(6)Die Sterne sind auch nur einsam

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Die Tür wird aufgerissen und wir fahren augenblicklich auseinander.Das leicht trunkene Gefühl das bis eben noch meinen Bauch erfüllte ist verschwunden.Charlotte starrt abwechselnd mich und dann Caden geschockt an.Nervös stecke ich mir meine Haare hinter die Ohren.Ich kann spüren wie rot ich anlaufe.Noch nie in meinem gesamten Leben ist mir etwas so seltsames passiert.

„Ihr...Ihr...Oh Mein Gott." Charlotte beginnt zu lachen und ich verdrehe die Augen.Ich wage es nicht zu Caden zu schauen aber ich kann noch immer seine wärme spüren.Die wärme die mich noch vor wenigen Sekunden komplett aus der Bahn geworfen.Die wärme die es noch immer tut.Ich kann ihn riechen,spüren,sehen.das raubt mir beinahe den letzten Nerv.Ich muss hier raus.

Ich dränge mich an meiner lachenden besten Freundin vorbei und stürme die Treppen herunter.Die Party dröhnt noch immer.Alle tanzen,singen oder stecken sich die Zungen in den Mund.Das hier ist einfach nicht das Richtige für mich.Ich gehöre in mein Zimmer.Zu meinen Büchern.Zu meinen Artikeln.Nie zuvor habe ich mich so fehl am Platz gefühlt wie jetzt.Die Musik hämmert gegen mein Trommelfell aber es klingt dumpf.Hohl.Falsch.

Ich stürme in Richtung Couch und greife meine Tasche.Ich ernte einige verwunderte Blicke aber das ist momentan meine kleinste Sorge.Ich eile zur Tür und verlasse das Haus so schnell ich kann.Draußen ist es frisch.naja, frisch ist vielleicht etwas untertrieben.Da kam mal wieder zum Ausdruck wieso man keine kurzen Kleider auf Partys tragen sollte.Dummes ich dachte eine Dünne Weste würde reichen.

Ich versuche mich im dunklen zu orientieren was mir zugegebener Maßen nicht leicht fällt.Ich weiß nicht mal mehr wie ich gehen muss.Verzweifelt lehne ich mich gegen die Wand die den Vorgarten und den Bürgersteig voneinander trennt.Die Ziegel sind kalt.Das spüre ich sogar durch die zwei Schichten Kleidung.

Ich schaue in den Himmel.Die vielen Sterne.Von hier sehen sie sich so nah.Überlappen sich manchmal fast.Aber in Wahrheit sind sie Lichtjahre auseinander.Komplett alleine.Auf sich selbst gestellt.Wie ich.Vielleicht sind die Sterne auch nur einsam.

„Der große Wagen." ich zucke zusammen.Caden steht neben mir und deutet auf ein Sternbild.Ich schaue ihn noch immer an.

„Wie kannst du mich so erschrecken!" quietschte ich.Heute hatte ich schon genug Drama.Sein Blick landet wieder auf mir.Ich weiß nicht wieso, aber ich kann nicht wegschauen.Normalerweise ist langer Blickkontakt mir sehr unangenehm.Aber bei ihm ist es anders.Wenn ich in seine Augen schaue wird mir warm.

„Wieso?Das ist doch der Spaß." er grinst schief wie er es immer scheint zu tun.Ich breche den Blickkontakt ab und wende mich wieder den Sternen zu. „Willst du etwa schon gehen?" fragt er und deutet auf meine Tasche.

Ich lache kurz. „Ja, das war wirklich peinlich vorhin." Ich drehe mich wieder zu ihm und lehne mich gegen die mauer. „Ich habe nicht vor hier zu bleiben während Charlotte allen erzählt das wir beide uns fast geküsst hätten."

Wir schweigen für einen Moment. „Gut, da will ich auch nicht dabei sein.Lass uns einen Spaziergang machen." er lächelt mich an und geht an mir vorbei.Ich schaue ihn leicht verdutzt an.Ich wollte gehen um Abstand von ihm und der Situation zu gewinnen und jetzt will er was?Mit mir einen Spaziergang machen?

Er bleibt stehen und schaut mich fragend an. „Was ist jetzt?"fragt er und ich kratze mich unschlüßig am Oberarm. „Ich weiß nicht." Er verdreht die Augen und kommt wieder einige Schritte auf mich zu.Er greift nach meiner Hand und zerrt mich mit einem Lächeln hinter sich her.

Seine Hand ist warm und umschlingt meine kalte.Ich kann nicht anders als mich komplett auf diese Berührung zu konzentrieren.In meiner Brust entflammt sich ein Feuer.Ich muss mich zusammenreißen ansonsten blamiere ich mich komplett.

„Kennst du dich hier überhaupt aus?"frage ich und ziehe mir das Kleid etwas weiter runter.Er lacht.

