»Was machst du?« Wenn man vom Teufel spricht. Brendon taucht wenige Meter vor dem Küchentresen auf, sein scharfer Ton klingt genervt. Mich mit seiner schlechten Laune direkt am Morgen auseinandersetzen zu müssen nimmt mir bereits jetzt die Energie. Ich versuche ihn so neutral wie möglich anzusehen, scheitere aber gleich wieder, weil ich merke, dass er nur eine lockere Jogginghose anhat. Seine muskulöse Brust schimmert und seine dunkeln Haare glänzen, als wären sie nass. Ich wende mich sofort verlegen ab.

»Frühstück.« Das folgende Schweigen lässt mich meinen Blick dann doch wieder heben, weil ich seine Reaktion sehen will. Seine grünen Augen sind zwei Spiegel von Misstrauen, als er die Teller vor mir inspiziert.

»Du brauchst es ja nicht zu essen.« bemerke ich monoton und bin insgeheim sogar ein wenig Stolz, dass sich meine Stimme so fest anhört. Ich habe dieses eingeschüchterte Gefühl langsam satt und noch mehr hasse ich es, dass man es mir so ansieht. Wenigstens das letztere will ich versuchen zu ändern.

»Keine Sorge, ich fass das Zeug nicht an.« Ich zucke gleichgültig mit den Schultern und räume dabei mein Durcheinander auf. Ich weiß er versucht mich mit diesen beiläufigen Sticheleien bis ins verzweifelnde zu verunsichert, sie alle tuen das, doch inzwischen beirren mich die Gemeinheiten mich nicht mehr, sondern lehren mich lediglich eine Distanz zwischen ihren Wörtern und mir zu erbauen.

»Dann mach's nicht.«

Das entlockt ihm ein Schnauben. Er umrundet den Tresen schneller als ich blinzeln kann und baut sich vor mir auf. Ich nehme einen instinktiven Schritt zurück, doch er verringert den Abstand augenblicklich, sodass uns nur noch Zentimeter trennen. Ich versteife mich.

»Pass lieber auf.« zischt er mit einer Ruhe in seiner Stimme, die dem Himmel vor einem gewaltigen Donnerschlag gleicht. Die Atmosphäre wechselt auf Hochspannung, eine Spur von Gänsehaut läuft mir über die Haut.

»Du kommst bei Arthur vielleicht mit einem frechen Mundwerk davon, aber bei mir achtest du gefälligst auf deinen Ton, verstanden?«

Sein kleiner Wutausbruch lässt mich schweigen. Ich kann ihn nur perplex ansehen, den dicken Kloß in meinem Hals herunter schlucken und dann nicken. Bei Brendon habe ich langsam den Anschein, dass er wie eine Zeitbombe ist, die früher oder später immer explodiert. Das einzige, was man machen kann, ist zu versuchen sie nicht vor ihrem Countdown zu entzünden. In seinen Augen ist diese unbändige Wut, die normalerweise von einem Nebel aus Kälte umhüllt wird und dann bei Provokationen wie diesen aus den Schatten tritt. Der Anblick lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Vor allem, weil ich das Gefühl habe, dass diese Wut auf mich gerichtet ist.

»Gut.« sagt er dann plötzlich wieder selbstgefällig und lächelt bösartig. Ich beiße mir auf die Innenseite der Wange, um nicht noch Öl ins Feuer zu gießen, weiß aber gleichzeitig, dass ich mich eh nicht trauen würde. Ich finde ihn gruselig in diesem Zustand.

Im nächsten Moment kommt ein großer Typ in die Küche geplatzt. Brendon hält meinen Blick mit seinem fest, doch als er sich von mir abgewendet, sehe auch ich zu dem Fremden. Er ist groß. Das ist das erste, was mir an ihm auffällt. Als zweites werfe ich einen Blick auf sein Gesicht. Dunkles Haar, dass dem Schwarz der Nacht gleicht und Augen, die wie ein Paar rußfarbene Edelsteine glänzen, geben ihm eine Erscheinung, die ich als gefährlich oder sogar unheimlich beschreiben würde. Auch die Lederjacke, das Tatoo auf der Seite seines Halses und das Piercing an seiner linken Augenbraue sind wie wortlose Warnungen, sich vor ihm besser in Acht zu nehmen.

»Was ist denn hier los?«

»Gar nichts.« antwortet Brendon und entfernt sich endlich von mir. Der Typ sagt dazu nichts, sondern sieht von ihm zur Tresen und fängt an zu grinsen. »Hast du uns etwa Frühstück gemacht Brendon? Du weißt das wäre nicht nötig gewesen.«

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