3. Eine Situation zum Verzweifeln

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Die Sommerferien waren vorbei und die Schule hatte wieder begonnen. Emma hatte ihren Gips immer noch, doch er würde in zwei Wochen wegkommen. Andre und Finn hatten sich schon in ihrer neuen Klasse eingelebt.

Als die beiden am ersten Tag in der Klasse kamen, scherten sich sofort sämtliche Mädchen um Finn und Andre. Doch diese zog direkt ab zu Emma und Annika und legten demonstrativ ihre Arme um das jeweilige Mädchen. Damit hatten sich die anderen Mädchen dann, zwar etwas enttäuscht, abgegeben. Andre hatte sich sofort zu Annika gesetzt und Finn zu Emma, so saßen die vier in einer Tischreihe.

„He Andre", Finn hatte sich zu Andre gedreht. „Heute Abend ist ein Jugendgottesdienst vom
Jubu aus willst du kommen?"

„Klar kommen wir, warum auch nicht", antwortete Annika schnell bevor Andre überhaupt nur einen Mucks machen konnte.

„Seit wann kommst du denn mit zum Jubu?", fragte Andre verdattert.

„Ihr hab mich ja noch nie gefragt, ob ich auch mitkommen will", erwiderte Annika.

„Stimmt doch gar nicht", protestierte Emma. „Früher hab ich dich ganz oft gefragt und du wolltest nie mit."

„Ja, stimmt schon. Aber jetzt würde ich halt gern mal mitkommen", meinte Annika.

„Ist doch gut dann kommt ihr eben beide mit", freute sich Finn.

Am Abend wurde Emma wie gewohnt von den Jungs abgeholt, nur das dieses Mal auch Annika dabei war. Als sie gerade los wollten gesellte sich noch Jakob zu ihnen.

Im Gottesdienstsaal des Gemeindehauses standen schon unzählige Stühle bereit. Zu fünft setzten sie sich in eine Reihe. Sofia, Monika und Sara setzten sich auch noch dazu. Sie redeten noch bis der Gottesdienst begann. Das Programm war wie immer total gut organisiert. Die Band spielte coole Lieder und die Predigt war Jugend gerecht gestaltet. Sie hatte viel Spaß und mussten auch ab und zu lachen. Nach dem Gottesdienst gab es noch ein breites Angebot an Aktivitäten.

„Und wie hat es dir gefallen?", wollte Andre von Annika wissen. Alle hatten es sich auf den Sofas bequem gemacht und plauderten um den Abend ausklingen zu lassen.

„Es war großartig", schwärmte Annika. „Hätte ich gewusst, dass es so cool ist wär ich viel früher mit gekommen."

Sie hatte noch viel Spaß an diesem Abend, erst als es kurz nach elf war brachen sie auf.

„Also Leute ab heute komm ich immer mit in Jubu", beschloss Annika.

„Cool", freute sich Emma. Sie waren bei Emmas Haus angekommen.

„Also bis dann", sie gab Finn einen Kuss umarmte Andre, Annika und Jakob, dann ging sie rein. Kurz darauf verabschiedete sich auch Jakob. Finn und Andre brachten noch Annika heim und machten sich dann ebenfalls auf den Weg nach Hause. Finn stutzte, als er bemerkte, dass im Wohnzimmer noch Licht brannte.

„Mama, bist du noch wach?", fragte er und öffnete die Tür. Seine Mutter saß weinend auf dem Sofa.

„Was ist denn los?", Finn setzte sich neben sie, Andre blieb im Türrahmen stehen. Finns Mutter vergrub ihr Gesicht in der Schulter ihres Sohnes.

„Dieses miese Schwein", schluchzte sie. Finn tätschelte ihr beruhigend den Rücken.

„Wer?", wollte Andre wissen.

„Na Alex natürlich", Finns Mutter schniefte.

„Was hat er angestellt?", in Finns Stimme hörte man die Wut.

„Er hat mich gar nicht geliebt, er wollte nur mein Geld", jetzt wurde sie von einem heftigem Heulanfall geschüttelt. Andre hatte sich währenddessen in den Sessel gesetzt. Foxy, der rothaarige Kater, schlich herbei und kuschelte sich auf den Schoss von Finns Mutter. Diese streichelte ihn gedankenverloren.

„Wie hast du das den raus gefunden?", fragte Finn vorsichtig.

„Ich bin schwanger von ihm", sie stockte, Finn musste tief Luft holen. „Als ich es ihm gesagt habe hat er angefangen zu fluchen. Das sei alles nicht geplant gewesen, er wollte mich nur rumkriegen für mein Geld. Dann ist er abgehauen." Nun strömten die Tränen nur so aus ihren Augen, so dass sie schwarze Kajal-Flüsse auf ihren Wangen hinterließen. Finn war aufgestanden und kam mit einer Schachtel Taschentücher zurück. Dankbar nahm seine Mutter sie entgegen.

„Könntet ihr mich bitte alleine lassen", bat sie.

„Klar", Finn stand auf nahm Foxy auf den Arm und ging raus, Andre folgte ihm. Zusammen setzten sie sich in Finns Zimmer.

„Ich hasse es, wenn meine Mutter weint", seine Wut war deutlich zu hören. „Wenn ich den in die Finger kriege, dann kann der was erleben."

„Alter, jetzt reg dich erst mal ab", versuchte Andre ihn zu beruhigen.

„Mann, meine Mutter ist schwanger von dem Dreckskerl. Wie soll ich mich da abregen?", er versuchte aufzustehen. Doch da Foxy auf seinem Schoss saß und sich an Finns Jeans festkrallte blieb er sitzen.

„Du hast ja recht, aber was können wir schon tun", Andre ging zu Tür. „Also ich geh schlafen." Als Andre draußen war tippte Finn eine SMS und legte sich dann ebenfalls schlafen. Foxy rollte sich am Fußende seines Bettes zusammen.

Emma hatte sich gerade in ihr Bett gelegt und dämmerte langsam ein, als ihr Handy piepte. Sie quälte sich nochmal aus dem Bett und humpelte zur Kommode. Die SMS kam von Finn.

„Ich muss dringend mit dir reden. Komm morgen so schnell es geht zu mir", lautete die Nachricht. Emma konnte die ganze Nacht nicht richtig schlafen, sie grübelte darüber nach was diese SMS zu bedeuten hatte. Früh am nächsten Morgen stand sie auf und machte sich auf zu Finn. Dieser schien auch nicht gut geschlafen zu haben, unter seinen Augen konnte man dunkle Schatten erkennen. Er begrüßte Emma nur flüchtig, dann setzte sie sich zusammen auf sein Bett.

„Jetzt erzähl mal was ist los?", fragte Emma neugierig. Finn erklärte ihr die Sachlage in kurzen Sätzen. Foxy lag immer noch am Fußende von Finns Bett. Finn konnte nicht mehr still sitzen und tigerte im Zimmer herum.

„Das nenn ich mal ein Problem", meinte Emma. „Aber was können wir jetzt schon dagegen tun?"

„Das ist ja das Schlimme, dass wir nichts tun können," wütend nahm er seine Schultasche und schleuderte sie auf sein Bett. Foxy sprang erschreckt auf und flüchtete sich auf Emma Schoss. Emma streichelte ihn zur Beruhigung, Foxy ließ es sich schnurrend gefallen.

„Wird deine Mutter das Kind bekommen?", fragte Emma weiter.

„Natürlich, Abtreibung kommt nicht in Frage", erwiderte Finn mit fester Stimme.

„Oh, stimmt", meinte Emma. „Das hätte ich mir denken können."

„Ich weiß einfach nicht was ich tun soll", sagte Finn verzweifelt.

„Ich glaub wir können gar nichts tun", meinte Emma. „Außer Alex anzeigen. Aber das wird schwierig, da wir keine Beweise haben."

„Ist doch egal", meinte Finn. „Immerhin hab ich dann was gemacht."

„Gut, dann gehen wir jetzt zur Polizei", beschloss Emma. Als sie gerade das Zimmer verließen trat Andre, total verschlafen, zu ihnen.

„Wo wollt ihr denn schon so früh hin?", fragte er gähnend.

„Wir gehen zur Polizei und zeigen Alex an", sagte Finn entschlossen.

„Oh, da komm ich aber mit", sagte Andre.

„Okay", meinte Emma. „Aber beeil dich." Andre ging zurück in sein Zimmer und kam angezogen wieder heraus.

„Endlich", Finn war schon total aufgeregt. „Können wir jetzt los." Also machten sie sich auf den Weg zur Polizeistelle.

Die Verwirrung (Teil 2)Where stories live. Discover now