Jonna und die vier Brüder

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Mit den Söhnen von Ragnar Lothbrok befreundet zu sein, war nicht immer einfach. Schon gar nicht, wenn man fast im gleichen Alter war und zusehen musste, wie sie zu Männern heranwuchsen.

Die Familie um Unfrid Halvorson war schon immer eng mit Ragnar Lothbrok befreundet gewesen und hat ihm in Kriegen und Raubzügen zur Seite gestanden. So kam es auch, dass Unfrids Tochter Jonna zusammen mit den Söhnen Ragnars und Aslaugs aufgewachsen ist und die 5 fast immer wie Geschwister aufeinander hockten.

So saßen die Freunde auch heute nach einer langen Trainingseinheit im Wald gemeinsam am Strand und hatten beschlossen, den Tag dort ausklingen zu lassen.

Jonna vergrub ihre nackten Zehen im warmen Sand und ließ den Blick über das Meer vor ihr streifen. Links von ihr lagen Ivar und Hvitserk, beide alle Viere von sich gestreckt und das Gesicht der Sonne zugewandt. Ubbe saß etwas abseits aufrecht im Sand und warf Steine ans Ufer. Sigurd, der vierte im Bunde, saß im Schneidersitz seitlich vor Jonna und kniff die Augen zusammen, weil ihn die Sonne zu sehr blendete.

„Das Mädchen", setzte Ivar an und brach damit die Stille.

„Wer?", wollte Hvitserk wissen, ohne seinen Bruder ausreden zu lassen.

„Das Dienstmädchen, du weißt wen ich meine."

„Vielleicht", kam es von Hvitserk lachend zurück.

„Ich kann mich an ihren Namen nicht mehr erinnern", warf Ubbe dann ein.

„Sie heißt Margrethe", erklärte Sigurd schmunzelnd.

„Bist du dir da sicher?", fragte Ubbe nach.

Jonna verdrehte die Augen. Sie hasste es, wenn die Jungs mal wieder über ihre Eroberungen sprachen und voreinander damit prahlten. Leider vergaßen sie nur recht oft, dass Jonna dabei war und alles genau mit anhören musste.

„Ihr alle hattet sie", stellte Ivar kleinlaut fest.

Die Jungs blieben still. Jonna seufzte und starrte ferner aufs Meer hinaus. Wie gerne würde sie diesem Gespräch nicht lauschen müssen. Doch das war der Nachteil, wenn man mit diesen Jungs befreundet war und sonst keine anderen Freunde in Kattegat hatte.

„Also", setzte Ivar erneut an, „will ich sie auch haben."

„Nun, das ist einfach, sie ist eine Sklavin. Wir bringen sie einfach an dein Bett", meinte Hvitserk selbstgefällig.

„Sie ist ein Dienstmädchen und kein Vieh. Sie ist ein Mensch", warf Ubbe ein und wollte damit wohl verhindern, dass seine Brüder weiterhin schlecht über das Mädchen sprachen. Ihm schien was an ihr zu liegen.

„Es ist für unseren Bruder", sagte Sigurd um wieder am Gespräch teilnehmen zu können.

„Ja, aber wir müssen sie trotzdem vorher fragen."

„Und was willst du sie fragen Ubbe? Hast du Lust mit unserem Krüppelbuder ins Bett zu steigen?", Ivar klang sarkastisch.

„Warst du denn jemals mit einer Frau zusammen?", Sigurd drehte sich zu Ivar um und neckte ihn mit der Frage. Das tat Sigurd oft. Nicht allzu selten musste Jonna eingreifen und die beiden zur Besinnung bringen, wenn sie sich mal wieder ohne Grund fast an die Gurgel springen wollten.

Ivar blieb daraufhin still.

„Ich werde sie fragen und dann sehen wir, was sie dazu sagt", Ubbe richtete sich etwas auf und sah zu seinem Bruder nieder, Sigurds Kommentar ignorierend.

„Ich weiß genau, was sie sagen wird", gab Ivar leise zu und schloss die Augen.

„Nein, das weißt du nicht. Denn du bist der Sohn von Ragnar Lothbrok, genauso wie wir es sind."

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