Michadam - 1 -

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Irgendetwas musste er tun. Er war ein paar Tage kaum bei der Sache gewesen, wusste nicht, was passierte und was er machen konnte oder sollte. Sie waren zu dritt in diesem Käfig - im hintersten und verlassensten Winkel der Hölle. Es war heiß und die Luft war alles andere als angenehm, von dem Gestank ganz zu schweigen. Es war einfach die Hölle in der Hölle!

Der Teufel war täglich damit beschäftigt, seine beiden "Mitbewohner" in den Wahnsinn zu treiben. Besonders dem einen Menschen unter ihnen - Adam - setzte dies sehr zu. Michael konnte den Jungen immer flüstern hören, dass er wünschte, er wäre tot. So richtig tot. Im Grunde war er das ja eigentlich, doch er war hier, in einem Käfig mit zwei Erzengeln. Doch nicht nur das. Inzwischen konnte Michael auch Adam's seelische Schmerzen spüren. So sehr, dass es ihm oft selber weh tat.

Bislang konnte er allerdings nichts tun. Wie auch? Luzifer war hier und wollte den Mund nicht halten und in dem verdammten Käfig gab es nichts, rein gar nichts, was den Jungen zumindest ein wenig ablenken könnte.

Nach ein paar Tagen wurde es sogar Michael zu viel. Nicht, dass er es nicht mehr mit seinem Bruder aushalten würde; er sah, spürte und hörte wie schlecht es Adam ging und lange würde er das nicht mehr aushalten - sie beide nicht.

Nach einigen Stunden der Überlegung fasste der ältere Erzengel einen Entschluss. Er würde Adam hier raus bringen, zumindest so gut er konnte, denn es würde ihm nicht gelingen, ihn komplett aus dem Käfig raus zu helfen.

Michael sammelte seine ganze Kraft und als Luzifer gerade mit sich selber beschäftigt war, legte er Adam eine Hand auf die Schulter. Der Junge zitterte stark und erschrak zunächst durch die Berührung, doch als Michael ihm einen ruhigen Blick zu warf, entspannte er sich ein wenig.

Im nächsten Moment saßen sie auf einer Wiese in irgendeinem Park. Es war ein sonniger Nachmittag. Adam sah sich mit großen Augen um, ehe sein Blick wieder an Michael hängen blieb.

"Was- was ist das?", fragte Adam sofort mit wackliger Stimme nach. "Sind wir draußen? Muss ich nicht mehr zurück in die Hölle?"

Michael schüttelte den Kopf. "Nein, vorerst nicht. Hier kann dir Luzifer nichts tun - uns beiden nicht. Hier ist alles in Ordnung."

Adam nickte knapp und atmete erleichtert aus, ehe er sich rückwärts in das weiche Gras fallen ließ. Er war schon so lange nicht mehr auf der Erde gewesen. Mittlerweile fühlte sich alles fremd an, so als sei er bisher kaum hier gewesen. Doch es war seine Heimat, das wusste er. Hier gehörte er wirklich hin.

"Wenn du dich fragst... ich habe es getan, um dir einen Gefallen zu tun. Da unten hättest du nicht mehr lange durchgehalten. Dann wäre ich mit meinem kleinen Bruder alleine gewesen."

"Oh, also, danke dafür", sprach Adam, welcher Michael vom Boden aus betrachtete. "So etwas hätte ich nicht erwartet. Immerhin warst du anfangs auch nicht sehr nett zu mir gewesen. Also, woher kommt dieser Sinneswandel?"

Einen Moment lang wandte der Erzengel den Blick ab. Er war sich nicht sicher, was er darauf antworten sollte. Er kannte die Antwort ja selber nicht wirklich. Er hatte sich dabei auf seinen Verstand verlassen, welcher ihm sagte, dass er dem Jungen helfen sollte. 

So etwas kannte Michael bis zu dem Zeitpunkt nicht. Er war ein Krieger des Himmel, schon immer. Er war kalt und gnadenlos. Er führte Armeen an und hatte seinen eigenen kleinen Bruder in die Hölle geworfen. Er war auf keinen Fall ein sensibles Wesen.

"Ich hatte Mitleid mit dir... naja, du warst- du bist der einzige Mensch in unserer Runde. Es ist klar, dass dich das alles um einiges mehr belastet. Ich schätze, ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, dass es ständig so weiter ging. Ich musste irgendetwas tun, um es zu verändern."

Nun blinzelte Adam überrascht. Anscheinend durfte er doch noch hoffen und daran glauben, dass es jemanden gab, der ihm zur Seite stand. 

"Wenn du- wenn du irgendetwas von mir verlangst, für deine Mühe, dann sag es mir. Du stehst viel höher als ich, du bist viel mächtiger... ich denke einfach, ich sollte dir dafür etwas zurück geben", meinte Adam, welcher leicht zögerlich klang. Natürlich, er freute sich darüber, doch wenn ein eigentlich kalter Erzengel einem so einen Gefallen tat, fühlte es sich irgendwie seltsam an. Er wollte nicht, dass Michael in irgendeiner Weise böse auf ihn wurde. Er musste doch auch irgendetwas tun können. "Ähm, ich werde mich dafür noch erkenntlich zeigen, doch bis es soweit ist, kann ich dir nur danken."

Michael begegnete seinem Blick. Sein Gesichtsausdruck war monoton und unberührt. "Du musst mir dafür nicht danken. Ich habe dich schließlich nicht wirklich aus der Hölle geholt. Wir sind immer noch in dem Käfig, dies hier ist nur ein Rückzugsort."

Vorsichtig setzte sich der blonde Junge auf. "Aber dennoch. Es ist besser als alles was da unten passieren könnte. Wenn es hier nun regnen, schneien oder stürmen würde, selbst wenn es hier nicht friedlich wäre, es ist perfekt."

Diese Worte rüttelten tatsächlich etwas in Michael wach. Etwas, das er noch nie gespürt hatte. Er schenkte Adam ein kleines Lächeln. "Es ist wirklich schön... die ständige Singerei und das unendliche Gerede meines Bruders haben mich schon ziemlich genervt."

Adam kicherte leise, nachdem er sich wieder völlig aufgerichtet hatte und nun wieder neben Michael saß. Dabei merkte er kaum, dass er so nah bei ihm saß, dass er seine Augenfarbe sehr gut erkennen konnte.

"Wie lange können wir hier bleiben?", wollte der Junge wissen.

Michael hörte dessen unsicheren Unterton klar heraus. Er streckte eine Hand aus, um sie auf Adam's Schulter zu legen. "So lange wie du willst. Ich kann uns auch an einen anderen Ort bringen, wenn du das möchtest."

"Nein, hier ist es perfekt", meinte Adam. Unbedacht rückte er noch näher an den Erzengel heran, sodass er sich an ihn lehnen konnte. "Hauptsache ich bin nicht allein", flüsterte er. 

Michael's Augen weiteten sich, doch er sagte nichts, sondern legte nun auch den anderen Arm um Adam, sodass er ihn nah bei sich halten konnte. Er stützte sein Kinn auf dessen Kopf ab, während er beschwichtigend über seinen Rücken streichelte. "Du bist nicht allein. Ich bin bei dir. Ich werde dich nicht fallen lassen."

Adam nickte leicht an der Brust des Erzengel's. Langsam schloss er die Augen. Das war alles was er sich immer gewünscht hatte.

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Das war das erste Mal, dass ich etwas zu diesem Shipping geschrieben habe, hoffentlich konnte ich deinen Wunsch trotzdem gut umsetzen, Sam2Hell :)

Supernatural Stories [OneShots]Where stories live. Discover now