𝐅𝐨𝐮𝐫𝐭𝐞𝐞𝐧

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JK drückte die fast unsichtbare Türklinke herunter und hielt mir anschließend das schwere Holz offen. „Ich bin zwar Gentleman aus Leidenschaft, doch würde ein Danke mir ausserordentlich zusprechen."
Fast meinte ich ihn Grinsen zu sehen, doch ich ließ auch diese Aussage an mir vorbei schweben.

Als ich den Raum betrat, erkannte ich zwei schlafende Mitglieder, während der Rest immer noch an einem unbefangen Gespräch festhielten. Sobald ich und JK zu Gesicht kamen, unterbrachen sie ihre Konversation und schenkten uns ihre volle Aufmerksamkeit. Ausnahmsweise passte es mir gar nicht, dass man mich nicht für luftige Masse erklärte.
„Was hat das den so lange gedauert? Habt ihr etwa noch etwas anderes gemacht, außer Fangen spielen?", kam es aus Yoongis rosafarbener Mundhöhle, die ich liebend gerne mit einem Tuch voll gestopft hätte.
„Er hat lange gebracht, die Tür anzustarren.", meinte JK ohne etwas anderes zu erwähnen. Er setzte sich auf die Lehne des Sofas und ließ seine autoritäre Aura raushängen. Augenverdrehend blieb ich unbemerkt in der Nähe der Tür stehen. Ich hatte nichts dagegen, einen weiteren Fluchtversuch zu starten, sollte es von Nöten sein.

„Lass uns etwas ausruhen und morgen weitersehen."
Die Stimme des Anführers übertönte die harmonische Stille, die in dem Raum herrschte.  Ein allgemeines müdes Nicken war die Folge, bevor das Ungeheuer aufstand und sich die Hose abklopfte. „Ich hatte vorhin einen Fuchs gefangen. Daraus mache ich uns eine köstliche Suppe." Begeisterung erfüllte seine kleinen Knopfaugen.

Der große Mann musste sich etwas bücken, um stehen zu können. Er drehte sich um und lief in meine Richtung, um dann aus der Tür raus zu maschieren. Natürlich nicht ohne mir noch einen eindeutigen Blick zuzuwerfen.
Kurz überlegte ich, das Messer auf der Küchenablage zu holen und es ihm zwischen die Augen zu rammen, damit er nicht mehr im Stande war, mich je wieder auf meinen Körper zu beschränken.
Doch ich ließ es vorerst bleiben.
Wieder ergatterte eine gewisser Schwarzhaariger den Vorrang in meinen Gedankenhaufen. Als hätte er sich eine Dauerkarte gekauft, drehten sich all meine Überlegungen um ihn. Wenn er seinen Arm auf den Rücken der Couch legte, wenn sich seine Augen etwas aufhellten, sobald Yoongi etwas doofes von sich gab, selbst wenn er einfach nur seine Brauen zucken ließ, bekam ich es mit. Nichts entging meinen Augen. Es war unerträglich.

Kurze Zeit später kehrte der Riese zurück und hielt abermals den Leib des Fuchses in seinen Pranken. Automatisch verzog ich bei den Anblick des toten Tieres mein Gesicht. Der Gedanken, dass dieses ehemalige Lebewesen gleich zu einer Suppe verarbeitet werden würde, ließ mir ein Schaudern aus Kälte den Rücken runterlaufen. Wie gerne ich auch auf etwas weniger totes zum Essen bestehen wollte, verstand ich die Gründe, die es unmöglich machten.

Ich sah den Mann zu, der so wagemutig in der Küche hantierte. Freudig wirbelte das Ungeheuer mit dem Messer in der Luft herum und sorgte bei mir für eine unglaubliche innere Anspannung. Mich würde es nicht stören, wenn der Vielfrass sich aus Versehen einen Finger abschnippeln würde, der dann in seiner Suppe landen würde.
Überrascht von meinen eigenen finsteren Gedanken, nahm ich mein Augenmerk von ihm und traf sofort auf JKs Edelsteine. Eine Sekunde hielt er den Blickkontakt, bevor er sich seinem Gesprächspartner zuwendete. Hatte er mich etwa beobachtet?

Mein Herz schlug bei dem Gedanken ganz wild. Alles in mir drängt, zu erfahren, welche Gefühle er vorspielte und welche er tatsächlich empfand. Gäbe es doch nur eine Lektüre über JK, die mir helfen würde, ihn zu verstehen. Bücher verstand ich. Schrift ließ sich lesen.

Der Riese füllte etwas der dickflüssigen Cream in acht Schalen und reichte sie dann den Mitgliedern. Auch mir hielt er eine hin, die ich mit zitternden Fingern entgegen nahm. Anschließend kehrte ich zu meinem Platz zurück, auf den ich mich schlussendlich nieder ließ. Yoongi weckte Jimin und Namjoon, damit auch sie ihren Magen mit etwas essbarem füllen konnten. Abgesehen von dem eifrigen Klappern des Geschirrs herrschte Stille in der winzigen Hütte.

