Destiel - 1 -

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Es konnte nicht länger als eine Stunde her sein. Noch immer zitterten die Hände des Mannes, dessen Kleidung, Hände und Gesicht mit Blut befleckt waren. Er hatte sich an einen dunklen, einsamen Ort zurück gezogen, nachdem er etwas getan hatte, das er unter normalen Umständen sofort bereut hätte.

So sehr hatte er sich innerlich dagegen gewehrt, doch die Macht, der Einfluss waren einfach zu stark gewesen. Es hatte ihn zu dieser grausamen Tat getrieben - das Kainsmal.

Inzwischen hatte der Jäger es geschafft, die erste Klinge wegzulegen. Er fand eine Tonne voller Wasser, mit dem er das Blut von seinen Händen wusch. Zumindest so gut es ging.

Eine alte, kleine Glühbirne hing über ihm, das Holzdach hatte mehrere große und kleine Löcher. Durch eines davon schien der Halbmond, welcher sich auch in dem Wasser der Tonne spiegelte.

Der dunkelblonde Mann beugte sich noch etwas weiter vor, bis er sein Spiegelbild darin sah. Sein Gesichtsausdruck war kalt und fremd. Mit der Faust schlug er auf die Wasseroberfläche, um sein Spiegelbild zu zerstören. Er konnte diesen Anblick nicht mehr ertragen - das konnte er schon lange nicht mehr.

Er konnte sich gar nicht erinnern, wie viele Leute er vorhin mit der Klinge getötet hatte. Genauso wenig wusste er, wer davon ein übernatürliches Monster und wer ein Mensch war. Es spielte zu der Zeit keine Rolle. Zu sehr wurde Dean von der Macht des Mals beeinflusst. Das Mal wollte unbedingt, dass er das tat.

Nachdem er auch die letzte noch atmende Person dort getötet hatte, war er gegangen. Er hatte keine Orientierung, es hatte ihn einfach an diesen verlassenen Ort getrieben.

Langsam entfernte er sich von der Tonne und suchte sich eine Holzbank, auf die er sich setzen konnte.

Frustriert fuhr er sich durch die Haare, seinen Blick hatte er auf den Boden gerichtet. Langsam tropften die ersten Tränen auf das Holz und er schrie seine Verzweiflung laut in den Himmel.

Innerlich hielt er es schon lange nicht mehr aus. Immer wieder hatte er es versucht: Weiter machen und kämpfen, sich nicht von dieser alten Macht besiegen zu lassen, doch allmählich schwand seine Kraft immer mehr.

Während er auf dieser Holzbank saß und weinte, merkte er gar nicht, dass er nicht mehr alleine war. Erst als er eine Hand auf seiner Schulter fühlte, sah er erschrocken auf.

Cas stand vor ihm, doch in der Dunkelheit konnte er sein Gesicht nicht erkennen.

Schlagartig entzog sich Dean dem Griff seines besten Freundes. Er stand hastig auf und entfernte sich mehrere Schritte von ihm.

"Was ist passiert?", wollte der Engel im trench coat wissen, obwohl er bereits eine Ahnung hatte.

"Verschwinde, Cas", wimmerte Dean und er begann erneut zu zittern. "Lasst mich doch einfach alle in Ruhe..."

Cas blieb immer noch an der selben Stelle stehen und musterte den Jäger genau. Er wollte versuchen ihn nicht noch weiter zu reizen.

Er konnte sehen und spüren, dass es Dean nicht gut ging und es war nicht das erste mal. So gerne würde er seinem Freund helfen. Wenn er eine Möglichkeit hätte, würde er sie sofort nutzen.

"Dean, egal was du getan hast, es war nicht deine Schuld", erklärte er ruhig.

"Du weißt nicht wie sich das anfühlt", murmelte der größere Mann und schaute zur Seite.

Vorsichtig kam Cas zwei Schritte näher. Sein Gesichtsausdruck war noch immer ruhig.

"Da hast du Recht. Ich weiß nicht wie es ist, unter der Kontrolle dieses Mals zu stehen, aber ich habe auch schon Menschen verletzt, die ich liebe, obwohl ich das gar nicht wollte."

Supernatural Stories [OneShots]Where stories live. Discover now