39. Kapitel

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Kiera:

Ich wusste nicht wie lange ich im Wald umherirrte, jedenfalls schaffte ich es, trotz allen Strapazen, das Waldgebiet auf unserem Schulgelände zu erreichen. Auf den ersten Blick wirkte alles ganz normal, aber ich vertraute niemals auf meine erste Wahrnehmung. Ein Hauch von Rauch lag in der Luft, so als würde jemand ganz in der Nähe ein Lagerfeuer veranstalten. Da aber in nächster Zeit, wegen der kalten Temperaturen, bei unserer Schule kein fröhliches Lagerfeuer stattfinden würde, kam mir das ganze mehr als mysteriös vor. Ich hoffte Summer hatte meine Botschaft erhalten, wenn nicht, war es allem Anschein nach schon zu spät. Ein paar Schritte weiter fand ich ein reges Treiben vor, wie es normalerweise auf einem Schlachtfeld herrschte. Unsere Zauberschüler, meine Freunde, versuchten mit allen Kräften ATM und ein grässliches Monster abzuwehren. Gerade wollte ich ihnen zu Hilfe eilen, als ein Mann - ich schätzte ihn auf Mitte 40 - auf mich zukam. ,,Wen haben wir denn da?", sagte er mit einem bedrohlichen Lächeln, während er sich langsam in meine Richtung bewegte. ,,Wenn das nicht Kiera ist! Terrance hat mir von dem Ungehorsam meines Sohns berichtet und nun ist es an mir seinen Fehler zu berichtigen!", stellte er in einer tiefen Stimme klar. Mit seinem Sohn war definitv James gemeint, was bedeutete, dass ich gegenüber von Alaric, einem der Anführer der bösen Organisation, stand.

Es lag nicht in meiner Natur einfach kampflos aufzugeben und das Weite zu suchen, allerdings dürfte es sich als schwer herausstellen im Falle eines Kampfes die Oberhand zu gewinnen. ,,Ich lasse mich nicht so leicht einschüchtern!", übermittelte ich ihm auf telepathischer Ebene, worauf er mich mit einer schnellen Bewegung an den Armen packte, sodass ich mich nicht mehr physisch verteidigen konnte. Er strich mir eine meiner Haarsträhnen aus dem Gesicht und beugte seinen Kopf vor mich:,,Bringen wir es lieber hinter uns, ich habe noch wichtigere Dinge zu erledigen." Was meinte er damit? Unsanft zog er mich hinter sich her, tiefer in den Wald hinein, bis wir an einem Hang zum Stehen kamen. Kieselsteine fielen die Klippe herunter und ich musste mir unwillkürrlich vorstellen, wie ich darunter fiel. Panisch suchte ich irgendeine Person, die mir hätte helfen können, aber da war niemand. ,,HILFE!", brachte ich gerade noch telepathisch hervor, ehe Alaric meine Kräfte abstellte. Ich hasste diesen Tranmitistentrick! ,,Ich muss zugeben, dass ich die altmodische Weise durchaus bevorzuge. Ich brauche keine Magie, um jemanden wie dich, ein schutzloses Mädchen, aus dem Weg zu schaffen", lachte er bitter. Warum benannte er es nicht direkt heraus und sagte, dass er mich ermorden wollte? Immer mussten sich die Bösen die Zeit nehmen, um nochmal lange Reden zu schwingen, ehe sie sich ihr Opfer vornahmen. Ich blickte mich nach irgendetwas um, das mir hätte behilflich sein können, aber da war weit und breit nichts zu sehen, außer ein paar Bäumen. ,,Irgendwelche letzten Worte?", fragte er in einem spöttischen Ton. Es schien ihm sichtlich zu gefallen, seinem Opfer bis in die letzte Sekunde in die Augen zu blicken. ,,Nathan!", rief ich so laut ich konnte, obwohl ich mir nicht mal sicher war, ob er nach dem, was ich auf dem Kampfplatz gesehen hatte, noch am Leben war. ,,Bereiten wir deinem erbärmlichen Leben ein für alle Mal ein Ende!" Mit einem kräftigen Schubs, brachte er mich aus dem Gleichgewicht, sodass ich mit einem erstickten Schrei den Hang hinunter stürzte. Der Fall kam mir endlos lang vor, aber ich sah nicht, wie man es aus so manchen Filmen kennt, mein Leben an mir vorbei ziehen.

Auf einmal prallte ich auf eine eisige Schicht auf, die mich wie eine Rutsche auf den Erdboden gleiten ließ. Unfähig mich zu bewegen, blieb ich einfach auf dem Boden liegen. Ich lebte. Die Frage war bloß: für wie lange noch? Jede einzelne Faser meines Körpers schmerzte. ,,KIERA!", hörte ich eine vertraute Stimme nach mir rufen. Gleich darauf eilte Nathan zu meiner Seite und hob mich sanft vom Boden hoch. ,,Nathan...", brachte ich mit zittriger Stimme hervor. Alles war so schrecklich kalt! Meine Zähne klapperten bei jedem einzelnen Wort aneinander:,,Alaric...ist er...?" Mit einem Kopfschütteln gab er mir zu verstehen, dass er entkommen konnte. Vor lauter Schmerz und Erschöpfung fielen mir die Augen zu und ich klammerte mich schutzsuchend an Nathan fest. ,,Du bist verwundet. Nein, nein, nein! Du darfst nicht sterben, hörst du? Das werde ich nicht zulassen!", gab mir mein Freund in einer entschlossenen Stimme zu verstehen. ,,Und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht, mein Sohn", ertönte eine fremde Stimme. ,,Vater, was machst du denn hier?", fragte Nathan sichtlich verwirrt. ,,Ich bin gekommen, um dich mitzunehmen. Hier zu kämpfen ist zu gefährlich für dich! Ich wäre früher da gewesen, aber ATM hat mir eine Falle gestellt. Letztendlich werden sie es aber sein, die in meine Falle tappen werden!", ließ er in einer dunklen Stimmlage verlauten. ,,Was meinst du damit? Ich kann jetzt nicht einfach gehen! Meine Freundin liegt im sterben! Du musst sie retten! Bitte...", forderte Nathan flehentlich. ,,Du bist zwar der schwarze Erzmagier, aber das heißt noch lange nicht, dass du deine Kraft nicht ein einziges Mal zum Guten einsetzen kannst!", fügte er energisch hinzu. ,,Na gut. Ich werde sehen, was ich tun kann."

Midnight Academy - Spiel mit dem SchicksalWhere stories live. Discover now