Kapitel 8

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Gerüchte um die neue Superheldin verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Schon bald wusste ganz Paris, dass es Blue Marlin gab.
Und Lillie fragte sich nur, ob diese Leute tatsächlich keine Nachrichten schauten oder einfach zu engstirnig sind, um sich klar zu werden, dass es auf der ganzen Welt verteilt Miraculous' zu finden gab. Von London bis Paris bis New York. Superhelden waren überall auf der ganzen Welt verteilt. Teilweise unentdeckt, jedoch war es offensichtlich, dass es diese besonderen Menschen weltweit zu finden gab.

Es war eigentlich ein ganz normaler Schultag, bis Marinette ins Klassenzimmer hineinstampfte und sich brodelnd neben Alya setzte. Sie fing lautstark an darüber zu sprechen, dass sie Blue Marlin absolut nicht vertraute und Ladybug vollkommen in ihren Handlungen verstehen konnte. Die rote Heldin gab nach dem Angriff von Phoenix noch ein Interview über die Ereignisse. Natürlich ließ sie ihren Unmut über Blue Marlin nicht aus.

Lillie verdrehte nur die Augen und gähnte. Irgendwie konnte sie nicht ganz nachvollziehen, warum Ladybug und Marinette so gegen sie waren. Sie hatte doch nur geholfen und die Situation mit Phoenix deeskaliert.
Mit dem Blick aus dem Fenster versuchte sie all die negativen Kommentare über ihr anderes Ego zu verdrängen. Immerhin weiß sie besser als alle anderen hier, wie gefährlich Phoenix ist und dass Ladybug und Chat Noir keine Ahnung haben, mit wem sie es hier zutun hatten. Aber was kann Lillie schon tun? Die rote Heldin vertraute ihr nicht. Sie will ihre Hilfe nicht. Und das respektierte Lillie. Noch.
Irgendwann würde Ladybug sie brauchen, ihr vertrauen und sie als Verbündete ansehen.
Nur fragte sich die junge Tänzerin was Phoenix' weiterer Plan hier in Paris eigentlich war. Ihr war klar, dass ihre Feindin ihr Miraculous wollte. Ihr war klar, dass sich ihre Feindin mit Hawk Moth verbünden wollte.
Aber was dann? Was war das Gesamtbild? Und noch mysteriöser: Warum wollte Phoenix das Wasser Miraculous?

Tatsächlich konnte sich Lillie nach so vielen Jahren keinen Reim draus machen, warum sie das Miraculous brauchte. Diese Frage war so fest in ihren Kopf eingebrannt, dass es schon fast unmöglich war den Gedanken zu verbannen.

„Guten Morgen! Heute habe ich eine tolle Nachricht zu verkünden!", rief Madam Bustier glücklich, als sie ins Klassenzimmer kam und riss Lillie aus ihren Gedankenstrom. Sie war tatsächlich dankbar, dass der Unterricht losging und atmete erleichtert aus.

„Lila ist vor kurzem aus ihrem Auslandssemester in England zurückgekommen und wieder an unserer Schule!"

Die gesamte Klasse war leise.
Bis auf Marinette, welche ihren Unmut ohne Scheu äußerte: „Großartig. Hat sie auch mit der Queen Tee getrunken?"

Doch sofort nach dem Kommentar und etwas Gelächter wurde ihr bewusst, was sie da sagte und vergrub ihr hochrotes Gesicht in ihren Händen.

Diese Lila erwiderte gelassen: „Ach Marinette, natürlich nicht, ich habe nur ihre Wachsstatue im Madame Tussauds gesehen."

Lillie war etwas verblüfft darüber, wie ähnlich ihr das Mädchen sah. Sie hatte ebenfalls braunrote Haare, die zu einem tiefen Zopf gebunden waren. Ein dichter Pony umrahmte ihr markantes Gesicht und betonte die stechend grünen Augen. Von Hinten würde man die beiden fast nicht auseinanderhalten können. Jedoch umhüllte Lila eine seltsame Aura, welche Lillie noch nicht identifizieren konnte. Doch allein die Tatsache, dass Marinette eher negativ auf sie reagierte, gab Lillie ein vertraut schlechtes Gefühl.

Madame Bustier ergriff nun wieder das Wort: „Marinette, bitte. Nun gut. Lila, du kannst dich neben Lillie setzen. Sie ist unsere neue Schülerin aus England. Ihr könnt euch bestimmt über das Land und eure Erfahrungen dort austauschen, das würde euch beiden doch ganz gut tun, oder?"

Lila blickte die junge Tänzerin an und lächelte schelmisch. Ihre grünen Augen durchbohrten Lillies Seele doch sie wusste nicht, was ihre Intentionen dabei waren. Irgendwie hatte Lillie jedoch kein gutes Gefühl dabei und wollte mit diesem Mädchen tatsächlich nur das Nötigste zutun haben.

