Light me up

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Jungkook

Mit vollen Mägen traten sie aus dem kleinen Laden und Jungkook war froh, ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht seines Gegenübers sehen zu können. Es wirkte beinahe so, als wäre es lange her gewesen, dass sich sein Mitbewohner so wirklich satt essen konnte und so kümmerte es ihn nicht, dass er sein gesamtes Trinkgeld der letzten Wochen dafür hatte hinblättern müssen.

Kurz streckte er sich und Yoongi tat es ihm gleich. Der Regen hatte aufgehört und einige wenige Sonnenstrahlen hatten es geschafft, durch die dichte Wolkendecke zu brechen. Der Tag war noch vergleichsweise jung und vielleicht gelang es ihm, den Älteren dazu zu bewegen, etwas anderes mit ihm zu übernehmen. Gerade als er dazu ansetzten wollte ihn zu fragen, hielt ihn die unerwartete Berührung einer Hand auf seiner Schulter davon ab. Jungkook drehte sich um und sah in das raue Gesicht seine Kollegen. Park Hyungdoo war ein riesiger Kerl mit bratpfannengroßen Händen und einem brutalen Gemüt, dessen willkürlichen Aggressionen er schön öfter ausgesetzt war.

„Hey, Kookie. Übernimmst du meine Schicht morgen?", fragte dieser mit einem Grinsen, das verfärbte Zähne entblößte. Jungkook verkrampfte sich sofort, er hasste es, dass Hyungdoo ihn Kookie nannte, denn nur wenige Menschen hatten seine Erlaubnis dafür. Zudem wollte dieser ständig seinen Dienst tauschen und das beinahe immer im letzten Moment. Bemüht ruhig zu bleiben, atmete er tief durch, zwang sich dazu, die Mundwinkel zu heben und willigte mit einem Nicken ein.

„Feine Sache", grunzte Hyungdoo und schlug ihm fest auf die Schulter, was Jungkook kurz einknicken ließ, „Wer ist denn eigentlich dein Date?" „Das ist nicht mein Date, das ist mein Mitbewohner", fauchte er zurück und bereute im nächsten Moment seine Aussage.

„Mitbewohner? Ich dachte du wohnst in so nem kleinen Kabuff mit nur einem Zimmer", wunderte sich der Mann, der so groß wie ein Kleiderschrank war und sah dabei dümmlich drein, bevor er begriff, „Du wohnst mit nem Kerl in einem Zimmer? Schlaft ihr auch in einem Bett oder was?" Nach kurzem Gelächter, verfinsterte sich Hyungdoos Miene und er sah zu Yoongi hinüber. Dieser hatte bereits die Fäuste geballt und Jungkook war froh, dass dieser es dabei beließ.

„Mach's gut", verabschiedete er sich kurz, griff nach dem Arm seines Mitbewohners und zog diesen mit sich, wohlbemerkend, dass Yoongi dem Schrank auf zwei Beinen giftige Blicke zuwarf. Er hörte erst auf den Kleineren mit sich zu ziehen, als sie weit genug entfernt waren und er sich wieder halbwegs entspannend konnte.

Außer Atem, stütze sich Yoongi mit seinen Händen auf den Knien ab und es dauerte einen Moment, bis er zu Jungkook auf sah. „Willst du mich umbringen?", keuchte der andere und hustete kurz. Dass die Kondition seines Mitbewohners nicht gut war, war ihm nun klar und es tat ihm leid, dass er ihn bis zum Park gehetzt hatte. „Entschuldige", antwortete er kurz und legte seine Hand sorgevoll zwischen dessen Schulterblätter.

„Ich glaube ich sterbe", erwiderte Yoongi theatralisch und bedachte ihn mit einem beschuldigenden Blick, „Ich hätte deinem Kumpel schon keine verpasst, mir doch egal was der denkt." Er log, das war Jungkook klar, nicht in Bezug auf mögliche Schläge, aber dass es seinem Mitbewohner egal war, was Hyungdoo gesagt hatte, entsprach nicht der Wahrheit.

„Wollen wir noch etwas unternehmen?", fragte er zögerlich, war sich jedoch schon über die Antwort im Klaren, bevor er die Frage fertigausgesprochen hatte. Genervt rollte der Kleinere mit den Augen und richtete sich wieder auf, als ein Windhauch durch sein Haar wehte und für einen kurzen Moment seine Stirn freilegte.

„Alles, was außerhalb der Wohnung stattfindet, kannst du vergessen", verkündete Yoongi, streckte seinen Rücken durch und schlurfte langsam den Weg entlang. Kurz danach folgte er ihm, war aber insgeheim doch froh darüber, dass dieser sich nicht ganz vor ihm verschloss.

Remedy ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now