I'm just wanting you to react

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„Wer hat hier eine Axt?"

Schnell drehten sich alle in Richtung der tiefen Stimme hinter ihnen und sahen sich einem verwuschelten Yoongi gegenüber, der die Hände in den tiefen Taschen seines Anoraks versteckt hielt. Er wusste, dass sein Freund niemanden etwas tun würde, doch es belustigte ihn, dass den anderen Dreien plötzlich alle Farbe aus den Gesichtern wich. Achselzuckend verschwand Yoongi wieder im Zelt und ließ Jungkook und die anderen verdattert zurück.

Der Tag zog sich dahin und es wurde immer klarer, dass der Regen, der während ihres eiskalten Frühstücks eingesetzt hatte, wohl nicht mehr aufhören würde. Selbst bei Hoseok und Taehyung, die eigentlich immer positiv an die Dinge herangingen, hatten sich die Mundwinkel ins Erdgeschoss verabschiedet. Jeder hatte sich die Kapuze bis über die Augen gezogen und wenn mal ein Gespräch zustande kam, war der einzige der grinste Yoongi, der nach Bitten und Betteln von Jungkook irgendwann wieder zu ihnen gestoßen war, obwohl dieser kein Wort sagte. Ein Campingausflug zu dieser Jahreszeit war vielleicht doch nicht Taehyungs beste Idee gewesen.

Als es dämmerte und ihre Mägen so laut knurrten, dass es sogar durch den Regen hindurch zu hören war, beschlossen sie, langsam in die Zelte zu gehen. Allen voran, war Yoongi der Erste, der verschwand und immer noch dieses diabolische Grinsen im Gesicht trug. Gerade als Jungkook ihm folgen wollte, hielt ihn jemand am Arm zurück.

„Warte kurz", knurrte Hoseok ihm ernst zu und sah ihn eingängig an, „Soll ich vielleicht bei Jimin und Tae schlafen? Ich weiß, dass du ihn magst und nun ja, ich will dir nicht im Wege stehen." Jungkook musste sich einen Moment sammeln, bevor er antwortete und entschuldigend den Kopf schüttelte. „Es ist dein Zelt, entschuldige, wenn du dich unwohl fühlst. Bitte bleib."

„Dein Mund sagt das eine, aber wenn ich in deine Augen sehe, schreien sie förmlich: Lass mich mit ihm allein, damit der Schlafsack wieder raschen kann. Es fällt mir also schwer dir zu glauben. Ich schlafe bei den anderen, also schnapp ihn dir Tiger." Kurz klopfte ihm sein Kumpel auf die Schulter, holte dann den Schlafsack aus dem Zelt und zog in das Zelt, das eigentlich nur für zwei Personen bestimmt war. Diese wiederum protestierten lautstark, verloren aber die Diskussion, als der Reißverschluss zu gezurrt wurde.

Immer noch mit einem schlechten Gewissen und den Wunsch, Hoseok doch noch etwas gesagt zu haben, dass diesen bleiben ließ, stieg Jungkook zu Yoongi ins Zelt. Sein Herz klopfte lautstark vor Aufregung und nur das Licht seines Smartphone Displays ließ ihn etwas sehen. Plötzlich wirkte das Innere ihrer Unterkunft viel größer und hinterließ ein Ziehen in seiner Brust.

Auch als er sich zu seinem Mitbewohner in den warmen Stoff des Schlafsackes kuschelte, war ihm noch mulmig zumute. „Na", grüßte er Yoongi, der stocksteif neben ihm lag, „Du brauchst nicht verkrampft zu sein, Hyung. Hoseok kommt nicht zurück, wir schlafen heute allein hier."

„Mh", kam es leise von dem Älteren, gefolgt von einem stillen Lachen. „Warum lachst du? Immerhin ist es sein Zelt. Du hättest ruhig..." „Warte kurz." Wie ihm aufgetragen, wartete Jungkook und lauschte in die aufkommende Nacht um sie hinein. Nichts passierte und als er gerade erneut etwas sagen wollte, vernahm er einen ohrenbetäubenden Schrei von draußen. Einige Sekunden später kamen zu Hoseoks Stimme noch die der anderen beiden hinzu und das leise Lachen von Yoongi.

„Was hast du gemacht?", fragte er entgeistert, schon nach seiner Hose tastend, um nachzusehen, was los war. „Zikaden, hab den eine Weile gebraucht, um sie zu finden", berichtete der andere stolz und nun schmunzelte auch er ein wenig.

„Was hast du nur gegen Hoseok?" Es war wirklich schwer zu überspielen, dass er Yoongis Aktion ebenfalls lustig fand, auch wenn es unglaublich kindisch war. „Sie haben sich alle solche Mühe gegeben, dass das hier ein schöner Ausflug für uns alle wird." „Der Typ hat dir doch die ganze Zeit am Arsch geklebt, dem war es doch egal, ob ich hier bin oder nicht." Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen und starrte in die Finsternis. Es war eigentlich unmöglich und doch beschlich ihn die Vermutung, dass sein Hyung wohlmöglich eifersüchtig auf Hoseok war.

