Nikolai

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Jasper, Ivana und Lionard standen wie vom Donner gerührt da und sahen fassungslos den jungen Mann an, der unschlüssig immer noch vor der Tür stand. Niles war der erste der sich wieder gefasst hatte. "Das ist wohl wahr eine Überraschung. Bitte, wollen Sie nicht rein kommen?", lud er ihn ein und trat einladend einen Schritt zur Seite. "Nein!", riefen Lionard, Jasper und Ivana zeitgleich, was Nikolais Aufmerksamkeit auf sie zog. Man sah ihm das Unwohlsein an, als er unsicher eintrat, den Blick nicht von den drei Geschwistern abwendend. Er streckte seine Hand aus. "Es freut mich Sie kennenzulernen. Ähm, Sie sind?", fragte er und wartete auf eine Antwort, doch keiner der drei gaben ihm eine, oder ergriffen seine Hand, weshalb er sie wieder langsam sinken ließ. Da trat Niles zu ihm. "Dies sind allem Anschein nach Ihre Geschwister. Mein Beileid." Nikolai sah stirnrunzelnd den Butler an, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. "Bitte, folgen Sie mir. Ich führe Sie zu Ihrem Vater." Mit einer einladenden Handbewegung deutete Niles in die entsprechende Richtung. Nikolai lächelte ihn dankbar an. "Vielen Dank, sehr freundlich von Ihnen." Mit einem letzten Blick in Richtung der drei Geschwister, die immer noch wie paralysiert dastanden und den Neuankömmling ungläubig anstarrten, folgte er Niles in das Wohnzimmer, wo Elias in seinem großen Couchsessel saß. Doch es dauerte nicht lange bis sich die drei vom ersten Schrecken erholt hatten, und ihrem angeblichen Bruder hinterhereilten. Sie betraten in dem Moment den Raum, in dem Niles gerade Nikolai vorstellte. "Sir, darf ich Ihnen Nikolai vorstellen. Ihren Sohn." Elias erhob sich ungläubig und trat langsam zu Nikolai der ihm unsicher entgegen lächelte. Ehe Elias etwas sagen konnte, stürmte Ivana vor. "Das ist nicht möglich! Wir würden es doch wissen, wenn wir einen Bruder hätten. Du würdest es wissen, wenn du noch einen Sohn hättest. Der Kerl lügt, zweifelsohne!", fauchte sie wütend und funkelte Nikolai an, der sofort einen Schritt zurück trat. "Ich weiß, es kommt überraschend. Auch für mich war es eine Überraschung, als ich erfuhr wer mein Vater ist. Mutter hat mir nie von Ihnen erzählt, Mr. Wilson. Vielleicht können Sie sich an sie erinnern. Meine Mutter ist...", begann er, doch Elias unterbrach ihn. "Gina.", flüsterte er leise. Nikolai lächelte und nickte. Mit Entsetzten sahen Jasper, Ivana und Lionard dabei zu wie Elias auf Nikolai zuging und ihn umarmte. "Nein!", rief Ivana erneut und auch Jasper ging kopfschüttelnd zu seinem Vater. "Du glaubst ihn doch nicht, ich meine...wer ist Gina?" Elias löste sich von Nikolai und sah seine Kinder an, in dessen Miene Unglauben, Wut und Entsetzen vermischt waren. "Gina Geradi, sie war eine alte Freundin. Nach dem Tod von Irene war sie für mich da, und diese Freundschaft hielt auch die darauffolgenden Jahren. Bis mehr daraus wurde." "Nein, du hast nicht...Nach Mutters Tod...Und...Wieso wissen wir nichts davon?", stammelte Lionard überrascht. Elias hob eine Augenbraue. "Zuerst einmal geht euch mein Liebesleben nicht an, außerdem wart ihr ja nicht hier. Ich war einsam." Ivana schnaufte. "Ach, und deswegen springst du mit der nächst besten dahergelaufenen Frau ins Bett. Wie viele Halbgeschwister haben wir den noch von denen wir nichts wissen?", fauchte sie. Elias strafte sie mit einem finsteren Blick. "Gina, war die Einzige, und sie war nicht nur irgendwer, sie hat mir sehr viel bedeutet. Wenn ich nicht nach Irenes Tod geschworen hätte, nie wieder zu heiraten, wäre sie vielleicht meine nächste Frau geworden, hätte sie ja gesagt. Doch ich konnte meinen Stolz nicht überwinden, und dann war es zu spät, sie musste weg ziehen, und ich habe sie verloren. Doch ich verlor sie nie aus meinem Herzen." Er drehte sich mit einem Lächeln an Nikolai. "Ich hätte niemals gedacht, dass ich einen Sohn hätte, sie hat mir nie davon erzählt.", fügte er traurig hinzu. Nikolai kam auf ihn zu und ergriff seine Hände. "Auch mir hat sie nie erzählt, wer mein Vater ist, doch sie hat mir immer gesagt, das er einen ganz besonderen Platz in ihrem Herzen hätte." Während Elias glücklich lächelte, schnaubte Jasper und Ivana verdrehte die Augen. "Ach, wenn deine Mutter dir nie von unserem Vater erzählt hat, woher wusstest du wer er ist, und wo er ist.", knurrte Lionard misstrauisch. Nikolai sah zu ihm. Vor kurzem habe ich mitbekommen, das Mutter monatlich Geld überwießen bekam, mit dem sie die Wohnung zahlte. Seit dem Unfall, konnte sie nicht mehr arbeiten, wodurch es mir auffiel. Als ich sie fragte, von wem das Geld kommt, erzählte sie mir endlich nach all den Jahren von meinem Vater." Er lächelte Elias an, der besorgt das Gesicht verzog. "Gina hatte einen Unfall?", fragte er sorgenvoll. Nikolai nickte, doch schnell fügte er hinzu. "Machen Sie sich keine Sorgen, ihr ist nichts lebensbedrohliches passiert. Doch sie kann nicht mehr so gut laufen wie früher, wodurch sie arbeitsunfähig wurde. Doch dank Ihr Geld, verloren wir die Wohnung nicht, und mein bescheidenes Einkommen sicherte uns, dass wir nicht Hunger leiden müssen. Doch ich musste einfach meinen Vater kennenlernen." "Rührselige Geschichte, kannst du sie auch beweisen?", knurrte Jasper. Nikolai sah Jasper überrascht an und stotterte etwas herum, doch Elias legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Hör nicht auf sie. Ich bin froh das du hier bist.", beruhigte er ihn mit einem herzlichen Lächeln, welches Nikolai sofort erwiderte. "Nun stellt sich nur noch die Frage wieso diese Gina nie ein einziges Wort über ihn verloren hat. Wenn er doch dein Sohn ist.", zischte Ivana abwertend. Nikolai senkte den Blick. "Das tat Mutter auch furchtbar leid, doch sie fürchtete das wenn du von mir wüsstest, du es als deine Pflicht ansehen würdest, uns Geld zu schicken, und das wollte sie nicht. Sie wollte dich nicht ausnutzen. Wir hatten zwar nie ein sonderlich luxuriöses Leben, aber ein  glückliches. Wir hatten ein Dach über den Kopf, Essen im Kühlschrank und  uns gegenseitig, mehr brauchten wir nicht." Elias Lächeln wurde breiter. "Das klingt ganz nach Gina.", flüsterte er sehnsüchtig. "Du kaufst ihm das doch nicht ab?", fragte Ivana alarmiert, doch ein Blick von Elias genügte um sie zum Schweigen zu bringen. "Wenn ihr nur Misstrauen und Wut gegenüber eurem Brüder über habt dann verschwindet von hier.", knurrte er leise. Die drei öffneten schon ihre Münder um zu widersprechen, doch Elias ließ sie gar nicht zu Wort kommen. "Raus hier, sofort!", rief er ehe er ruhig hinzufügte: "Ich würde mich gerne mit meinem neu gefundenen Sohn unterhalten." Nikolai lächelte die drei entschuldigend an, was die drei mit finsteren Blicken quittierten, ehe sie wutschnaubend den Raum verließen.

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