Kapitel 1

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Die Morgensonne schlich sich langsam über das Dächermeer von Paris, als die neue Schülerin des Collège Françoise Dupont sich auf dem Weg in ihre Klasse machte.
Mit einem ausgedruckten Lageplan fest in den Händen hastete sie zu der brandneuen Schule.
Um sie herum waren überall Menschen, welche sich auf dem Weg zur Arbeit oder eben zur Bildungsanstalt machten.
Sie war etwas aufgeregt, aber versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Mit Kopfhörern in den Ohren schlenderte sie - mehr oder weniger - entspannt durch die Straßen der neuen Stadt.
Was ihr auffiel; überall waren Poster und Plakate mit einem blonden Jungen zu sehen.
Adrien Agreste.
Jeder kannte ihn, natürlich. Er war ja auch ein bekanntes Model. Mit der eignen Marke, einem weltberühmten Designer als Vater, ob er wohl genauso eingebildet war, wie er rüberkam? Wer weiß.

„Okay Lillie, kein Stress, das ist ja nicht das erste Mal", flüsterte sich die Brünette leise zu.
Sie stand vor den riesigen Toren der Schule und zupfte sich ich noch einmal das gelbe Latzkleid zurecht. Sie blickte an sich hinunter, um sicher zu gehen, dass alles passte:
Weiß-blau gestreiftes T-shirt schön unter dem Kleid, keine Falten oder Flecken? Check.

Senfgelbes Kleid, etwas über den Knien, nicht zu kurz, nicht zu lang? Check.

Die rot-braunen, langen Haare zu einem tiefen Zopf gebunden, der Pony sitzt, keine unordentlichen Strähnen? Check.

Hellblaue Schuhe, welche sogar von der Agreste Marke sind, nicht zu schmutzig und natürlich das Fußkettchen mit der silbernen Muschel dran? Check.

„Na dann los", murmelte Lillie entschlossen, während sie ihr Handy und die Kopfhörer in ihre schlichte Umgängetasche packte und die massive Holztür öffnete.

Gerade als sie die Treppen hochgehen wollte, um nach ihrem Klassenzimmer zu suchen, schoss ein Mädchen aus der Toilette heraus und rannte sie um.

„Oh nein, oh nein, oh nein! Das tut mir so wahnsinnig leid, oh Mann, ich bin so ein Tollpatsch", ratterte die Fremde wie ein Mantra hinunter und half Lillie wieder auf die Beine.

Diese fing an zu kichern und meinte mit einem aufmunternden Lächeln: „Chill, alles gut, passiert doch jedem mal!"

Ein langer Seufzer entwischte dem Mädchen mit den schwarzen Haaren, welche zu zwei Zöpfen zusammengebunden waren. Sie hatte ein schlichtes, weißes Shirt mit einem dezenten Blumenmuster an. Darüber einen schwarzen Blazer und Rosafarbene Hosen, welche hochgekrempelt wurden.

Sie erwiderte nun ein wenig entspannter: „A-also ich bin Ma-Ma-Ma Marinette. Du musst unsere neue Schülerin sein, oder? Monsieur Damocles hat schon erzählt, dass du heute kommen würdest. In welche Klasse musst du denn?"

Den Namen merk ich mir.

Lillie stellte sich ebenfalls rasch vor und suchte auf dem Plan nach dem Zimmer.

„Äh... Hier! Die 10. Klasse da."

„Ha! Was für ein Zufall, das ist meine Klasse! Komm, ich bring dich gleich hin!", rief Marinette aus und ging voraus die Treppen hoch.

Währenddessen erklärte sie: „Die sind alle echt super nett, bis auf Chloé. Aber solange du dich von ihr fern hältst, sollte alles in Ordnung sein."

„Halt dich einfach an mich, ich stell dir in der Pause alle vor. A-also wenn das für dich okay ist, ich bin nämlich die Klassensprecherin und äh, ich denke das ist meine Aufgabe", stammelte Marinette weiter vor sich hin und kratzte sich unsicher am Hinterkopf.

