II

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Auch wenn Hyunjin froh darüber sein sollte, dass Felix sich für ihn eingesetzt und Jisung zum Schweigen gebracht hatte, trieb es nach wie vor die Angst in ihn. Zwar war er nicht mehr in Changbins Klasse gewesen, dass er aber weiterhin zu leiden hatte, weil er jetzt in der Klasse seines besten Freundes war, machte es ihm auch nicht wirklich einfacher. Allgemein hatte er seine Ferien zu Hause verbracht, um keinen einzigen Menschen sehen zu müssen, abgesehen von seinen Eltern. Am Schuljahresende wurde nämlich das Geheimnis gelüftet, in welche Klasse er kam. Dass er dann aus gerechnet in die kam, die keinen sonderlich guten Ruf hatte, weil er nicht der Einzige sein würde, der mit Mobbing zu kämpfen hatte, war keinesfalls ein Segen gewesen.

"Was denn? Scheinbar will er gemobbt werden, sonst hätte er dir Schule schon längst gewechselt.", seufzte Jisung. Direkt verkrampfte sich Hyunjin. Seine Eltern wussten von all dem nichts. Er traute sich einfach nicht, darüber zu reden. Es war ihm peinlich und gleichzeitig hatte er den Gedanken, dass auch sie ihn auslachen würden, obwohl dem definitiv nicht der Fall sein würde. Er wollte einfach keinem zur Last fallen, denn das war er schon genug. Seine Mutter sagte ihm dies nie, aber man konnte es an ihrem Blick sehen, den er schon geschenkt bekam, seitdem er in die Schule gekommen war. Nie hatte er Freundschaften schließen können, weil er zu introvertiert war, um auch nur ansatzweise den ersten Schritt zu machen. Alle hatten Freunde, außer er. Und seitdem er in die Oberstufe gekommen war, merkte er erst recht, wie einsam er war. 

Die Einsamkeit hatte er sich allerdings selbst ausgesucht, weil er mit Menschen nie klar kam. Seine Angst war zu groß gewesen, als dass er sich hätte vor irgendjemanden öffnen können. 

"Niemand gibt dir das Recht, du Volltrottel und es macht dich auch zu keinem besseren Menschen, viel eher zu einem Schlechten." Auf Felix' Aussage zuckte der Blonde nur mit seinen Schultern und wandte sich dann seinem Handy zu. Als der Australier sich umdrehte, Hyunjin mit einem sanften Lächeln anschaute, wurde ihm direkt übel. Diese ständige Aufmerksamkeit machte ihm zu schaffen.
"Mach dir keine Sorgen. Den Idioten krieg ich auch noch dazu, dass er dich in Ruhe lässt." Nur irgendwie konnte der Ältere seinen Worten nicht ganz vertrauen, weil es sich eher anfühlte wie eine Lüge, die ihm erzählt wurde. Mit roten Wangen nickte er nur, hoffte sinnlichst, dass er in Frieden gelassen wurde. 

Zum Glück kam dann auch der Lehrer in den Raum, begrüßte alle zum neuen Schuljahr und beredete alle organisatorischen Dinge. Normalerweise bestanden Lehrer darauf, dass sich neue Schüler der Klasse vorstellten. Da vielen von ihnen Hyunjin ein Begriff war, zwar nicht im positiven Sinne, beließ er es dabei. Das kam ihm natürlich zu gute, denn so konnte ihm keinesfalls die Möglichkeit gegeben werden, dass man gegen ihn schoss und zugleich kam es ihm so vor, als hätte sein neuer Klassenlehrer etwas gegen ihn und vermieste ihm um einiges seines Stimmung, die sowieso seit heute Morgen im Keller war. 

Als es dann zur Pause klingelte, die Schüler den Raum wechseln mussten, um in einen Fachraum zu gehen, wurde Hyunjin wieder einmal schlecht. Blicke, Menschen, Aufmerksamkeit. All das hasste er und doch nahm ihm keiner diese Last ab, sodass ihm fast schwindlig wurde, als er im Flur stand, um sich an den vielen Schülern vorbei zu schlängeln. 

"Wenn du nicht zu läufst, lauf dich dir gleich in die Hacken, du Pussy", vernahm er eine genervte Stimme hinter sich, die ihn so sehr erschreckte, dass er zusammenfuhr und sich zusammengekauert auf dem Fliesenboden wiederfand. Natürlich hatten alle seine Reaktion mitbekommen, sodass er viel zu lautes Gelächter verschiedener Personen wahrnehmen konnte, was ihm sein Herz zerbrach. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, während ihm Tränen in die Augen stießen. 

Hyunjin wollte nichts mehr, als in diesem Moment zu verschwinden. 

"Sag ich doch, Pussy.", hörte er von derselben Person, die ihn direkt trat, sodass der Brünette auf seinen Hintern fiel und ein leises Schluchzen über seine Lippen kam. Wieder einmal wurde er zur Schau gestellt und als er seinen Kopf aufrichten konnte, vernahm er die Statue seines ehemaligen Klassenkameraden: Changbin. 

Wieso konnte man ihn einfach nicht in Frieden lassen? 

𝗟𝗶𝗴𝗵𝘁 ✧ HYUNLIXWhere stories live. Discover now