Kapitel I

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„Junger Herr, ich bringe Euch den Tee."

Der Earl reagierte scheinbar nicht; der blaue Blick richtete sich weiterhin nach draußen in den Garten des Anwesens.

Leicht klangen die Schritte auf dem Teppich des Arbeitszimmers, verstummten und wurden vom flüsternden Klirren des Geschirrs ersetzt.

„Was beschäftigt Euch?"

Als ob er das nicht wüsste. Die Lippen des Earl zuckten.

„Meine Verlobte."

Der Butler schwieg.

Interessant.

„Du schaust eifersüchtig."

„Das hättet Ihr wohl gern."

Ciel lächelte. „Du wirst unverschämt, Sebastian." Er lehnte sich zurück, wusste er doch, dass der andere bereits hinter ihm stand.

„Weil Ihr es so wollt."

Die Stimme lag zart auf seiner Haut, jagte einen sanften Schauer durch seinen Körper. Das Gefühl war vertraut, genossen, geliebt, nicht mehr weg zu denken. Seit nunmehr knapp zwei Jahren. Seit dieser Zeit spielten sie dieses neue Spiel und es war nicht ganz heraus, wem es mehr Vergnügen bereitete.

Ciel wandte sich vom Fenster ab, drängte seinen Butler zurück an den Schreibtisch. Der dampfende Tee erzitterte in seinem edlen Porzellankleid.

„Das hast du sehr gut erkannt." Er genoss die Kraft, die sein erwachsener Körper hatte. Dem Teufel natürlich nicht ebenbürtig, doch genug, um eine genussvolle Illusion zu schaffen. Sie zwang die behandschuhten Hände hinter dem Butler auf die Tischplatte.

Das Altern erlaubte es ihm nun, seinem Butler fast direkt in die Augen zu sehen. Die Augen, die ihn so oft schwach machten. Aber noch nicht. Denn zuerst küsste er ihn. Kurz, sanft. Aber fordernd.

Er zog sich zurück und sah ein Lächeln. „Nun", hob der Teufel an.

„Wage es ja nicht!"

Das Grinsen wurde breiter, Widerstand gegen Ciels Griff regte sich. Sebastian lehnte sich ihm entgegen: „Als Butler der Familie Phantomhive", sanft nahm er die Hände des Earls in seine, „sollte ich so etwas schon... beherrschen!" Er packte Ciel, zog ihn zu sich und in dieser Sekunde lagen seine Lippen auf der zarten Haut an Ciels Hals.

Ein sanfter Biss und die vertraute Wärme durchflutete den jungen Herrn.

Gegen diese Geste kam er einfach nicht an.

Das Gefühl wurde wieder übermächtig; dieser Drang, sich zu fügen. Denn er wusste, es folgte nur Lust. Nichts, was ihm keinen Genuss bereitete. Sein Kopf hüllte sich in Schweigen, nichts war mehr wichtig außer dem atemberaubenden Wesen vor ihm. Dieser teuflisch schöne Körper. Berauschende Sünde.

Mit einem Seufzen entwich alle Anspannung aus ihm.

Das leise Lachen ließ ihn wohlig erzittern. Ergeben lehnte er den Kopf gegen des Butlers Brust, spürte dessen starke Arme an seinem Körper und sank ihnen entgegen.

Trotz seiner Größe war es Sebastian noch immer ein Leichtes, den jungen Earl auf den Armen zu tragen. Wie früher.

Wie gewohnt verschwand der Boden unter Ciels Füßen, gleich darauf sank er auf Sebastians Schoß und spürte dabei den Stoff der Handschuhe an seinem Kinn. Bereitwillig gab er dem sanften Druck nach, streckte sich seinem Teufel entgegen und wie von allein fand seine Hand Sebastians Nacken. Diese Küsse waren zur Sucht für ihn geworden. Wenn die Welt ihn ließe, würde er Tage damit verbringen, seinen Teufel einfach nur zu küssen.

Ein neuer Pakt Where stories live. Discover now