Ich war ziemlich froh, nicht die gesamte Prozedur mitbekommen zu haben, sonst würde ich den Inhalt des Tellers wahrscheinlich lieber gegen die Wand schmeißen. Kurz starrte ich die Suppe an, als ich jedoch nichts bestimmtes entdecken konnte, tauchte ich den Löffel ein. Ich hatte mein Leben lang Fleisch gegessen, was stellte ich mich auf einmal so an? Vielleicht realisierten Menschen die Dinge erst, wenn man sie ihnen aussetzt. Mit einem vor Hunger geplagten Magen probierte ich die zubereitete Masse.
Ein schauriger Pelz legte sich auf meine Zunge, doch hatte mein Kopf mehr Einfluss darauf, als meine Geschmacksknospen. Der pure Ekel, verkörpert in einer Welle aus unsichtbaren Spinnen, stieg meine Magenwand entlang.

„Dien, das ist köstlich.", meinte Jimin begeistert. Unbemerkt zog ich meine Augenbrauen zusammen und widersprach somit dem Kleineren leise. Unabhängig meines widerspenstigen Kopfes glitt immer mehr der Suppe, mit den unbekannten Inhaltsstoffen, meine Speiseröhre hinab. Hierbei handelte ich aus dem leidlichen Grund des Überlebens.

Der Raum besaß keine Fenster, doch sagte mir mein Gefühl, dass die frühe Nacht hereingebrochen war. Auch meine Glieder schrieen nach Schlaf, als wäre er ihr Erlöser. Die leere Schale fand einen Platz an meiner Seite auf dem Boden, während mein Rücken sich an der Wand gelehnt immer mehr entspannte. Die Kraftlosigkeit fütterte meine Gelenkte und auch meine Augen verlangten nach der Dunkelheit. Ungehindert meiner Situation kam ich den Befehlen meines eigenen Körpers nach und triftete immer weiter in Richtung Traumwelt. Bis ich plötzlich vollkommen umgeben von der ruhigen Schwärze war.

Gerade als das Ungeheuer auf mich zustürmte, wachte ich mit klopfendem Herzen auf. Meine Augen wurden von einem dunklen ruhigen Raum umfangen. Erst jetzt, nachdem ihr Licht längst nicht mehr brannte, bemerkte ich die Menge an Kerzen, die überall im Zimmer verteilt waren.

Tief hauchte ich die Erinnerungen an meinem Albtraum aus meinen Lungen und schloss meine Augen. Es war mitten in der Nacht, vielleicht bekam ich ja noch etwas von dem schwerverdienten Schlaf?
Schon immer trieben mich Träume über menschliche Monster in der Nacht vor sicher her. Doch auch am Tag ließen mich der Albtraum nicht in Frieden und das schon lange vor der Zeit im Kerker.

Ob Evin zumindest mal an mich gedacht hatte? Und wo war mein dritter Bruder, Henry? Am liebsten wollte ich mir selbst ins Gesicht schlagen, für die Sorgen, die ich mir immer noch um meine Brüder machte.
„Also, was hast du für uns?" Für einen kurzen Augenblick hörten alle Organe in mir auf zu arbeiten, als JK mich aus meinem Gedankenchaos holte. Kurzfristig war ich überrascht, wie schnell er von meinem Erwachen Wind bekam, doch er sprach nicht mit mir. Er redete mit dem Ungeheuer, das selbst in meinen Träumen Füchse köpfte.

„Ich habe einen Kontaktmann. Er arbeitet auf dem Deck eines Schiffes, welches euch nach Traljan bringen kann. Von dort aus könnt ihr weiter Richtung Westen gehen."
Traljan? Eine kleine Spalte einer unbekannten Tür, gefüllt mit vergessenen Informationen, öffnete sich, doch nur so weit, dass mir der Name in gewisser Masse bekannt vorkam. Wo hatte ich schon mal von Traljan gehört?
„Und wie finden wir deinen Kontaktmann?" Man konnte die Zweifel in JK deutlich heraushören. Ich stellte mir vor, wie er die Stirn graus zog und sich seinen Gedanken, um die Sicherheit seiner Männer, hingab.
„Keine Sorge. Ich erkläre dir das schon morgen. Aber auch du solltest dir etwas Schlaf gönnen. Körper haben auch ihre Kapazität."
Verwirrt zuckte meine Augenbraue, über die Weisheit des Riesen. Er schien zu JK total verändert. Mit einem Murren legte sich der Jäger meines Herzens auf den harten Boden. Ich meinte, ebenfalls das Ungeheuer zu vernehmen, wie es sich einfach auf dem leeren Tisch breit machte. Dass das brüchige Holz überhaupt noch in seiner Gänze existierte, gehörte ebenfalls zu einen der ungelösten Fragen in meiner vollgestopften inneren Bibliothek.

Fünf Minuten später traute ich mich und öffnete langsam meine Augen. Flach tauschte sich die verbrauchte Luft mit der Neuen aus.
Ich suchte die Dunkelheit nach einem Mann ab und fast führte ich einen Freudentanz auf, als ich JKs Leib entdeckte. Mit dem Rücken lehnte er am Sofa und blickte starr gerade aus. Erschreckender weise schien er noch immer zu den Schlaflosen zu gehören.
Ich verlangte von meinen Augen, sich zu schließen, um mein Wachsein geheim zu halten, doch sie weigerten sich. Ich konnte mich nicht von seinem Anblick lösen.
Ich beobachtete JK genau und konnte die Trauer in seinen funkelnden Edelsteinen erkennen. Wieso konnte er mir bloß nicht verraten, was ihn ihm vorging?
„Willst du mich in Grund und Boden starren?"
Oh.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora