Das Herz der Fraktionen

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Es ist sieben Uhr und es sind noch ein paar Stunden bis zur Wahlzeremonie, als mir klar wird, dass dieses Loft ziemlich einsam ist.
Es ist zwar groß und schön und nicht so laut, da die Lofts der Leader, Techniker, Ausbilder und die Schlafräume der Ferox in einem anderen Gebäude sind als der Trainingsplatz und alles weitere.
Ich habe das Loft ganz für mich alleine sowie die anderen Ausbilder auch.
Manchmal schwebt mir nur einfach der Gedanke diesen großen, geräumigen Platz mit jemandem teilen zu können.
Okey ich höre jetzt auf  mit der Tag Träumerei und den albernen Gedanken.
Ich stehe auf und mache mich fertig um frühstücken zu gehen und ein weiteres Mal den Ablauf mit den anderen zu besprechen.
Nach dem Frühstück gehe ich noch hoch ins Loft um mich vorher noch zu rasieren und mich anzuziehen.
Ich will heute meine schwarze lockere Arbeiterhosen mit den geriffelten Motiven anziehen.
Dazu ziehe ich ein dunkelgraues T-shirt an und meine Ferox Jacke, die jeder bekommt wenn er zu uns kommt.
Dann gerade als ich meine Stiefel anziehe rufen die anderen, dass es losgeht.
Ich ziehe nur noch meine Schleifen fest und laufe zu den anderen.
Im Pit angekommen warten Lia und Ross schon auf mich.
„Bereit Four?"
„Lass uns endlich los!"
Ich bin überhaupt nicht scharf darauf dahin zugehen aber was soll man machen.
Mit noch circa 25 anderen Ferox Mitgliedern laufen wir los.
So wie es sich gehört starten wir natürlich vom Dach aus um auf den Zug zuspringen.
Und da kommt er auch schon angefahren.
Mit circa 70kmh rast er an uns vorbei und ich springe auf den dritten Waggon auf.
Dieser Zug hält nämlich für niemanden an.
Ich weiß noch ganz genau wie es war als ich das erste mal auf diesen blöden Zug springen musste.
Alle anderen waren schon beim ersten oder zweiten Einstieg im Zug und ich hab fast den letzten nicht bekommen. Zum Glück waren Tori und Amar da.
Als ich dann im Zug war haben mich alle angeguckt als hätte ich was im Gesicht. Alle haben sich gewundert wieso ich erst so spät im Zug war und ob ich aus einer anderen Frakrion geflüchtet sein könnte.
Ich dachte wirklich die wollen mich umbringen. Ich meine, man springt ja auch nicht aus fahrenden Autos.
Aber das gehört nun mal zu den Ferox dazu.
Und ich bin seit dem ersten Tag stolz einer zu sein. Auch wenn der Anfang es mir ein wenig schwer machte.
Aber das hat mir den Anreiz geboten mein Bestes zugeben. Und hier bin ich nun.
Ein Ausbilder der Ferox.
Während ich mich an meine eigene Wahlzeremonie erinnere sehe ich schon von weitem das riesige Gebäude mit der Glasfront.
Ein weißes Gebäude mit blauen Akzenten und einer riesigen schimmernden Glasfront. Darüber ein Silber und blau glänzendender Rahmen in den die Fünf Fraktionen eingraviert wurden sind.
Eine Flamme als Symbol der Ferox, die die Beständigkeit und den Mut repräsentiert.
Zwei Hände die sich einander reichen als Zeichen der Altruan, welche die Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit darstellen.
Sie sind zuständig für die Fraktionslosen.
Sie geben ihnen Essen und Klamotten und versuchen sie am Leben zu erhalten.
Ein Mensch, der in der Mitte durchteilt in zwei Farben ist und jeweils eine Wage mit Gewichten in der Hand hält. Dies ist das Merkmal der Candor. Diese Fraktion ist sowas wie das Gericht und ihr Wort ist Gesetz. Sie sind für ihre Gerechtigkeit und Ehrlichkeit bekannt.
Daneben ein Auge, welches für die Fraktion der Ken einsteht. Sie sind der Kopf der Gesellschaft. Sie beherrschen die Gabe der  Wissenschaft und Intelligenz.
Und schließlich noch die Amite. Sie kennzeichnet ein gewaltiger Baum voller Blüten und einer kräftigen Wurzel. Dies symbolisiert ihre Gutmütigkeit und dass sie niemanden für ihre Herkunft oder ähnliches verurteilen. Sie sind für ihre Zuvorkommende Art und Freundlichkeit publik.
Das gesamte Gebäude gehört zu einem der Ken- Häuser aber es wird für Allgemeines genutzt und ist somit das Zuhause des Rates und auch das aller Fraktionen.
Es wird auch als Herz der Fraktionen bezeichnet.
Hier finden sowohl die Alljährliche Wahlzeremonie als auch weitere Zeremonien und Stadtversammlungen statt.
Früher fand die Zeremonie im Hub statt.
Ein anderes Gebäude mit völlig anderen Stil.
Wir kommen dem einschüchternd großen Gebäude immer näher und je enger und kürzer die Distanz wird, desto größer wird das Gebäude an sich.
Von Minute zu Minute wächst meine angespannte Stimmung aber es ist jetzt zu spät.
Wir fahren gerade am Marktplatz vorbei wo es endlich heißt aussteigen. Was so viel bedeutet entweder springen oder weiterfahren.
Als alle heraus springen und fast keiner mehr im Zug ist zögere ich.
Der Marktplatz wird immer kürzer und am Kopf des Zuges ist bereits ein Hochhaus zusehen.
Lia springt gerade raus uns sieht mich entsetzt an. Sie dachte wohl ich wäre schon gesprungen.
Sie kommt auf dem Boden an und dreht sich unverzüglich zum Zug um und sieht mich wie ich im Rahmen des Zuges stehe. Dabei macht sie wilde Handgesten die mir zeigen sollen, dass ich endlich springen soll.
Soll ich? Oder soll ich nicht?
Der Zug ist weg. Da bin ich gerade so noch vor dem Hochhaus aus dem Zug rausgekommen.
Das war knapp.
„Du bist ja lustig" sauer schlägt mich Lia auf den Arm und sieht mich mit scharfem Blick an.
Ich schaue zu ihr und wir müssen beide ein wenig anfangen zu lachen.
„Zum Glück bist du rechtzeitig rausgekommen sonst wärst du jetzt Haferbrei."
Ich schmunzle aber erwidere ihr Kommentar nicht. Ich bin viel zu konzentriert um jetzt auf irgendwelche Konversationen einzugehen.
Wir rennen mit den anderen Ferox direkt auf das riesige Gebäude zu und sehe hunderte andere Menschen aus allen Fraktionen.
Sie kommen alle her um die Zeremonie zusehen und selbst daran teilzunehmen.
Wieso sollte man freiwillig jedes Mal hier hin kommen? Für mich unverständlich.
Geradewegs am Gebäude angekommen sehen wir einige Altruan, die neben uns her ins Gebäude gehen und sich im Saal zu ihrer jeweiligen Fraktion setzten.
Ich stelle mich jedoch an die Seite. Ich will mich nicht setzten und riskieren von meinem Vater gesehen zu werden. Dass muss nicht sein.
Ungefähr zehn Minuten später fängt die Zeremonie auch schon an und der Rat betritt den Raum. Darunter auch mein Vater.
Ich balle meine Hände zu Fäusten. Ich bin wütend.
Er steht da und lächelt zu den Leuten hinauf als wäre er ein guter Mensch. Einer der die Menschen beschützt und ihnen ein Gutes Vorbild ist.
Ganz im Gegenteil.
Ich sehe ihn mit finsterem Blick an und er redet zu den Fraktionen im Saal. Als sein Blick immer mehr in meine Richtung wandert werde ich immer gereizter.
„Tut mir leid Lia ich kann nicht."
Ich verlasse den Saal und eile zum Ausgang.
Ich reiße die Tür nach draußen auf und schnappe nach Luft.
Ich stehe dar, schließe meine Augen und atme tief ein und aus.
Es riecht nach der gesündesten Luft, die ich je eingeatmet habe.
Wieder die Augen geöffnet nehme ich die Leere meiner Umgebung war.
Niemand ist hier. Alle sind bei der Zeremonie und genießen die erlogenen Worte meines Vaters.
Ich würde am liebsten wieder reinlaufen und ihm eine verpassen.
Aber ich entscheide mich dafür den nächsten Zug zurück zu den Ferox zu nehmen.

Befo(u)re youWhere stories live. Discover now