Die ganze Wahrheit?

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Als Falco klingelt, habe ich gerade erst ein paar Sachen zusammengepackt und eins der Betten auseinandergebaut. Wir schrauben zusammen das zweite auseinander und verstauen die Sachen im Auto. Nach zweimal fahren sind beide Betten bei mir und als wir dies wieder zusammengebaut haben ist auch schon Abend. Wir bestellen Pizza und kurz bevor sie da ist, kommt auch Julius, Falcos freund vorbei.

„hey, wie geht es dir?",frage ich als ich die Wohnungstür öffne.

Er umarmt mich und antwortet:„hi gut, danke für die Einladung und wie geht's dir?"

„das ist doch klar, vor allem wo ich dir Falco so oft wegnehme. Mir geht's auch gut, danke",führe ich den Smaltalk fort, während wir das Wohnzimmer betreten. Der Tisch ist schon 'gedeckt', meine Schwester hat die Pizza mitten auf meinem Wohnzimmertisch drapiert.

„es sieht aus wie damals bei deinem Einzug", lacht Julius, nachdem er alle begrüßt hat.

Wir setzten uns lachend um den Tisch herum und plaudern über meinen Einzug. Doch schon nach einer Weile wechseln die Themen von ausgelassen zu ernst. Wir überlegen, wie es weitergeht mit meiner Schwester, mit den Kindern.

„aber ihr könnt ihnen doch nicht wirklich zumuten, dass sie zum Kindergarten so lange fahrenmüssen", wirft Falco ein.

„aber Mirco kommt diese Jahr zur Schule, das ist nicht mehr lange und dann kann er ja hierirgendwo zur Schule gehen und bei Emma wird das gehen. Außerdem sindes doch nur 35 Minuten", widerspreche ich ihm.

„hallo, es sind meine Kinder, darf ich vielleicht auch mal ein Wort mitsprechen? Die Kinder werden in ihrem Kindergarten bleiben,. Außerdem werde ich was das angeht nichts unternehmen, bis ich wieder auf eigenen Beinen stehe", meine Schwester wird laut.

Ich atme einmal tief durch, diese Diskussion werden wir wohl noch des öfteren haben: „du wirsterst mal schön hierbleiben, mindestens bis du das mit deinerjetzigen Wohnung geregelt hast. Und du könntest doch auch danacherst mal hierbleiben, das ist nicht so viel hin und her für die Kinder und günstiger ist es auf jeden Fall"

Nina schaut mich böse an: „ja für mich ist es günstiger, für dich wohl eher nicht. Du hast jetzt neben der Miete jetzt mehr Nebenkosten und du lässt mich dir janichts geben"

„ich dachte es wäre deineWohnung?", Falco sieht mich erstaunt an und ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen nachdem ich ihn kurz böse an funkle. Ich weiß, dass es nun losgeht.

„wie das ist deine Wohnung? Wie kannst du dir das denn bitte leisen?", ich kann die Verwirrung von Nina sehen.

Langsam fahre ich mir durch meine Haare, lege eine Strähne hinter mein Ohr: „äm ja das ist eine lange Geschichte"

„ich denke wir haben dafür genug Zeit", sie wird sauer.

Falco räuspert sich: „ja undich denke wir sollten dann mal gehen, wir wollen euch bei diesem Thema nicht stören".

Er und Julius erheben sich und wir tun es ihnen nach. Meine Schwester gibt beiden die Hand und ich begleite sie zur Tür. Julius umarmt mich kurz zum abschied, Falcotut es ihm nach und flüstert in mein Ohr: „es tut mir leid, ich habe vergessen dass sie es noch nicht weiß. Ruf mich an oder schreib mir damit ich weiß das alles ok ist".

Mit diesen Worten drehen sich beide um, treten ins Treppenhaus und ich höre ihre Schritte auf den Stufen langsam leiser werden. Zögerlich drehe ich mich um, schließe die Wohnungstür und schleiche zurück ins Wohnzimmer, wo Nina mit verschränkten Armen auf dem Sofa sitzt und mich abwartend ansieht. Langsam setzte ich mich neben sie. Ich atme tief ein und wieder aus, weiß nicht was ich sagen soll.

