ein Wagen brachte uns zurück zu unseren Bungalows. Im Auto nickte ich an Jamies Schulter ein, dieser weckte mich sanft, als wir unser Ziel erreicht hatten.

Jem und Rob waren schon wieder außer Sichtweite.

"Gute Nacht." Verabschiedete Jamie sich und drückte mir noch vorsichtig einen leichten Kuss auf die Wange.
Total überrascht von seiner Aktion nuschelte ich ihm noch schnell ein "dir auch" zu und verschwand dann im meinem Bungalow.

Was war da heute zwischen Jamie und mir passiert?
Was zur Hölle war in mich gefahren? Was passiert, wenn irgendwas zwischen uns nicht klappt? Ich meine, wir haben mehrere Staffeln vor uns.

Immer noch verwirrt legte ich mich ins Bett.

I can't resist youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt