Hvitserk: Das Spiel von Katz und Maus

1.6K 58 0
                                    

Nach dem täglichen Schwert und Axt Training im Wald mit seinen Brüdern, war es für Hvitserk manchmal üblich noch ein paar extra Einheiten einzulegen. Und so schnappte er sich auch an diesem Tag seinen Bogen und den Köcher voller Pfeile und schlich sich vom Trainingslager etwas tiefer in den Wald hinein.

Er tat dies oft, vor allem, weil er besser als seine Brüder sein wollte und er war bereits auf dem besten Weg dazu.

Hvitserk stellte sich auf eine bemooste Erhebung und luscherte konzentriert zwischen die Baumstämme um seine heutige Beute ausfindig zu machen. Doch er sah weder die Eichhörnchen, die normalerweise von Baum zum Baum sprangen, noch ein Reh oder einen Hasen. Es war ungewöhnlich still im Wald. Das Einzige, was er vernahm war ein helles Summen, so wie er es noch nie zuvor in dieser Gegend gehört hatte.

Hvitserk legte die Stirn in Falten und beschloss dem Summen zu folgen, vielleicht würde es ihn ja zu seiner Beute führen. Also sprang er von dem kleinen Hügel herunter ins Gras und lauschte dem Klang, der mit jedem Schritt etwas klarer wurde. Er führte ihn etwas hinab, über Stock und Stein, an alten Bäumen und bunten Wiesen vorbei. Bis der Klang des Summen auf einmal immer lauter wurde und es sich als eine singende Stimme entpuppte. Hvitserk blieb hinter einem Busch versteckt stehen, seinen Bogen schon lange auf dem Rücken platziert und traute seinen Augen nicht über seine Entdeckung.

Er sah hinab auf einen glasklaren Bach, in dem ein Mädchen mit nackten Beinen stand, ihr Kleid soweit hochgekrempelt, dass es nicht nass werden konnte und wusch darin Wäsche.

Sein erster Gedanke war sofort, dass sie schön war, auch wenn er ihr Gesicht nicht direkt sehen konnte.

Woher kam sie und was machte sie hier draußen so fern ab der Stadt?

Hvitserk konnte nicht damit aufhören sie weiter anzusehen. Sie hantierte sehr geschickt mit der Wäsche umher. Es dauerte nicht lange und sie wrang das nächste Kleidungstück aus und schlug es auf das mitgebrachte Holzbrett, damit es nicht so nass war, wenn sie es später aufhängen würde.

Sie hatte sehr helle Haut, die im Sonnenschein noch weißer zu leuchten schien und dazu sehr lange gewellte braune Haare, die sie zu einem lockeren Zopf auf dem Rücken fest gebunden hatte, damit sie ihr nicht ins Gesicht flatterten. Ihr Kleid war beige und sehr luftig, sodass Hvitserk bei einem falschen Windstoß vermutlich ihr Hinterteil zu Gesicht bekommen hätte. Was ihn allerdings auch nicht sonderlich gestört hätte.

Hvitserk verlagerte sein Gewicht etwas nach vorne und lehnte sich gegen den vorderen Baum, damit er einen noch besseren Blick auf das Mädchen hatte, doch dabei knackste unter ihm ein dicker Ast laut auf und das Mädchen hielt abrupt mit ihrer Tätigkeit und dem Sing Sang inne. Nervös schnellte ihr Kopf nach links und rechts und Hvitserk verfluchte seine eigene Dummheit, die ihn nun um diese einst unbemerkte Beobachtung brachte. Das Mädchen trat aus dem Bach heraus und ließ ihr Kleid wieder zu den Knöcheln herunter, sie schulterte die bereits gewaschene Wäsche, drehte sich weiterhin angespannt nach dem Geräusch um und setzte sich gleichzeitig in Bewegung um schnellen Schrittes die Lichtung zu verlassen.

Hvitserk wusste nicht wieso, aber er setzte an um ihr zu folgen. Und so streifte er in sicherer Entfernung hinter dem Mädchen her und grinste, als sie jedes Mal den Kopf nach hinten umdrehte um nach einem Angreifer Ausschau zu halten. Doch sie konnte niemanden ausmachen, denn Hvitserk war sehr gut darin sich zu tarnen.

Mit einem Mal beschleunigte sie ihre Schritte und begann zu laufen. Hvitserk tat es ihr nach und ihm war egal, dass die Zweige und Äste unter seinen Füßen laut knacksten und sie ihn nun vermutlich sehr gut hören konnte. Alles was er momentan wollte, war ihr Gesicht von Nahem zu sehen und sich zu vergewissern, dass sie auch wirklich so schön war, wie er annahm. Es machte ihm Spaß, ihr hinter herzulaufen und sie fangen zu wollen. Das Spiel von Katz und Maus ließ Adrenalin in sein Blut steigen und er wurde nur noch schneller. Doch auch das Mädchen rannte mittlerweile wie eine Irre. Ihre Haare wippten auf ihren Schultern und die Wäsche drohte aus ihrem Korb zu fallen, doch sie dachte überhaupt nicht daran deswegen langsamer zu werden.

VIKINGS ONE SHOTSOnde histórias criam vida. Descubra agora