Selbst der Butler wusste es

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"Nein! Das ist nicht wahr!", rief Nikolai, der sich anscheinend von seinem Schock über die Aufdeckung seines Planes erholt hatte und nun versuchte, doch noch alles zu seinen Gunsten zu drehen. Er drängte sich an Lionard, Ivana und Jasper vorbei um vor Elias zum stehen zu bleiben. "Ich bin wirklich dein Sohn, und ich wollte dich auch unbedingt kennenlernen. Das Video ist vollkommen aus dem Kontext gerissen. Das ist doch bloß ein weiterer Versuch der drei, mich loszuwerden. Sie mögen mich nicht, das ist doch offensichtlich. Sie haben Angst ich könne ihnen ihr Vermögen stehlen. Glaub mir, Dad, ich bin dein Sohn!", redete er auf Elias ein, der ihn mit versteinerter Miene ansah. Gina stand derweil in der Ecke, wie ein Häufchen Elend, das Gesicht in den Händen vergraben. "Du darfst ihm kein Wort glauben, seit er einen Fuß in dieses Haus gesetzt hat, hat er gelogen und betrogen.", rief Jasper und zeigte anklagend auf Nikolai, der verzweifelt den Kopf schüttelt. "Nein, es ist bloß...wir haben Geld Probleme, große Geld Probleme, doch ich hatte Angst du würdest mich abweisen, würdest uns abweisen, wenn wir die Wahrheit sagen. Du warst unsere letzte Hoffnung. Es tut mir so leid das ich dich angelogen habe, aber es war nicht alles gelogen. Du bist trotzdem mein Dad, ich bin ein Wilson!", verteidigte er sich, als plötzlich eine Stimme hinter ihnen ertönte. "Nein, das sind Sie definitiv nicht." Alle wirbelten herum. Niles stand am Eingang des Heimkinos, einen großen, braunen Umschlag in der Hand. Unter den Blicken aller Anwesenden ging er zu Elias und überreichte ihm das Kuvert. Dieser öffnete es und zog ein großes Blatt Papier heraus, das er anfing durchzulesen. Während er las verwandelte sich seine Miene von Unglauben zu Wut. "Was ist das?", fragte Nikolai alarmiert und seine Augen wanderten zwischen dem Umschlag und Niles hin und her. Dieser sah Nikolai mit hochgezogener Augenbraue an. "Ein Vaterschaftstest. Mit einem Haar von Mr. Wilson und einem Haar von Ihnen, welches ich von ihrem Mantel habe. Dieser Test beweist zweifelsfrei, das Sie, Nikolai, kein Wilson sind." Nikolai erstarrte wie vom Donner gerührt und starrte Niles fassungslos an, während Jasper anfing hämisch zu lachen. "Siehst du, selbst der Butler wusste es!", rief er schadenfroh und auch Lionard und Ivana grinsten selbstgefällig. Nikolai sah von einem zum anderen, man erkannte wie er zwanghaft versuchte, doch noch einen Ausweg zu finden, sich doch noch eine so ausgeklügelte Lüge aus dem Ärmel zu schütteln, das er die Situation doch noch retten konnte, doch da hatte er die Rechnung ohne Gina gemacht. "Es ist vorbei, Nikolai. Ja, Niles hat Recht. Nikolai ist nicht dein Sohn Elias.", mischte sie sich nun ein. Nikolai warf ihr einen warnenden Blick zu. "Mutter, was tust du da?", zischte er ungläubig, doch Gina redete einfach weiter. "Nachdem ich fortgegangen bin, habe ich kurze Zeit später Nikolais Vater kennengelernt. Es war nichts Ernstes, und kaum hatte er erfahren das ein Baby unterwegs war, war er auch schon weg. Ich habe Nikolai alleine großgezogen, und obwohl ich mein bestes getan habe, um aus ihm einen anständigen jungen Mann zu machen, hat er wohl zu viel von seinem Vater, denn ich habe versagt.", erzählte sie zerknirscht. "Ach was.", murmelte Ivana spöttisch, doch Elias ignorierte sie, sein Blick lag alleine auf Gina. "Ich kenne es, wenn die Kinder nicht so werden, wie man sie gerne hätte.", meinte er nur trocken. Gina senkte den Kopf. "Ich würde verstehen wenn du die Polizei anrufst, Elias, was wir getan haben ist strafbar, und ich bin bereit die Konsequenzen zu tragen." "Halt die Klappe, Mutter!", fuhr Nikolai sie an. "Nein, das werde ich nicht!", brauste Gina auf und Nikolai trat überrascht einen Schritt zurück. "Du hast mich dazu gebracht jemanden zu hintergehen der mir mal viel bedeutet hat, und wenn ich nun als Konsequenz ins Gefängnis gehen muss, dann soll es so sein." "Nein." Dieses eine Wort hallte so endgültig durch den Raum, das alle verstummten und zu Elias blickte, der mit finsterer Miene dastand. "Ich werde nicht die Polizei einschalten.", fügte er ruhiger hinzu. "Was? Warum nicht?", riefen Lionard, Ivana und Jasper fassungslos, doch ein Blick ihres Vaters genügte um sie zum Schweigen zu bringen. "Danke Elias.", flüsterte Gina und wollte auf ihn zugehen, doch dieser hob die Hand. "Trotzdem, ihr habt mich angelogen und mich ausgenutzt. Verschwindet von hier, ich will euch nie wieder hier sehen. Raus!", fügte er finster hinzu. Gina nickte traurig. "Das verstehe ich. Ich hoffe du kannst meine Entschuldigung irgendwann akzeptieren.", murmelte sie leise, bevor sie Richtung Ausgang eilte. "Aber...aber...der Plan war doch perfekt.", stammelte Nikolai fassungslos. "Nun, allem Anschein nach nicht.", meinte Jasper grinsend und winkte ihm spöttisch zu, ebenso wie Ivana und Lionard. Nikolais Miene verdüsterte sich. "Wenigstens gehe ich in dem Wissen das ihr genauso wenig was von dem Geld abbekommen werdet wie ich.", knurrte er ehe er wutschnaubend seiner Mutter hinterher eilte. "Ich begleite Sie nach draußen und passe auf das Sie das Tafelsilber nicht mitgehen lassen.", meinte Niles höflich und eilte schnellen Schrittes Nikolai nach. Gedankenverloren drehte sich Elias zu seinen drei Kindern um, die ihn erwartungsvoll ansahen. "Wartet ihr auf etwas?", fragte er sie mit gerunzelter Stirn. Ivana zuckte mit den Schultern. "Nun ja, wir dachten, nachdem wir dich und dein Vermögen vor so einen Betrüger gerettet haben, würdest du uns zum Dank wieder ins Testament aufnehmen.", murmelte sie unschuldig. Elias schüttelte ungläubig den Kopf. "Ihr seid unverbesserlich.", knurrte er, ehe er am Absatz kehrt machte und aus dem Raum rauschte. Ivana warf ihren Brüdern einen kurzen Blick zu. "Zu früh?", fragte sie spitz. "Viel zu früh, Schwesterherz.", antwortete Lionard seufzend.

"Ich nehme an ich werde euch die nächsten zehn Jahre nicht wieder sehen?", meinte Elias trocken während er sich von seinen Kindern verabschiedete. "Mal schaun ob du überhaupt so lange noch lebst.", antwortete Jasper, was ihm einen warnenden Blick seines Vaters einbrachte. "Wir könnten ja Weihnachten zusammen feiern.", schlug Lionard vor, was ihm einen nicht allzu glücklichen Blick von Marian einbrachte. "Weihnachten? Hast du eine Ahnung wie viel da los ist..", begann Ivana, doch als sie Elias Blick sah fügte sie schnell hinzu: "Natürlich kann ich versuchen etwas Zeit für die Familie frei zu schaufeln." "Machen Sie sich bitte keine Umstände, Miss Wilson.", murrte Niles der gerade damit fertig war, das ganze Gepäck nach unten zu bringen. Ivana warf ihm einen finsteren Blick zu, ehe sie sich mit ihrem Mona Lisa Lächeln an Elias wandte. "Und ich nehme an, wir stehen wieder im Testament?", fragte sie beiläufig. Elias verdrehte die Augen, doch ehe er antworten konnte, kam ihm Jasper zuvor. "Wenn nicht, ist dir doch klar, das du von unseren Anwälten hören wirst.", warf er warnend ein. Elias setzte ein schmales Lächeln auf. "Macht euch keine Umstände. Ich sorge dafür, dass jeder genau das bekommt, was ihm zusteht. Nicht mehr und nicht weniger."

MillionärWhere stories live. Discover now