Louis & Kilian | Teil 2

123 16 22
                                    

»Kilian! Du kommst jetzt sofort aus deinem Zimmer raus und gehst zu ihm!«
Laura hämmerte weiterhin gegen die geschlossene Tür und stieß dabei wilde Kampfschreie aus, die dank ihrer hohen Stimme klangen, als würde ein aggressiver Hamster durchdrehen. Doch Kilian wollte nicht aus seinem Zimmer kommen und nochmal zu Louis gehen, nur um dann eine total peinliche Abfuhr zu kassieren. Er saß lieber in seinem Einhornschlafanzug auf dem Bett und futterte Kekse, während im Hintergrund eine Folge Doctor Who lief. Und irgendwann kapierte Laura das - zumindest für den Moment - auch und verzog sich in die Küche, wo  die restlichen WG-Mitglieder eine Art Mischung aus Mittagessen und Brunch einnahmen, da alle langsam ihr Zeitgefühl verloren und es so keine wenigstens halbwegs geregelten Essenzeiten mehr gab.
»Wieso ist dieser Typ nur so stur?!«
Wütend ließ Laura sich auf einen Stuhl fallen.
»Er hat einfach Angst, abgewiesen zu werden, denke ich«, meinte Robin, der sich gerade ein Sandwich machte.
»Er ist ein gottverdammter Perfektionist, deshalb kann er damit einfach nicht umgehen.«
»Oder er hat einfach keine Lust, noch einen heißen Typen offiziell an sich vorbei ziehen zu sehen«, gab Valentina zu bedenken.
»Zweimal in Folge ist schon echt verletzend.«
»Moment, wann hatte Kilian denn einer Typen?«, mischte sich Andreas ein, der natürlich nicht in die Pläne und Geheimnisse der Mädels eingeweiht war, leider aber eigentlich das Hauptproblem bzw. der Auslöser dieser Kilian-Verkupplungs-Sache war.
»Ach … Er hatte ihn nicht, es war nur so'n Typ aus der Uni, den Kilian mochte. Bis er sich irgendein Mädchen gekrallt hat.«
Laura zuckte mit den Schultern und stand auf, um sich ein paar Kekse zu holen; jetzt brauchte sie erstmal etwas Zucker, bevor sie zumindest versuchen konnte, ihren Verkupplungsplan wieder aufzunehmen. Und wer der nicht klappte, hatte sie eben schon verfrüht mit dem nötigen Frustessen angefangen, von daher nahm es sich nichts.
»Warte, wieso wussten wir denn nichts davon?«, mischte sich jetzt aber Robin ein, der die Mädels misstrauisch ansah.
»Bitte sagt mir nicht, ihr habt noch irgendwelche Geheimnisse vor uns und im Keller liegt die Leiche von Kilians Ex.«
»Nein«, sagte Valentina gedehnt.
»Da liegt schon die Leiche von meinem. Die Sache mit Kilian hab ich in der Uni rausgefunden, weil wir ein paar Kurse zusammen haben und er diesen Typen die ganze Zeit angestarrt hat. Er wollte nicht, dass wir's euch sagen, weil ihr ja schon genug mit euch zutun hatten.«
»Oh bitte, nicht schon wieder diese Leier.«
Robin stöhnte genervt.
»Wir haben uns auch, als wir noch nicht zusammen waren, benommen wie normale Menschen, die sich für ihre Mitbewohner interessieren. Und wir waren nicht die ganze Zeit mit uns selbst beschäftigt.«
»Ja ja, ist schon gut«, wiegelte Laura ab und steckte sich einen Schokokeks in den Mund. Das Letzte, was sie jetzt brauchten, war eine Diskussion über Pärchenquatsch und einen imaginären Typen, von dem Kilian nichtmal wusste, dass er ihn angeblich toll gefunden hatte.
»Jedenfalls hilft es nichts, wenn er jetzt die ganze Zeit in seinem Zimmer sitzt und depressiv irgendwelche Serien guckt. Außerdem habe ich hoch und heilig geschworen, ihm einen Typen zu besorgen.«
»Okay, dann rede ich mal mit ihm.«
Andreas stand auf und Valentina hätte sich fast an ihrem Brötchen verschluckt, bevor sie schnell nach seinem Arm griff.
»Ja, ich glaube, du solltest nicht unbedingt mit ihm darüber reden.«
»Wieso nicht?«
Andreas sah die Mädchen misstrauisch an, doch die beiden mieden seinen Blick, bis Laura sich schließlich aus den Fingern sog:
»Du bist gerade in einer glücklichen Beziehung und verbreitest überall Liebe. Außerdem musstest du für dein Glück nicht viel tun, also nützen große Ansprachen darüber nicht viel.«
»Schwachsinn. Ich will ihm doch nur ein bisschen helfen, am Ende entscheidet eh er selbst, was er macht«, meinte der Brünette und ging entschlossen in den Flur, bevor er zweimal gegen Kilians Tür hämmerte.
»Kilian? Ich weiß, dass du mich hören kannst. Und ich verstehe auch, dass du nicht verletzt werden willst, aber soll es das wirklich gewesen sein? Ein schlechtes Date und du lässt es enden, obwohl du vielleicht noch Chancen hättest. Das ist auch für ihn nicht fair.«
Fordernd hämmerte er nochmal gegen die Tür.
»Komm schon, bitte
In diesem Moment war das metallische Klacken des Türschlosses zu hören und kurz darauf öffnete jene sich auch und Kilian trat langsam hervor. Zugegeben, die Szene hätte heroischer gewirkt, wenn er nicht seinen Einhornschlafanzug getragen hätte, aber dennoch trat er mehr oder weniger feierlich in die Küche, wo ihn alle abwartend anstarrten und zuckte mit den Schultern.
»Gut ich mach's. Aber danach werdet ihr alle mich nie wieder nerven und nicht darüber sprechen, falls es nicht klappt.«
Laura stieß einen kleinen Freudenschrei aus und riss die Arme in die Luft, während Valentina leise klatschte.
»Super, Tiger. Aber vorher ziehst du dir bitte noch was an, sonst wird er dich eher nicht reinlassen.«

Verschlossen verschossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt