Richter*

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*in diesem Kapitel wird die Sichtweise gewechselt.

Mario
Die Kleine muss sich das nicht ansehen. Geld habe ich in Hülle und Fülle Zuhause. Essen kann man bestellen. Aber den Typen laufen lassen? Das kann ich nicht. Vor dem Laden parkte ich und stieg aus. Ich folgte der schmalen Blutspur. Ich lief nicht weit. Nur bis zu einer kleinen Hornzsche um die Ecke. Ein Pub Schild hing darüber. Der Name kaum noch lesbar. Ich ging hinein. Keine Menschenseele da. Nur im Hinterraum Geräusche. Ich ging so leise es die alten Dielen erlaubten nach hinten und schaute in dem hässlich schwach beleuchteten Raum umher. Die reinste Asihöhle. Weiter hinten hörte ich zwei Männer reden. Ich ging hin und erblickte den widerlichen Schmalhans aus dem Laden mit einem dicken alten Mann. Das hieß nun also warten. Ich setzte mich in eine dunkle Ecke des vorderen Zimmers und lauschte. Nach 2 Stunden etwa verabschiedete sich der jüngere und ich hörte seine Schritte näher kommen. Ich ließ ihn den Pub verlassen und folgte still bis nach draußen solange der alte Mann noch im Hinterzimmer war. Ich nutzte die Gelegenheit und ergriff ihn von hinten. Mit einem Schlag nahm ich ihm das Bewusstsein und schliff ihn zum Auto. Er wollte mein Mädchen? Kann er haben!

Ich brachte ihn nach Hause und rief auf meinem Festnetz an um die Kleine zu erreichen. Sie ging nicht ran. Ich parkte hektisch an der Seite und schaute mir die Kameraaufnahmen meines Hauses an. Erleichterung machte sich breit. Sie lag mit Kyron auf dem Sofa und schlief. Umso besser. Ich brachte den Kerl nachhause. Der einzige der mir entgegen gerannt kam war Kyron. Ich bedeutete ihm leise zu sein und abzugehen. Sein Zwinger im Garten würde jetzt anderweitig besetzt. Ich schmiss den Typen hinein und nahm ihm alles ab. Er lag nackt in einem Käfig und somit in meiner Hand.
Ich ging erstmal rein und schaute nach Anna. Sie war wach aber noch duselig. "Guten Morgen du Schlafmütze. Konntest du etwas ausruhen?" fragte ich und setzte mich zu ihr. "Ja. Kyron hat mit mir gekuschelt!" erzählte sie mir ganz aufgeregt. "Na siehst du! Geht doch!" antwortete ich ihr. "Hast du Essen mitgebracht?" fragte sie und sah mich mit großen Kulleraugen an. "Nein. Wir bestellen uns später was. Ich habe kein Essen geholt. Ich habe etwas anderes geholt." sagte ich und schaute Richtung Zwinger. Ich gab ihr seinen Personalausweis. "Das ist der Kerl. Ich sagte wir brauchen keine Polizei. Ich bin schneller, besser, kreativer und gründlicher." erklärte ich mich. Sie sah auf den Pass, las seinen Namen und fragte sofort wo er sei und was ich mit ihm getan hätte. "Er liegt in Kyrons Zwinger im Garten. Er ist nackt. Ich habe ihm alles genommen. Möchtest du ihn sehen?" fragte ich. Zu meinem Erstaunen nickte sie entschlossen.

Ich führte sie hinaus. Am Zwinger angekommen fragte sie mich "Was hast du mit ihm vor?". "Das wollte ich dich fragen. Ich gebe dir jede Gelegenheit. Ich unterstütze dich." erklärte ich ihr. Sie wollte ihn sehen also ging ich mit ihr hinaus zum Zwinger. Er war noch bewusstlos. "Können wir ihn wecken?" wollte sie wissen. "Können wir. Wieso?" erkundigte ich mich. "Ich will dass er mich sieht." sagte sie entschlossen und trat ein paar mal gegen die Gitterstäbe. Ich ging zu ihm rein und weckte ihn halb, ging wieder hinaus und schloss zu. Benommen erwachte er und richtete sich auf. Der erste den er sah war ich. "Du krankes Schwein..." murmelte er. "Wenn ich hier raus bin sitzt du hinter Gittern!" zischte er drohend. "Ob und wie du hier rauskommst... entscheidet sie." lachte ich und trat beiseite sodass sein Blick auf Anna fiel. Sie trat an den Zwinger heran. "Hilflos? Und wehrlos also? Schwach? DU bist wehrlos. Und so hilflos." sagte sie und gewann auf einmal all ihren Stolz zurück. "Ich weiß noch nicht was ich mit ihm machen will." sagte sie schnippig, machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Terasse.

"Du hast Glück. Für heute." sagte ich zwinkernd zu ihm. Ich ließ ihn zeternd zurück und folgte Anna. Sie stand einen Moment lang stillschweigend am Tresen. Dann drehte sie sich zu mir, kam vorsichtig doch entschlossen auf mich zu. "Danke. Dass du ihn mir gebracht hast." sagte sie ernst. Ich war verwundernd. Dass sie kein Engel ist, war mir bewusst. Aber diese Rachsucht verblüffte mich. "Hier haben wir ihn wenigstens in der Hand. Hier bist du die Richterin. Du kannst ihn sterben lassen. Oder ihn benutzen." antwortete ich und zwinkerte ihr zu. "Er wird nicht sterben. Nicht bevor er gelitten hat. Er soll Panik, Verzweiflung, Scham, Demütigung, Schmerz, Trauer, Wut, Angst und Todeswunsch durchleiden. Dann... kann er Hunger, Kälte, Ekel, Durst und Krankheit erleiden, bis sich sein Todeswunsch erfüllt." sprach sie, schaute ernst nach draußen, doch über die Wange kullerte ein Tränchen. Sie war verletzt, gekränkt und gedemütigt. "Überstürze nichts" sagte ich lachend. "Wir bestellen uns erstmal was zu Essen. Und morgen sehen wir weiter." sagte ich und streichelte ihren Kopf. Mein kleiner Racheengel.

StockholmWhere stories live. Discover now