Nicci nannte dem Kellner jetzt den Namen auf den sie unsere zwei Liegestühle reserviert hat und er führt uns hin. Wir bedanken uns und ich ziehe eine Jeanshorts und ein Top aus meiner Tasche und verziehe mich auf die Toilette um mich umzuziehen.

„Also Miss-ich-komme-immer-wegen-der-Arbeit-zu-spät-nur-heute-nicht. Woran lag's?", Nicci grinst mich, als ich zurück komme, an und drückt mir, noch bevor ich mich in den Stuhl setzen kann, ein Bier in die Hand. „Ich muss noch nach Hause fahren", murmele ich wegen dem Bier vor mich hin. „Ach komm, eins kannst du trinken. Das nächste ist dann eben ohne Alkohol. Und jetzt lenk nicht ab, sondern rück mit der Sprache raus", Nicci fuchtelt schon wieder mit ihren Händen in der Luft herum, wie immer wenn sie etwas unbedingt wissen will oder sich total aufregt. Dabei springen ihre kurzen, stirnlangen, blonden Haare auf und ab. Wieder seufze ich und erzähle in kurzen Worten wo ich da hinein geraten bin. Am Ende meiner kleinen Ansprache lacht Nicci einfach los. Sie lacht. Was auch sonst.... „Du tust immer so als wärst du super professionell und total erwachsen. Das war aber keins von beiden. Warum machst du so was?"

„Das haben wir uns auch gefragt", kommt es von hinten und wir drehen uns beide erschrocken um. Da stehen doch tatsächlich die beiden Typen von vorhin. Der mit den strubbeligen braunen Haaren sieht sich kurz um, geht dann auf eine größere Gruppe zu, spricht kurz mit ihnen und zieht dann zwei weitere Stühle über den Sand zu uns ran. Jule steht mit den Händen in den Taschen weiterhin am selben Platz und schaut mich misstrauisch an, bevor er sich auf den Weg um uns herum macht und sich neben seinen Kumpel auf den Stuhl fallen lässt. „Also, wir warten auf eine Erklärung."

Ich starre die beiden immer noch ziemlich perplex an. Damit hab ich jetzt ja nicht gerechnet. Jule wippt mit dem Bein auf und ab und sieht mich von oben herab an. „Jetzt rede schon. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit." So wie es aussieht hat der liebe Herr nicht nur einen furchtbar schlechten Frauengeschmack, sondern ist wohl auch noch ein unfreundliches Arschloch. Jackpot würde ich sagen!

„Weist du, eigentlich dachte ich, helfe dir einfach mal, aber wenn ich es mir jetzt recht überlege, hätte ich wohl doch eher zuschauen sollen, wie die Ziege dich fertigmacht!", stoße ich aus und nehme einen großen Schluck von meinem Bier. Was ein Depp. „Hey, hey... ganz ruhig. Jule entspann dich mal, sie hat dir immerhin geholfen", der zweite Typ legt Jule einen Hand auf den Arm. Und er... er schlägt sie weg. „Die Frage hier ist aber, warum hat sie mir geholfen?", sein Blick richtet sich auf mich, „Was hast du damit bezweckt? Gibst du das Ganze an die Presse weiter? Willst du damit angeben können, dass du mich in so einer Situation gesehen und wie die große Heldin gerettet hast? Oder willst du Geld? Was zur Hölle sollte das vorhin?", fährt mich der Blonde jetzt mehr als angepisst an.

Der hat doch nicht mehr alle Latten am Zaun. Wütend springe ich auf, „Ich hab absolut keine Ahnung was mit dir nicht richtig ist oder welchen Sprung du in der Schüssel hast, aber wenn ich das nächste Mal jemanden sehe, über den man sich, aufgrund der Gefühle die er offensichtlich hat, lustig macht,dann gehe ich einfach weiter und genieße meinen Abend. Dann muss ich mich wenigstens in Zukunft nicht mehr mit so einem arroganten Lackaffen wie dir abgeben." Mit jedem Wort gehe ich immer näher anden sitzenden Jule heran, bis ich ihm mit einem ausgestreckten Zeigefinger in die Brust piekse und mich wieder aufrichte.

„Ich hol uns jetzt noch zwei Bier. Die Gesellschaft erträgt man ja nicht nüchtern", sage ich an Nicci gerichtet. Ich hoffe bis ich zurück komme, sind die beiden weg.

Was ein scheiß Tag. Ich lege ganz kurz meine Stirn auf die Theke und winke dann einen der Kellner hinter der Theke heran. Während ich darauf warte, dass meine Bestellung kommt, lehne ich mich leicht an den Barhocker neben mir und seufze wieder. Das wird echt noch zur Gewohnheit. Ich sollte wohl mal googeln, ob die Seufzerei schlecht für die Gesundheit ist.

Winter Song ❄️ Julian BrandtWhere stories live. Discover now