2. Die verschiedenen Vor- und Nachteile den Job anzunehmen

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»Und? Wie war es?«, fragt meine beste Freundin Ally aufgeregt, als ich mich ihr gegenübersetze.

Wir haben uns in unserem Lieblingscafé verabredet, damit ich ihr sofort von meinem Vorstellungsgespräch berichten kann.

Ally und ich kennen uns seit der Highschool, wir haben gemeinsam die Pubertät überstanden und wissen jedes unserer Geheimnisse. Wir stellten beide relativ früh fest, dass wir bisexuell sind, jedoch nie ansatzweise Interesse aneinander hatten. Dafür machte es umso mehr Spaß, nach Partnern für den jeweils anderen Ausschau zu halten.

Das hatte allerdings vor einiger Zeit ein Ende, als ich Ally meine Kommilitonin Kristie aus dem College vorstellte. Die beiden sind inzwischen seit fast acht Monaten ein Paar. Ich freue mich sehr für sie, immerhin habe ich sie verkuppelt, aber die lustigen Abende in Bars sind nun Vergangenheit oder finden eben zu dritt statt.

»Interessant«, antworte ich langgezogen und rühre in meinem Kaffee.

Mitleidig legt sie ihre Hand auf meinen Unterarm. »Oh, oh. Du hast den Job nicht bekommen.«

»Doch, ich soll mich bis heute Abend melden, ob ich ihn will.«

»Was? Oh, Gabs! Das ist doch fantastisch!«, ruft sie aufgeregt und fällt mir um den Hals.

Ich lächle halbherzig und nicke. »Ja, es klingt echt fantastisch.«
Sie betrachtet mich skeptisch. »Wo ist der Haken?«

Ich zucke mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Er zahlt mir das, was alle anderen zusammen bringen, plus zwanzig Prozent.«

Ally fällt der Löffel klirrend in ihr Latte macchiato Glas. »Das ist ja der Hammer!«

»Aber er will auch, dass ich in der Personalwohnung wohne.«

»Umsonst?«

Ich nicke.

Allys Stirn ist verwirrt gerunzelt. »Äh ... und was genau ist daran schlimm?«

Wieder zucke ich mit den Schultern.

»Was lässt dich zögern, Gabriel?« Liebevoll legt sie ihre Hand auf meinen Unterarm.

»Keine Ahnung, es fühlt sich merkwürdig an. Und er hat so komisch ... egal ...«

Ihre Augenbrauen heben sich, wie immer, wenn sie etwas wittert. »Er hat was?«

Ich winke ab. »Nichts, schon gut.«

»Gabriel!« Der Ton, der keinen Widerspruch duldet.

Ich beuge mich vor und flüstere: »Er hat gefragt, ob ich Schwänze lutsche.«

»Er hat was?«, kreischt Ally beinahe und ich halte meine Hand vor ihren Mund. Ihre Augen sind weit aufgerissen und erst als ich sicher bin, dass sie nicht wieder schreit, nehme ich meine Hand langsam weg.

»Du verarschst mich«, zischt sie.

Ich schüttle den Kopf. »Leider nicht.«

»Sieht er gut aus?«

Hitze steigt mir in die Wangen und bevor ich etwas sagen kann, zückt Ally ihr Smartphone.

»Was tust du?«

»Ich google ihn.«

»Ally, hör auf damit!«, fauche ich und will ihr das Handy aus der Hand reißen, doch sie dreht sich von mir weg.

»Heilige. Mutter. Gottes«, stöhnt sie plötzlich.

Ich verstecke mein Gesicht hinter meinen Händen. Offensichtlich hat sie ihn gefunden.

Working Hard - Don't fall for your boss [Leseprobe]Where stories live. Discover now