2 - Von dem Neuen und dem Plan

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"as ist euer neuer Mitschüler Josh Parker. Möchtest du dich kurz vorstellen?"

Der vermeintliche Josh fuhr sich durch die braunen Haare, die ihm zum Teil wirr auf die Stirn fielen.

"Ich heiße Josh Parker", meinte er emotionslos, sich der Tatsache, dass ihm das einzig Wichtigste schon vorweg genommen wurde, durchaus bewusst, woraufhin Cole ihn ankicherte, "Ich bin 17 Jahre alt und komme von der Washington High School."

"Willkommen auf der Timberton High School, ich wünsche dir hier viel Erfolg. Suche dir einfach einen Platz aus" meinte Herr Chaplin und kramte in seiner Tasche.

Josh setzte sich neben Noah, der von seinem Tisch aufsah und sich lächelnd vorstellte. Ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, hoben sich meine Mundwinkel an. Wie sehr ich nur wünschte, dass dieses bezaubernde Lächeln mir galt.

"Bevor ich es vergesse", durchbrach Mr. Chaplin meinen Augen-zu-Mund-Kontakt, "eure Stufenkoordinatorin Mrs. Harrington hat mich gebeten, die Wahlzettel für das nächste Halbjahr auszuteilen. Wie euch schon mitgeteilt wurde, müsst ihr der Fairness halber den Bogen sogleich wieder bei mir abgeben. Ich gebe euch fünf Minuten Zeit, um ihn auszufüllen, anschließend legt ihr in bitte auf mein Pult. Wählt mit Bedacht, ist eure Entscheidung einmal gefällt, kann sie nicht wieder umgetauscht werden", meinte er dramatisch und klatschte jedem Schüler ein Blatt Papier auf den Tisch - jedem bis auf Josh, der seine Wahl vermutlich schon vorab getroffen hatte.

Als mein Zettel auf den Tisch fiel, griff ich ihn hastig und schaute auf die Themen. Vielleicht hatte ich ja Glück und sie hatten die Informationen am schwarzen Brett ausgerechnet für Kunst schlichtweg vergessen.

Nach einen kurzen Blick schlug ich meinen Kopf auf die Tischplatte. Was hatte ich mir auch erhofft? Natürlich war Kunst nicht vertreten.

"Na na, so schwer wird dein Kopf wohl nicht sein, Ever", meinte Mr. Chaplin die Stirn runzelnd, woraufhin ich mich gezwungen fühlte, mich wieder in die Senkrechte zu begeben. Ein paar Schüler kicherten und linsten zu mir rüber, woraufhin ich leise ein "witzig" murmelte.

Ich spürte, wie sich meine Wangen rot färbten und ließ meine Haare ins Gesicht fallen, als ich nach einem Kugelschreiber in meiner Federmappe kramte.

"Das ist eine Katastrophe", flüsterte ich zu May, die ihren Wahlbogen schon lange fertig ausgefüllt hatte.

"Wir haben doch abgesprochen, dass du Theater und Musik wählst. Easy", sagte sie schulterzuckend und genauso leise zurück.

"Easy? EASY?", zischte ich, "ich will das eigentlich gar nicht wählen."

"Bist du geduldig in Augenblick des Zorns, so wirst du dir hunderte Tage Kummer sparen", erklärte sie gelassen.

Ich stöhnte genervt auf. Ich liebte May. Wirklich. Aber was sollte das denn jetzt? Dieses Zitat hatte absolut nichts mit meiner Situation zu tun und es half mir ebenso wenig. Verständnislos schüttelte ich den Kopf und schielte verstört zu ihr.

"Du kannst dir deine chinesischen Sprichwörter sonst wohin schieben, ich weiß jetzt schon, dass ich hunderte Tage Kummer bekommen werde!"

"Aber nur, wenn du ungeduldig in Augenblick des Zorns bist", meinte sie schulterzuckend.

"Ich zeig' dir gleich, wie ungeduldig ich gerade im Augenblick des Zorns bin", knurrte ich und blickte sie finster an. Frustriert zog ich den Deckel meines Kulis ab, füllte meinen Namen aus und kreuzte die Fächer an.

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"Hey, Noah, was hast du gewählt?", rief May ihm zu und obwohl er mindestens fünf Meter vor uns lief, hörte er sie und drehte sich zu uns um.

For EverWhere stories live. Discover now