„Ich wohne 2 Blocks weiter."Er schaut zu mir runter.Wir nebeneinander und er lässt meine Hand los.Leicht enttäuscht lasse ich meinen Blick durch die dunklen geradeso beleuchteten Straßen wandern.Ich sollte nicht so fühlen.Ich kenne ihn garnicht.Er kennt mich garnicht.Aber irgendwie kann ich es nicht abstellen.

„Also, erzähl mir mehr.Du hast mein Interesse geweckt." ich lache leicht.Ich, sein Interesse geweckt?Wie absurd.

„Wieso solltest du dich für mich interessieren.Ich bin nur das unauffällige Mädchen das immer in der ersten Reihe sitzt." ich stecke meine Hände meine Jackentasche.Er legt den Kopf leicht in den Nacken und lächelt.

„Na und?Heißt das gleich das du langweilig bist."fragt er und schaut mich an.Ich studiere die leichten goldspränkel die das Grün in seinen Augen verzieren.

„Ich schätze nicht, aber ich bin halt anders als das typische 16 jährige Mädchen."Wir schweigen kurz.Er legt den Kopf schief.

„Wenn du das Glück hast anders zu sein, verändere dich niemals." sagt er so leise das ich es gerade noch hören kann.Er wendet den Blick ab und schaut zu Boden.Auf meinen Lippen bildet sich ein leichtes Lächeln.

„Ich schätze du hast recht.Es ist nur schwer das beizubehalten wenn die ganze Welt immer vom typischen blonden, blauäugigen 90,60,90 Mädchen schwärmt."Der Gedanke an diese Ideale macht mich wütend auch wenn ich gerade exakt meine Beste Freundin beschrieben habe.Ein schnauben verlässt seinen Mund und er nickt.

„Als wäre das das einzige was richtig wäre.Alles was nicht ins schema passt wird aussortiert und bloßgestellt."Er schaut mich nachdenklich an und ich schlucke hart.

„Sorry, ich wollte nicht meinen Ärger über die Welt auslassen." Nervös streiche ich mir eine Strähne hinter die Ohren.Er schüttelt den Kopf.

„Ich mag das und ich stimme dir total zu." sein Blick wandert zum gegenüberliegenden Diner und er nickt dort hin. „Willst du was essen?" Wie auf Kommando knurrt mein Magen.Er lacht leicht.

„Ich denke das ist ein ja."Wenige Minuten später sitzen wir an einem Tisch in dem kleinen Diner.Er mir gegenüber auf einer der roten Sitzbänke.Ein Kellner kommt um unsere Bestellungen aufzunehmen.

„Einen Burger mit Fritten bitte.Und einen Vanille Milchshake." Der Kellner nickt und schaut mich fragend an. „Einmal Pancakes mit einem Eiskaffee." sage ich und der Kellner verabschiedet sich nickend.

Caden runzelt die Stirn. „Jetzt noch Kaffee?" Ich nicke und lege meine Tasche ab. „Das Zeug wirkt bei mir nichtmehr also kann ich es trinken wann ich will."Er nickt.

„Du trinkst also viel Kaffee?"Ich nicke und lehne mich gegen die Rückenlehne. „Ja, ich arbeite oft spät oder schreibe noch."

„Ja stimmt, Daniel hat mir erzählt das du jetzt auch bei der Schülerzeitung bist." ich runzele die Stirn. „Seid ihr befreundet?"frage ich verwirrt.Klar, die beiden haben auf der Party nebeneinander gesessen aber ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet das die beiden befreundet sind.Daniel wirk so....Unfreundlich.Ganz anders as Caden.

„Ja, er ist mein bester Freund." ich lache leicht. „Ich glaube er mag mich nicht." sage ich und der Kellner kommt und stellt uns unsere Bestellungen hin. „Danke." sagen wir beide gleichzeitig und lächeln uns an.

„An Daniels Stelle wäre ich auch nicht gerade dein größter Fan."sagt er.Ich stoppe.Was?Wieso?Was habe ich getan?habe ich irgendwas falsches gesagt?

„Wie...Wieso das?" ich runzle die Stirn und lege den Kopf schief. „Naja, nachdem was mit deinem Bruder und seiner Schwester war."Ich schaue ihn fragend an während er in den Burger beißt.

„Was war mit den beiden?"frage ich leise.Was hat Colin angestellt.Dieser Typ baut auch nur scheiße.Was wenn er ihr wehgetan hat.Was wenn er sie bloßgestellt hat.Caden stoppt und sieht mich verwirrt an. „Du weißt es nicht?" ich schüttle den Kopf.

„Sag es mir!"fordere doch er schaut nur hilfesuchend durch die Gegend.

„Ich glaube nicht das ich die Richtige Person bin um dir das zu erzählen.Vielleicht solltest du ihn besser selbst fragen." Mein Herz bleibt kurz stehen.Wirklich so schlimm?

„Caden...Sag es mir einfach." fordere ich erneut und er schluckt.

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⏰ Last updated: Feb 22, 2020 ⏰

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