Sie schien eine sehr zuvorkommende Person zu sein, die allerdings viel zu wenig Selbstvertrauen hatte. Lillie war froh, dass sie sich schon kennenlernten und sie machte es sich zur Aufgabe, Marinette Selbstsicherheit beizubringen. Darin war die Brünette ihr schon einige Schritte voraus.

„Das klingt super, Marinette. Ich bin gespannt."

🌊

„Also dann, begrüßen wir alle unsere neue Schülerin: Lillian Blanché!", verkündete Madam Bustier froh.

Ein teils gelangweiltes, teils interessiertes Murmeln ging durch die Reihen.

„Erzähl uns doch etwas über dich, bevor du dich hinsetzt."

Lillie nickte und ließ ihren Blick einmal durch ihre neue Klasse schweifen. Marinette grinste sie aufmunternd an und gab ihr einen Daumen nach oben. In der erste Reihe saß ein blondes Mädchen, welches Lillie von oben bis unten eingebildet musterte, dann etwas zu ihrer Sitznachbarin flüsterte und auffällig lachte.
Einen Tisch daneben saß der blonde Junge mit den Grasgrünen Augen: Adrien Agreste! Er grinste die neue Schülerin aufmunternd an.

Madame Bustier flüsterte plötzlich mit einem warmen Lächeln: „Du musst nicht aufgeregt sein, erzähl einfach."

Danach räusperte sich Lillie kurz, riss sich aus dem Gedankengang und fing an: „Also... Hi! Wie Madam Bustier schon gesagt hat, mein Name ist Lillian. Aber nennt mich einfach Lillie, das hab ich um einiges lieber. Ich bin vor ein paar Wochen mit meinen Eltern aus London hergezogen und bin echt gespannt wie Paris so als Stadt zum Leben ist. Äh... meine Hobbys sind eigentlich ganz einfach. Ich liebe es zu tanzen und mache das seitdem ich ein Kind bin genauso wie Eiskunstlauf. Und... ja, ich glaub, dass ist erstmal alles."

Die Hand der rothaarigen Lehrerin legte sich auf Lillies Schulter und Madam Bustier lächelte aufmerksam.

„Danke, Lillie. Setz dich doch in die letzte Reihe hinter Kim und Max, leider ist sonst kein Platz frei und Lila wird est im späteren Verlauf des Schuljahres dazu stoßen, aber alle anderen werden sich schon um dich kümmern, nicht wahr?"

„Ja, Madam Bustier", ertöntet es im Chor von allen.

Lillie atmete erleichtert aus und grinste Marinette an, als sie zu ihrem neuen Platz ging.

Vielleicht ist es hier doch nicht so mies...

Sofort drehten sich die beiden Jungs zu ihr um und grinsten sie breit an, als sie sich hinsetzte. Kim war ein muskulöser Typ mit einem knallroten Pulli und einer Gelfrisur. Er mochte es vermutlich aufzufallen. Max im Gegensatz schien der klassische Nerd zu sein. Er hatte sogar einen kleinen Roboter dabei, der sich Lillie auch selbstständig vorstellte.

„Hi Lillie, ich bin Kim und falls du irgendwelche Fragen hast, stehe ich gerne frei um sie zu beantworten", flüsterte er mit einem schelmischen Grinsen.

Die neue Schülerin zog eine Augenbraue hoch und schnaubte verspielt: „Danke Kim, merk ich mir."

Daraufhin drehte er sich wieder um und murmelte - ohne zu wissen, dass Lillie es hörte - zu Max: „Ich glaub mit ihr werd ich mich richtig gut verstehen, Mann."

„Kim, bitte jetzt leise sein. Na gut, bitte schlagt alle das Buch auf Seite 111 auf! Gibt es freiwillige zum lesen?"

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