11 Unser Bester Spion

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Wir sitzen am Tisch und schweigen.
Manchmal hört man Natasha, wie sie scharf die Luft einzieht. Aber mehr ist da nicht. 
Nur das Atmen der Gruppe die darauf wartet, dass Steve sie fertig genäht hat. 

Tony sitzt mir gegenüber und stützt den Kopf in die Hände, Sam geht angespannt auf und ab und Clint hat seinen Kopf auf die Tischplatte gelegt. 
"Wo ist Banner wenn man ihn braucht?" fragt Tony, in einem Ton der verrät, dass er auf die Frage lieber keine Antwort will. 
"Oder Thor?" 
"Ich weiß nicht mal ob die es geschafft hätten" kommentiert Clint, ohne seinen Kopf zu heben. 
"Das war eine einzelne Person. Aber sie war stärker als ich es mir je hätte vorstellen können" 
"Was du nicht sagst" meint Tony. "Der Typ hat euch alle: Captain America, Wanda, und Hawkeye sowie unseren besten Spion gewissermaßen in den Arsch getreten" 
"Nicht gewissermaßen" schnaube ich. "Er hat uns in den Arsch getreten!"
"Er?" Tony hebt eine Braue. 
"Oder sie" ergänze ich. "Ich sage nur er, weil das der richtige Artikel für der Fremde ist" 
"Ich spreche sehr gutes Deutsch, aber danke Fräulein Maximoff für diese Lektion" 
Ich verdrehe die Augen. Typisch Stark.

Schließlich halte ich die Ungewissheit nicht mehr aus und stehe auf. 
"Wow, wow, wow!" Sam stellt sich mir in den Weg. "Du bist sicher dass du das sehen willst?" 
"Ich komm schon klar" nicke ich und bahne mir meinen Weg an ihm vorbei ins Wohnzimmer. 
Natasha liegt auf einem der Sofas auf dem Rücken und Steve kniet neben ihr auf dem Boden. 
Ihr Gesicht vergräbt sie in einem Kissen, während sie außer Shorts nichts trägt und so ihr Oberkörper frei an der Luft liegt. 
"Wanda ist hier" berichtet Steve ihr, während er weitere Stiche setzt. 
Ich beneide ihn, dass er sogar in dieser...Situation so konzentriert bleiben kann. 
"Schon okay" erklingt Natashas gedämpfte Stimme von unter den Kissen. 
Ich trete näher heran um mir die Wunde genauer anzuschauen, welche Steve schon gut gesäubert und zur Hälfte genäht hat. 

Es muss ein ziemlich großes Messer gewesen sein, was mir auf den ersten Blick gar nicht aufgefallen ist, denn der Stich ist weit und war mal tief. 
"Tut es sehr weh?" frage ich besorgt. Eine dumme Frage. 
"Es geht schon" Nat nimmt das Kissen vom Gesicht. "Ist ja nicht das erste Mal das ich geflickt werde"
Ich lächele leicht und setze mich neben Steve auf den Boden. 
In der Luft liegt der Geruch von Desinfektionsmittel und Blut. 
"Hat sie viel Blut verloren?" frage ich und blicke auf die Jacke, die Natasha im Supermarkt an hatte und die jetzt auf den Boden liegt. Sie ist mit Blut bedeckt. 
Steve schaut nicht von seiner Arbeit auf als er antwortet. 
"Nicht genug dass sie Spenderblut oder sowas bräuchte" 
"Das ist ja schon mal was" kommentiert Nat. "Nicht genug dass ich irgendein fremdes Blut bräuchte. Super" 
"Hör auf Nat, sonst näh ich dir bei nächster Gelegenheit den Mund zu" grinst Steve und lächelt ihr zu, was sie erwidert. 

Steve's und Natasha's Freundschaft ist unfassbar stark. Die beiden vertrauen sich blind und haben eine Beziehung, wie ich sie von Geschwistern kenne. Mal streiten sie sich über die irrelevantesten Sachen, kebbeln und nehmen sich gegenseitig in den Schwitzkasten, in anderen Momenten, sind sie für einander da, reden, lachen und verbringen Zeit zusammen. 
Ich glaube seit Steve aus dem Eis gegangen ist, ist Tasha für ihn eine Schwester geworden. 
Und ich weiß er würde alles für sie tun. 
Einmal hat Steve Natasha über die Schulter genommen und durchs Haus geschleppt, bis in den Garten, dann zum See hinunter auf den Steg, wo er sie mit Schwung ins kalte Wasser geworfen hat. 
Daraufhin hat sie geflucht wie eine Irre, bevor sie ihn mit rein geschmissen hat. Am Ende sind wir dann alle dazu gekommen und haben eine Wasserschlacht veranstaltet.
Ich muss lächeln, bei der guten Erinnerung. 

"Was grinst du denn so?" fragt Tasha. 
"Ich erinnere mich nur an das Baden im See" erkläre ich und sehe wie ein Lächeln über Steve's Lippen huscht. 
"Das müssen wir mal wieder machen" meint Nat. "Ich muss mich noch für die Aktion rächen" 
"Das wird mit der Verletzung erstmal nichts" erinnert Steve sie, während er die letzten Stiche setzt. 
"Werden wir ja sehen. Ich wette, man könnte mir ein Bein abschlagen und ich würde es trotzdem noch schaffen dich in den See zu werfen" stellt sie klar. 
"Ist klar" Steve verdreht die Augen, während er sein Werk beendet. 
"Schön liegen bleiben" erinnert er sie, bevor er aufsteht um sich das Blut von den Händen zu waschen. 
Als er außer Sichtweite ist schaut Natasha mich an. 
"Wanda?" 
"Hm?" ich gucke zurück. 
"Bin ich hässlich?"
Bei der Frage kippt mir die Kinnlade nach unten. Was auch immer Natasha dazu bringt sowas zu denken, liegt ja so falsch. Schließlich ist Natasha wunderschön. 
"Nein!" rufe ich etwas sehr laut. "Nein! Nein, nein, nein! Absolut nicht. Warum fragst du sowas?!" 
Sie schaut etwas schüchtern an mir vorbei. 
"Die ganzen Narben. Und jetzt die!" sie zeigt auf die gerade geflickte Wunde. "Sie sind über meinen ganzen Körper verteilt. Überall"
Ich schüttele energisch den Kopf, während mein Zeigefinger über eine alte, lange verheilte Narbe auf ihrem Schlüsselbein fährt. 
"Sie sind nicht hässlich Natasha" ich schlucke etwas zu laut, als ich meinen Zeigefinger zurückziehe und meine Blick auf ihr hängenbleiben. 
"Sie machen dich zu der die du bist. Und sind wunderschön" 
"Findest du?" sie lächelt und wieder nicke ich eifrig. 

"Tony hat dich übrigens unseren besten Spion genannt" erzähle ich ihr.
"Wirklich?" sie lacht leise. "Das hätte ich gerne gehört" 
"Du weißt dass es stimmt, oder?" 
Sie zuckt mit der Unterlippe. 
"Das solltest du aber" ich sehe sie lange an. "Denn es stimmt. Du bist die beste. Und du hast dir ein Messer für mich eingefangen"
"Hätte ich für jeden gemacht" sagt sie trocken, aber ich kann die Ironie hören und lache. 
Sie lacht auch. 




wanda II back for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt