Chapter Twenty-Three

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Langsam öffnete ich die Augen. Ich schmeckte den fahlen Geschmack im Mund und wusste wieder, wieso ich nicht so viel Alkohol zu mir nahm. Beziehungsweise nur bei besonderen Gelegenheiten. Wie die letzte Nacht.

Deshalb und weil ich dadurch zu viel Kontrolle verlor. Ich erinnerte mich dummerweise zu genau, was vorherige Nacht geschehen war. Dafür hatte ich leider dann doch zu wenig getrunken.

Mühsam stützte ich mich auf meine Arme und stemmte mich hoch. Die Sonne strahlte direkt in das Schlafzimmer und blendete mich. Zischend kniff ich die Augen zusammen und drehte mich von den Fenstern weg. Nun, wir hatten bereits Vormittag,wie es aussah. Denn um diese Zeit wurde mein Schlafzimmer von Sonnenlicht nur durchflutet.

Ich setzte mich hin und vergrub sogleich meine Finger in den Haaren. Was zum Teufel, hatte ich nur getan? Wieso musste ich ihn unbedingt anrufen?

Ich schämte mich schon für meine Tat. So vieles hatte ich ins Telefon geschrien. All meine Gefühle ausgeschüttet, die eigentlich hätten begraben bleiben sollen.

Doch dadurch, dass meine Hemmschwelle reichlich gesunken war und durch die Aktion mit dem Fremden alles wieder aufgewühlt wurde, hatte ich nun mal diese verdammte Kontrolle verloren und hatte mich so richtig gehen lassen. Geleitet von meinen dämlichen Gefühlen, von meiner Verletzbarkeit.

Und dann war da noch Vincent. Wie viel er wohl gehört hatte? Vor ihm wollte ich nicht so jämmerlich dastehen, was jedoch geschehen war. Ich hatte vor ihm geweint, an seiner Schulter. Das ganze war mir so unangenehm. Wie sollte ich ihm jetzt noch ins Gesicht sehen können?

Verzweifelt über das ganze und mit beginnenden Kopfschmerzen, raufte ich mir die Haare und zog die Knie an. Darauf legte ich den Kopf ab und gab einen genervten Laut von mir.

Mit einem mal würde die Tür geöffnet. Ich schreckte auf, doch als ich Diana sah, entspannte ich mich halbwegs wieder. Halbwegs..

>>Und? Wieder nüchtern?<<, fragte sie breit grinsend. Mit einfachen Shorts und einem breiteren T-Shirt, kam sie ins Schlafzimmer stolziert und ließ sich auf mein Bett fallen. >>Wie sieht es mit der Erinnerung aus?<<, grinste sie weiter und am liebsten hätte ich ihr eine Kopfnuss gegeben. Leider aber brummte mir selbst der Schädel.

>>Bedauerlicherweise ziemlich klar<<, antwortete ich und ließ mich nach hinten fallen. >>Wieso hast du zugelassen, dass ich das mache? Wieso hast du mich nicht aufgehalten? Du bist doch meine Freundin!<<

Diana schnaubte amüsiert. >>Gib nicht mir die Schuld. Nachdem du mit dem Typen verschwunden bist, habe ich eigentlich gedacht, dass du deinen ganz persönlichen Spaß haben würdest. Aber anscheinend hat es nicht so geklappt, wie gedacht.<< Bis zum Ende hin wurde ihre Miene wieder ernst und ich nickte ihr nur zu.

Tief durchatmen setzte ich mich wieder auf und starrte auf meine Hände, die die Bettdecke fest umklammerten. >>Ich konnte es nicht. Ich habe es einfach nicht durchziehen können<<, gab ich zu.

Mein Gegenüber sah mich interessiert aber auch mitfühlend an. Noch immer wusste sie nicht, wieso ich mich so von Jake distanziert hatte und wieso ich nicht einmal über ihn sprechen wollte. Doch so langsam konnte ich ihr diese Information nicht länger vorenthalten.

Fest biss ich mir auf die Unterlippe. Die Mauern um mich waren ohnehin zertrümmert und konnten nicht mehr aufgebaut werden. Nach dieser Nacht verstand ich endgültig, dass ich nicht mehr zu der Person werden konnte, die ich mal war. Klar, ich konnte meine Mitarbeiter noch immer anschreien, wenn ich es wollte, doch ich war nicht mehr in der Lage mich von meinem eigenen Herzen zu distanzieren.

>>Er hatte Sex mit Helena gehabt<<, sagte ich schließlich. Für einen Moment schien sie nicht zu begreifen, was ich da von mir gab, doch dann sah sie mich letztendlich mir großen Augen an. >>Nach jeden Streit hatte er mit ihr geschlafen. Deshalb habe ich alles beendet. Mit ihm.<< Allein darüber zu sprechen tat so verflucht weh, dass mir die Luft weg blieb.

Bittersüße Sünde ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt