Just stay

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Jungkook

Auf dem Weg zum Tanzstudio brauchte er einige Pausen, doch auch Yoongis Aufforderungen, einfach wieder umzukehren, konnten ihn nicht umstimmen. Zwar schmerzte sein Körper bei jedem Schritt, aber er wollte seine Freunde unter keinen Umständen hängen lassen und so lief er weiter. Auch wenn er nicht mitmachen konnte und ihm bereits das Laufen Schwierigkeiten bereitete, konnte er doch wenigstens zusehen und sich die Choreographie einprägen. Abgesehen davon wollte er, dass sein Mitbewohner ein wenig mehr von seiner Welt sah und verstand, warum Jungkook es so sehr liebte und jede Gelegenheit nutzte, um zu trainieren.

Langsam liefen sie die letzte Querstraße entlang, die sie noch von ihrem Ziel trennte, als er plötzlich einen Aufschrei hörte. Als er neben sich blickte, um zu sehen, weshalb sich Yoongi so aufregte, konnte er nicht anders als aufzulachen. Der Ältere steckte bis zum Knöchel in einer Pfütze und dessen Hose triefte nur so, als er sein Bein anhob.

„Scheiße, ich hab keinen Bock mehr. Ich geh nach Hause", schrie dieser halb Jungkook und halb den Übeltäter zu seinen Füßen an. „Aber wir sind doch schon fast da", versuchte er den anderen zu besänftigen, erntete jedoch nur ein Blick, der keineswegs danach aussah, als würde dieser auch nur noch einen Meter weiter gehen. „Wir laufen jetzt seit einer Stunde durch die Weltgeschichte. Verdammt meine Socke is nass", beschwerte sich der Mann neben ihm und machte demonstrativ seltsame Geräusche mit seinem mit Wasser durchtränkten Schuh. „Hyung", seufzte Jungkook und war Yoongi einen Blick zu, der wohl jeden zum Schmelzen gebracht hätte.

Immer noch grimmig sah dieser ihm entgegen, machte jedoch wider Erwarten einen großen Schritt über die Pfütze und lief vor ihm weiter in Richtung Tanzstudio. Ein glückliches Lächeln begann sich auf seinem Gesicht auszubreiten und er war kurz davor nach dem Ärmel des anderen zu greifen, tat es dann aber doch nicht. Unter normalen Umständen hätte er nicht zu Yoongi aufschließen können und auch, wenn dieser es nicht zugegeben hätte, bemerkte er, dass sein Mitbewohner extra langsam lief, damit er ihn nicht verlor.

„Sag mal, hast du eigentlich 'ne Freundin oder hängst du einfach nur ständig mit diesen hüpfenden Typen rum?", kam plötzlich eine Frage von dem kleineren Yoongi, die er nicht erwartet hatte. Sein Herz begann sich komisch anzufühlen und er wusste nicht, ob er dieses Gefühl mochte oder nicht. „Warum fragst du?", erwiderte er zögerlich und sah hinüber, konnte jedoch den Ausdruck im Gesicht des anderen nicht deuten. „Da will man einmal nett sein und fragt dich etwas Persönliches und dann sowas. Ist mir auch egal, was in deinem Leben läuft, vergiss es einfach."

Schnell bog sein Mitbewohner um die Ecke und beschleunigte immer weiter, sodass es unmöglich war für Jungkook ihm zu folgen. „Warte, Hyung, ich bin nicht so-" Und da passierte es, er übersah die Kante des Bürgersteigs und landete bäuchlings auf dem Gehweg. Alles tat ihm weh, er konnte nicht einmal einen Laut von sich geben, es kam ihm beinahe vor, als würde er an dem Schmerz ersticken. Weit entfernt hörte er ein Platschen und als man ihm aufhalf, war er froh, Yoongis Gesicht zu sehen. „Was machst du denn?", fauchte dieser, doch stand ihm der Schreck auf die Stirn geschrieben. Wenn jemand meinte, dass sein Mitbewohner blass war, dann war das kein Vergleich zu der Hautfarbe, die dieser jetzt hatte.

„Es geht schon", presste Jungkook heraus und lehnte sich erschöpft an die Hauswand, als er wieder auf den Beinen war. „Das geht so nicht, wir fahren jetzt nach Hause", beschloss der Ältere und zog sein Telefon aus der Tasche. Es war das armseligste Gerät, das Jungkook je gesehen hatte, an einer Ecke konnte man mittlerweile das Innenleben erkennen und das Display war bereits einige Male gesprungen. „Seit wann fahren wir irgendwohin? Ist wirklich nicht so schlimm, ich sehe das Studio schon von hier aus", beschwerte er sich und versuchte nach dem Telefon von Yoongi zu greifen. Als dieser jedoch seine Hand ergriff und mit der anderen das Telefon an sein Ohr hielt, verharrte er wie versteinert. Er bekam kaum mit, wie sein Mitbewohner ein Taxiunternehmen anrief, seine volle Konzentration lag woanders. Das Pochen seines Herzens war so laut, dass er fürchtete, dass Yoongi es hören konnte. Jungkooks Wangen wurden immer heißer und doch war er froh, immer noch die Hand seines Mitbewohners halten zu können.

Remedy ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now