„wieso hat du mir gesagt du wohnst hier zur miete? Hast du irgendwas illegales gemacht um an das Geld zu kommen? Mitten in Hamburg ist eine Eigentumswohnung zu kaufen unmöglich" ihre Augen werden groß.

Ich lasse die Luft aus meinen Lungen entweichen. „nein" ist alles was ich herausbringe.

Einige Zeit vergeht, in der sie mich abwartend ansieht und ich angestrengt überlege, wie ich anfangen soll.

„wir haben doch schon so oft über schwierige Themen gesprochen. Ich dachte wir erzählen uns alles, was ist dieses mal anders?"

Ich spüre wie sich ein Klos in meinem Hals bildet: „nein haben wir nicht, wir haben nicht überalles gesprochen", ein Schluchzen entweicht mir.

„aber wovon redest du, ist es was mit Mama, hat sie dir die Wohnung gekauft und wollte nicht, dass ich es weiß?", ihre Hand liege auf meinem Arm.

„nein, es war Papa", mit diesen Worten beginne ich haltlos zu weinen. Ich spüre, wie meine Schwester neben mir erstarrt. Zitternd beginnt sie: „aber wie..?"

Ich versuche mich zusammenzureißen, wische meine Tränen weg und sehe sie fest an: „erist nicht im Gefängnis"

Ich sehe wie meine Schwester in ihren Erinnerungen kramt, versucht einen Sinn zu finden.

„er ist vor vier Jahren aus dem Gefängnis gekommen", flüstere ich und hoffe sie würde es nicht hören.

„was!?", sie sieht ängstlich aus.

Ich versuche mich zusammen zureißen, ordne meine Gedanken so gut es geht, schlucke meine Gefühle hinunter und versuche es ihr so gut es geht zu erklären: „er ist vor vier Jahren raus gekommen, aber durfte sich uns aber nicht nähern". Und so erzähle ich ihr von dem Tag, an dem er mir den Umschlag gegeben hat. Während meiner Erklärung ist Nina still, aber ihr laufen wie mir die Tränen hinunter.

„was war in dem Umschlag? Geld?

Ich schüttle meinen Kopf:„nein, es waren Unterlagen und die Schlüssel zu einer Wohnung"

Sie sieht sich panisch um.

Schnell lege ich meine Hand auf ihr Bein: „nein nicht diese, ich hab sie verkauft. Der Maklerkonnte einen guten Peis verhandeln und hat mir dann diese gesucht".

Wieder entsteht eine kurze Stille, die dann von meiner Schwester unterbrochen wurde: „Wiesohast du es mir nicht gesagt? Hast du ihn nochmal wieder gesehen?"

Ich schüttle erneut den Kopf:„nein habe ich nicht. Er hat sich an das was ich ihm gesagt habe gehalten. Bitte sein nicht böse, wir haben es dir nicht gesagt, weil wir dir keine Angst machen wollten, du hattest schon genug mir den Kindern und Thomas zu tun"

„wir? Mama wusste es also auch?"

Ich nicke: „ja sie wurde benachrichtigt als er freigelassen wurde und ich war bei ihr, nachdem er mir den Umschlag gegeben hat"

Ich sehe wie sie mir sich kämpft, wie sie noch etwas sagen möchte, aber sie tut es nicht, schließlich kommt nur noch ein: „gut ich muss dann jetzt auch schlafen, wo ist das Bettzeug?"

„das liegt auf meinem Bett. Ist alles ok?", ich sehe sie besorgt an.

„ja alles gut, ich muss das nur erst mal verarbeiten. Ich kann es noch nicht ganz glauben, dass er frei ist. Aber vielleicht ist es gut so. Ich meine er ist an demeinen Tag auf dich losgegangen, aber vielleicht hat er seine strafe wirklich verbüßt, schließlich hat er uns nicht jahrelang gequält, wie Thomas es tut. Vielleicht können wir ihm diesen Ausrutscher irgendwann verzeihen", damit steht sie auf und läuft in mein Schlafzimmer.

Ich sehe ihr hinterher und flüstere: „ja das eine mal.."

Liebe durch das WortWhere stories live. Discover now