Chapter One

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Grübelnd saß ich hinter meinem Schreibtisch, hielt die Finger in meinen Haaren vergraben und starrte unentwegt auf die Papiere, die vor mir lagen.

Die Worte meines Vaters gingen mir keine Sekunde lang aus dem Kopf. Und meine eigenen schon gar nicht.

Meine Konzentration lag nur darauf, eine Lösung zu finden. Jemanden, der sich als meinen Freund ausgeben sollte. Allein schon bei dem Gedanken wurde mir schlecht. Wie sollte ich das anstellen? Die Männer die ich kannte, waren überhaupt kein Fester-Freund-Material. Sie waren nur für mein eigenes Vergnügen gut.

Wie konnte Vater mir nur sowas antun?! Und wie konnte ich nur so bescheuert sein, ihm so eine Lüge aufzutischen? Es war zum verzweifeln. 

Genervt knurrend fuhr ich mir mehrmals durch die Haare, ließ meine Arme sinken und lehnte mich auf meinem Sessel zurück. Ich war so richtig geliefert und hatte es mir selbst zuzuschreiben. 

Ein energisches Klopfen an meiner Bürotür, ließ mich leicht zusammenzucken. Ich schaffte es noch nicht einmal etwas zu sagen, da wurde die schwere Tür bereits aufgestoßen und ich sah die schlanke und schwarzhaarige Frau hineintreten.

Ihre High Heels waren wieder einmal höher als das höchste Gebäude Bostons und ihr schwarzer Bleistiftrock kürzer als mein Geduldsfaden. Und trotzdem sah Diana noch immer elegant, seriös und verdammt hübsch aus. 

Galant fuhr sie sich mit ihren schlanken Fingern über ihren Bobhaarschnitt und kam auf mich zu. Doch als sie mich richtig ansah, blieb sie mitten im Büro stehen und legte ihren Kopf zur Seite. >>Anstrengender Tag oder hat Sunny wieder einmal den Kaffee über die Papiere verschüttet?<<, fragte sie und zeigte dabei mit dem Finger auf mich oder eher auf meine zerzausten Haare. 

Kurz schielte ich auf den schwarzen Computerbildschirm und sah das durcheinander meiner haselnussbraunen Haare. Fluchend kämmte ich sie mir schnell mit den Fingern durch und richtete meine weiße Bluse, ehe ich wieder zu Diana sah. >>Ich habe dir gesagt, dass du anklopfen sollst. Was wenn ich in einem wichtigen Meeting gesteckt hätte?<< 

>>Dein Meeting..<<, sie machte Anführungszeichen in die Luft >>..hat heute die Frühschicht<<, erwiderte sie frech und ließ sich anschließend auf dem schwarzen Ledersessel, mir gegenüber, fallen. Gemütlich lehnte sie sich zurück, schlug das rechte Bein über das linke und sah mich eindringlich an. >>Also? Wer hat dich so auf die Palme gebracht? Sunny oder jemand anderes?<< 

>>Nein, Sunny war es dieses mal nicht.<< Mal abgesehen davon, dass der Name meiner Sekretärin überhaupt nichts mit ihrer stillen und zurückhaltenden Erscheinung zu tun hatte, hatte sie dieses mal keinen Mist gebaut - was ein Wunder war, denn es gab mindestens eine Sache am Tag, die sie verbockte. 

Wieso ich sie noch immer als meine Sekretärin behielt? Auch wenn sie viel Mist baute, machte sie dennoch gute Arbeit. 

Diana stöhnte genervt und schnipste mit den Fingern vor meinem Gesicht herum. >>Hey! Jetzt ignoriere mich nicht und erzähl.<< 

Ich verdrehte die Augen, stützte meine Ellbogen auf dem Schreibtisch ab und verschränkte die Finger ineinander. >>Vater hat sein Testament geändert.<< 

Sofort zog Diana die Luft scharf ein und starrte mich mit riesigen Augen an. >>Was?<< 

>>Lass mich ausreden<<, stoppte ich sie mit meiner Hand, noch ehe sie sich richtig aufregen konnte. >>C&C Inc wird erst dann mir gehören, wenn ich einen Mann gefunden habe, mit dem ich länger als eine Nacht zusammen sein will.<< Wieder atmete sie tief ein, doch wieder stoppte ich sie mit meiner Hand. Immerhin war ich noch nicht fertig. >>Und irgendwie - keine Ahnung wieso - habe ich ihm gesagt, dass ich einen Freund hätte.<< 

Bittersüße Sünde ✔️Where stories live. Discover now