21 Es Tut Uns Leid

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Ich sitze da und atme schnell und flach. 
Natasha kniet sich vor mich und legt mir besorgt die Finger auf die Wange. 
"Es ist alles gut Wands'" flüstert sie. "Atme. Atme immer weiter, ich bin hier!"
Tess schaut mich besorgt an und hat beide Hände über den Mund gelegt, während Liz einfach nur da sitzt und auf das Messer am Boden starrt. 

Die Gedanken an Hell und ihre Liebe habe ich so lange unterdrückt und jetzt hat dieser Nicky sie alle wieder in mir aufgewühlt. 
Die Tränen laufen unaufhaltsam über meine Wangen, aber über meine Lippen kommt kein Ton.
"Hey" Tasha legt den Kopf schief und schaut mir in die Augen. "Nicht weinen. Es wird alles gut"
Das nächste was ich spüre, sind ihre Arme die sich behutsam um mich legen und mir über den Rücken streichen. 
Wie lange ist es her, dass ich das letzte Mal umarmt wurde? 
Langsam bin ich wieder Herr meiner Sinne und drücke sie leicht, während ich meinen Kopf in ihrem Hals vergrabe. 

"Es tut mir unendlich leid" sagt Tess schließlich. "Er ist schon lange nicht mehr der, der er einmal war. Das alles macht ihn verrückt" 
Ich wische mir übers Gesicht. "Es muss dir nicht leid tun. Es war nicht deine Schuld"
Tess schüttelt den Kopf. "Muss es wohl. Es ist nicht meine Schuld aber...sowas hätte nicht passieren dürfen" sie streicht sich eine ihrer vielen Dreads hinters Ohr. 
"Ich kann natürlich verstehen, wenn ihr nicht mehr bleiben wollt"
"Da hast du schon Recht" erwidert Natasha. Ich höre Wut in ihrer Stimme. 
"Wir werden euch nicht mehr allzu lange mit unserer Anwesenheit stören" 
"Aber kannst du mir davor noch ein paar Fragen beantworten?" frage ich,bevor Natasha weiter fauchen kann. 
Tess nickt. "Das ist doch das mindeste was ich tun kann" 
"Gut. Also ist hier irgendwo in Sokovia ein Junge, der auch...Talente hat? Sein Name ist Wade"
Sie schaut auf. "Ein seltsamer Junge also?"
"So könnte man es auch nennen"
"Ich glaube ich weiß über wen du sprichst" erzählt sie. "Er kommt nicht direkt aus der Stadt. Er und seine...Leute haben sich irgendwo in den Wäldern niedergelassen. Manchmal kommen sie in kleinen Gruppen, versuchen zu handeln oder stehlen von unseren Plantagen" 
"Seine Leute?" hake ich nach. 
"Er hat da so eine Gruppe gegründet denke ich" erklärt Tess. "Sie sind...seltsam. Vermummen ihre Gesichter und kommen und gehen wie es ihnen passt. Angeblich haben manche sie sogar schon fliegen und wie aus dem Nichts verschwinden sehen" 

Wie aus dem Nichts verschwinden? 
"Das ist er" rufe ich."Das muss Wade sein" 
"Ich kann mir kaum vorstellen was du von ihm wollen könntest" 
"Er ist ein alter Freund" antworte ich knapp. "Aus Hydra Zeiten" 
Ich schaue Natasha an. 
"Das muss er einfach sein. Er ist hier Nat!" ein kleines Lachen huscht über mein Gesicht. "Er lebt! Es hat es echt geschafft!" 
"Ich weiß" sie erwidert mein Lächeln. "Und ich bin mir sicher wir werden ihn finden!" 
Ich will schon aufstehen, aber Tess hält mich zurück. 