„Das klingt hervorragend, Madame Bustier! Ich freue mich unendlich wieder hier zu sein und unsere Mitschüler nach all der Zeit wieder zu sehen!", schnurrte sie vor sich hin und beäugte vor allem Adrien besonders bei ihren Worten.

Marinette allerdings konnte wütender kaum sein. Ihr Gesicht war komplett rot, wie eine überreife Tomate. Die Eifersucht in ihr drohte überzukochen, doch Alya brachte sie glücklicherweise wieder runter, bevor sie etwas tun würde, was sie bereute.

Die angespannte Stimmung war in der gesamten Klasse deutlich spürbar. Viele mochten Lila, viele aber auch nicht und dass offensichtlich sogar Chloe etwas gegen sie hatte musste was heißen. Sie starrte die Schülerin mit der gleichen Abscheu an, wie Marinette. Ein Wunder, dass die blondhaarige nichts zu Lila sagte.

Nach einigen unangenehmen Momenten räusperte sich die Lehrerin und bat die zurückgekommene Austauschschülerin erneut zu ihrem Platz zu gehen.

Sie warf ihr langen Haare zurück und stolzierte in die letze Reihe. Elegant schob sie den Stuhl zurück und ließ sich neben Lillie nieder.
Diese rang mit sich, ob sie etwas sagen sollte oder nicht. Doch letztendlich entschied sie sich dafür besser nicht mit Lila auf Konfrontation zu gehen.

„Also, hey. Ziemlich cool, dass du aus Engla-", begann die junge Tänzerin zu flüstern, um sich unvoreingenommen vorzustellen, als sie jedoch scharf unterbrochen wurde.

„Spars dir. Ich weiß er du bist und mehr muss ich auch nicht wissen. Lillie Blanché", erwiderte Lila bissig und spuckte die Worte förmlich einfach so hin. Sie öffnete ohne einen weitern Blick ihre Schulbücher, ihre Banknachbarin bewusst ignorierend.

Na das würde noch lustig werden.

~~~

„Marinette jetzt beruhig dich mal!", versuchte Rosé die Situation zu entschärfen, doch die Schwarzhaarige war in absoluter Rage gefangen.

Sie stampfte seit Minuten in ihrem Zimmer auf und ab. Eine Schimpftirade nach der nächsten.

„Oh nein! Lila ist eine Lügnerin! Sie ist falsch und böse und sie hat Lillie schon blöd angemacht und sie versucht sich Adrien unter den Nagel zu greifen und... und... Argh!", keifte sie mit einer Passion, die beinahe schon amüsant war.

„Und lass mich gar nicht erst mit dieser Blue Marlin anfangen! Die ist mindestens genau so schlimm! Ich will gar nicht wissen, was die noch zu verbergen hat! Sie ist bestimmt auch so eine Lügnerin und woher sollen wir wissen, dass sie nicht doch mit Hawk Moth Zusammenarbeitet? Ladybug hat vollkommen Recht ihr nicht zu vertrauen. Ich mein... warum ist sie überhaupt hier? Sie ist doch Londons Superheldin! Das macht doch überhaupt keinen Sinn!"

Lillie hatte sich aus Marinettes Monolog bewusst rausgehalten, da sie ihre Energie nicht ins entschärfen der Situation stecken wollte. Dies überließ sie guten Gewissens Rosé, Alya und den anderen Mädchen.
Doch bei ihrer anderen Identität hörte der Spaß auf.

Laut hörbar schlug sie ihr Schulbuch auf ihrem Schoß zu und erregte so die Aufmerksamkeit der anderen.

Nach einem langen Seufzer setze sie zum Sprechen an: „Sie ist hier, um Paris vor Phoenix zu beschützen. Ihr habt ja offenbar nicht mitbekommen, was alles in London wegen ihr abgegangen ist. Wenn Hawk Moth in... keine Ahnung, Shanghai wäre, würden Ladybug und Chat Noir nicht auch sofort zur Hilfe kommen? Wenn alle ganz genau wissen, dass die Beiden die einzigen sind, die ihn aufhalten können? Und genau das Gleiche macht Blue Marlin jetzt hier in Paris auch."

Sofort wurde Marinettes Ausdruck entspannter. Sie atmete langsam aus und biss sich kurz auf die Lippe.

„So hab ich das gar nicht gesehen, Lillie... Aber ja, vielleicht hast Recht. Ladybug und Chat Noir würden das Gleiche tun", gestand sie sich ein und setze sich nun auf den Boden neben Alya und Juleka.

Lillie lächelte sie sanft an und sprach: „Sei nicht zu hart zu dir selbst, aber auch nicht zu anderen. Du weißt nie, was jemand gerade durchmacht."

Und das stimmte. Weder Lillie noch Marinette wussten, mit wem genau sie eigentlich gerade sprachen und wie wichtig das für die gemeinsame Zusammenarbeit war.

Denn Phoenix war ebenfalls drauf und dran sich Verbündete zu holen und wo ginge das besser, als in Paris mit den berüchtigtsten Miraculous Haltern überhaupt?

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Miraculous - New WaveWhere stories live. Discover now