„Und wenn, was ist das dann dein Pro..." „Ich mag es nicht, ich mag ihn nicht. Ich bin müde. Gute ..." „Gut, wir lassen das Thema, wie wäre es dann damit, dass wir das besprechen, was zwischen uns ist", fiel er nun wiederum Yoongi ins Wort und knabberte vor Aufregung auf seiner Unterlippe herum, „Ich mag dich, egal ob du mich jetzt beleidigst oder es abstreitest, dass da etwas zwischen dir und mir ist. Ich mag dich einfach, Hyung.... Yoongi."

Betretene Stille. Nur der starkgehende Atem des Mannes neben ihm war zu hören und Jungkooks Lippen begannen leicht zu beben. Mutig zu sein war hart und gerade hätte er am liebsten seine Worte zurück genommen, um eine Abweisung zu umgehen.

„Sag doch etwas, du lässt mich wie einen Idioten aussehen", bat er schwach und ballte seine Hände zu Fäusten, um etwas Stabilität in seinen Körper zu bekommen. „Was willst du jetzt von mir?"

Alle Luft entwich aus seinen Lungenflügeln, als der seelische Schmerz alle seine Organe dazu brachte, sich zusammenzuziehen. Yoongis Stimme klang hart und Jungkooks Herz war schwach und zerbrechlich, da er es dem anderen gerade geöffnet hatte. Kein Wort würde er jetzt herausbekommen und so beschloss er, dass er einfach zeigen würde was er wollte, zerstören konnte er eh nicht mehr viel. Es gab nur noch ein Ja oder Nein und so beschloss Jungkook, ein letztes Mal mutig zu sein.

Er drehte sich auf die Seite und sah in das Schwarz, wo er Yoongi vermutete. Ohne weiter nachzudenken streckte er seine Hand aus, bis seine Finger das weiche Haar des anderen streiften und griff zu. Nun war es an dem Älteren stoßartig auszuatmen und bevor sich noch ein zweifelnder Gedanke in Jungkooks Kopf schlich, zog er ihn zu sich. Er legte seine Lippen bestimmt auf die des anderen und ließ keinen Moment zu, dass dieser sich dessen entziehen konnte. Nicht abwartend, ob sein Gegenüber in den Kuss einstimmte, presste er sich weiter an ihn und spürte sein Herz brechen, als er an das dachte, was nun folgen würde.

Noch immer hatte er Strähnen von Yoongis Haar zwischen den Fingern und lockerte seinen Griff nur zögerlich. Langsam löste er ihren Kuss und öffnete die Augen, um sich weniger hilflos zu fühlen. „Ich will wissen, was ich für dich bin. Ich will nicht nur dein Mitbewohner sein", einen Moment musste er sich sammeln, damit seine Stimme ihm nicht versagte, „Aber ich weiß, dass du mir jetzt nicht antworten wirst."

Geschützt von der Tiefe der Nacht rann eine einzelne Träne seine Schläfe hinunter und zwang ihn dazu, kurz zu schlucken. Sein Entschluss stand fest, er konnte das alles so nicht mehr und so tat Jungkook das Einzige, was ihm sinnvoll erschien. „Ich werde dir nicht mehr zu nahe kommen, dich küssen oder mit dir über uns reden."

Immer noch kam kein Wort von seinem Hyung. Er hatte eh keine Hoffnung darauf gehabt, eine Regung oder gar den Klang von Yoongis Stimme nach seinen Worten zu hören. Es war riskant, doch nichts anderes war ihm eingefallen, um sein Herz und das des Mannes zu schützen, in den er sich verliebt hatte. „Wenn es für dich eine Bedeutung hat und du auch etwas für mich empfindest, Hyung..." „Jung..." Schnell beschloss Jungkook, den Einwurf des anderen nicht durchgehen zu lassen und weiterzusprechen. „Dann zeig es mir. Sonst gehen wir wieder dahin zurück wo wir waren, bevor alles zwischen uns so schwer wurde. Ich werde dich nicht mehr bedrängen."

Yoongi startete keinen erneuten Versuch etwas dazu zu sagen und er war froh, dass dieser nun schwieg. Er hatte es geschafft und auch, wenn ihm alles wehtat, hatte er ihnen beiden etwas Gutes getan. Dass er seinen Mitbewohner liebte, hieß nicht, dass dieser auch Gefühle für ihn haben musste. Jungkook wollte nicht mehr einem Traum hinterherjagen. Er wollte bei ihm bleiben können und wenn es bedeutete, dass er abgewiesen wurde und nie wieder dessen Wärme spüren konnte, würde er damit leben. Yoongi war sein Glück und wenn er nur da war, war es besser, als den anderen durch seine Liebe zu verlieren.

Immer noch zog ihn alles näher an sein Gegenüber heran und doch zog er seine Hand zurück.

„Gute Nacht, Yoongi. Ich..." Ich liebe dich. „Ich bin froh, dass du hierher mitgekommen bist. Schlaf gut, Hyung." Unter einem Rascheln drehte er sich weg von dem anderen, der regungslos neben ihm lag und laut atmete. Auch wenn dieser ihn gerade nicht sehen konnte, wollte sich Jungkook verstecken und zu dem Tag zurück, als sein Mut nicht seine Illusion zerstörte.

Remedy ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now