"Einen Moment noch" sagt sie. "Darf ich noch eine Frage zu Hell stellen? Es ist...so überfordernd zu wissen dass sie eine Zeit weitergelebt hat, weißt du?" 
Ich zögere, stimme aber schließlich zu. Tess hat nie etwas falschen getan. 
"Als sie dazugekommen ist, wie war sie so? Hat sie uns vermisst?"
Ich nicke und lächele. "Sie war...stark und mutig. Außerdem ist sie der selbstloseste Mensch gewesen, den ich je getroffen habe. Und sie hat immerzu an euch gedacht, über euch erzählt und davon wie sehr sie euch geliebt hat. Sie hat euch bis zu ihrem Tod nicht vergessen"
Ich sehe wie in Tess Augen Tränen aufsteigen. 
"Sie...Sie wollte zu euch zurück. Wir wollten zum Zeitpunkt ihres Todes abhauen und Nachhause gehen. Es war immer ihr Plan, dass ich euch eines Tages treffen würde und wir gemeinsam so weitermachen könnten, wie es einmal war!"
Jetzt läuft eine einzelne Träne aus ihrem Auge ihre Wange hinab. 
"Und irgendwie ist ihr Plan ja jetzt in Erfüllung gegangen. Ich habe euch getroffen und...Wir hatten wenigstens die Chance zu sprechen. Ihr kennt jetzt die Wahrheit über sie und habt uns zu dem ein ganzes Stück weiter gebracht" 
"So hätte sie es gewollt" schnieft Tess. "Auch wenn sie Nicky für diese Aktion verprügelt hätte. Aber das werde ich für sie nachholen" 
"Dazu würde ich dir raten" kommentiert Natasha. 

"Ach ja eine Sache noch" sie schaut uns beide an. "Ihr seid immer noch Helden. Du und Pietro. Die Stadt hat euch nicht vergessen! Und dieses Tattoo" sie deutet sich auf den Arm, wo mein Seitenprofil in rot auf ihrem Körper glänzt. 
"Wird für immer eine ganz besondere Bedeutung haben"
Ich nicke dankbar. Es ist wirklich ein Gefühl der Ehre, was mich durchflutet. 
"Genau wie das" sie zieht sich ihr Unterhemd ein wenig hoch und deutet auf ihre Rippen. 
Dort wird ihre Haut von dem Seitenprofil von Hell geziert.
"So eins hat jeder von uns" sie lächelt. "Außer Liz, sie bekommt es zum 18 Geburtstag" 
Die 17 jährige nickt und lächelt. 
"Вы выросли" ( du bist gewachsen ) sage ich zu ihr. "Hell hat mir immer von einem kleinen Mädchen erzählt. Aber du bist eine Erwachsene Frau" 
"Hell ist wie eine Schwester gewesen für mich" erklärt sie mit starkem Akzent. 
"Und sie hat ihre kleine Schwester nie vergessen" nicke ich. 

"Für uns ist es jetzt Zeit zu gehen" sagt Natasha. "Aber bedankt euch bitte in unserem Namen bei Eric für das Essen!"
"Das werden wir tun" nickt Tess.
"Vielleicht werde ich eines Tages wiederkommen" sage ich. "Und dann werden wir die Chance haben länger und  ausführlicher zu reden!" 
"Es wäre uns eine Ehre" antwortet Liz und senkt ehrfürchtig den Kopf. 
Gerade wollen wir uns zum Gehen wenden da hält Liz uns auf. 
"Wartet!" ruft sie und läuft zu der Ecke mit den Matten. "Es gibt da etwas, das will ich dir geben"
Sie wühlt zwischen den Kissen herum, bis sie etwas rotes herrauzieht.
Es ist ein Bandana. Eines von denen, die wir früher auf den Demos getragen haben. 
Meines wurde mir von der Hydra genommen. 

"Es ist mein Ersatz Bandana" erklärt sie und streicht es glatt. "Aber...Ich will dass du es hast. Damit es dich...An Zuhause erinnert! Damit du nicht vergisst was du uns hier bedeutest!"
"Aber das kann ich nicht nehmen" winke ich dankbar ab. "Es gehört dir!"
"Ach Quatsch" sie zieht eine Grimasse. "Ich hab zwei davon! Und wenn Wanda Maximoff mein Bandana trägt...wäre das ein Traum der in Erfüllung geht!"  
"Na wenn das so ist" ich strecke sanft die Hand aus. "Dann wäre es mir eine Ehre"
Ein riesiges Lächeln macht sich auf ihren Lippen breit, als sie das rote Stoffstück in meine Hand legt. 
Mit einigen schnellen Handgriffen, die ich nie verlernt habe, binde ich es um meinen Arm. 
"Und?" frage ich und halte ihr meinen Arm hin. "Was denkst du? Steht's mir noch?" 
Sie nickt eifrig und grinst. 

"Jetzt kann dir nichts mehr passieren" sagt sie. "Die ganze Kraft von Sokovia schützt dich!"

wanda II back for youWhere stories live. Discover now