1 | icy introduction

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 ❞'I don't believe in magic

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❞'I don't believe in magic.'
The young boy said.
The old man smiled.
'You will when you see her.'

-Atticus

Schwüle Luft, dunkle Wolken und erste einzelne Regentropfen kündigen den bevorstehenden Sturm an, der gespannt darauf wartet wie ein Vulkan auszubrechen. Schweigend starre ich aus dem Auto und beobachte aufmerksam, wie der Himmel immer weiter vom düsteren Etwas umhüllt und der Tag von der verfrüht angebrochenen Abenddämmerung wortwörtlich überschattet wird.

»Es wird noch eine Weile dauern, bis wir da sind. Versuch doch noch etwas zu schlafen.« sagt Richard am Steuer, der Heimleiter und Freund meines bald vergangenen Zuhauses.

»Ja das könnte ich« murmele ich zurück und schließe die Augen, merke aber schon nach wenigen Momenten, dass die Unruhe in mir mich nicht in die Gelassenheit abdriften lässt. Stattdessen lehne ich mich noch weiter in den Sitz und beobachte den angebrochenen Regen, der strömend vom Himmel herunter prasselt und die Welt von mir aus verschwommen und in sich schmelzend aussehen lässt. Das Wetter weckt vergessene Erinnerungen, die mich automatisch an meine friedlichen Kindheitstage denken lässt.

Ich hätte wirklich nie gedacht, dass ich das Waisenhaus wegen einer Adoption verlassen würde. Ich dachte, dass ich wegen meiner Volljährigkeit gehen würde. Ich wäre in eine WG gezogen und hätte eine Ausbildung gemacht. Das war der Plan. Stattdessen sitze ich hier im Auto und werde zu einer fremden Familie gefahren, die ich kein Mal gesehen oder getroffen habe. Richard hat mir zwar paar Sachen erzählt und mich auch hierzu ermutigt, aber wirklich überzeugt bin ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht.

Es vergeht bestimmt eine Stunde, bevor mich die Müdigkeit langsam packt. Das Geräusch vom Zusammenprallen des Regens und der Fensterscheibe zieht mich in einen verlockenden Rausch der Stille und Unbesorgsamkeit, dem ich mich gern hingebe und in eine Welt eintauche, die frei von meinen ohrenbetäubenden Gedanken und Sorgen ist.

↠♛↞

Ich werde von einem sanften Rütteln an meiner Schulter geweckt. Wie viel Zeit vergangen war weiß ich nicht, doch irgendwas sagt mir wir sind angekommen. Das Auto fährt nicht mehr, die Sonne ist untergegangen und die Nacht hat ihre Schatten über die Landschaft gezogen.

Angenehme Stille begrüßt mich, doch als mein Blick den von Richard trifft, genügt es nur das, um Wellen von Schwermut in mir auszulösen. Er hat schon immer ein Talent dafür gehabt, seine Gefühle wenn nötig mit einem glaubwürdigen Lächeln zu verschleiern, doch aus irgendeinem Grund kann ich hinter seine aufgebaute Maske blicken. Ich kann die Trauer in seinen Augen erkennen.

»Wir sollten gehen, gleich fängt es wieder an zu regnen.« sagt er und steigt aus. Ich muss einen tiefen Atemzug nehmen, um mich zu sammeln. Ich kann nicht glauben, dass ich jetzt wirklich zu dieser Familie ziehe. Es fühlt sich so unrealistisch an.

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