- 26 -

453 16 3
                                    

Tristan

"Lia? bitte guck nicht so traurig." Es brach mir das Herz sie so zu sehen. Sie wirkte so verletzlich und traurig. Trotz aller Hindernisse war es ein verdammt schöner Abend gewesen, auch wenn ich mich extrem geärgert hatte, dass das Restaurant geschlossen war und wir es erst festgestellt hatten, nachdem wir schon eine Stunde über die Autobahn gedüst waren. Lia hatte trotz allem ihre gute Laune und ihren Witz behalten und diesen Abend in die Hand genommen. Ich war ihr so dankbar.

Doch dieser ganze Abend war in meinem Kopf wie weggefegt. Ich wollte Lia nicht aus meinem Auto werfen, aber ich musste dringen los. Mein verdammter Bruder hatte sich mal wieder in Schwierigkeiten manövriert und ich musste ihm dringend zur Hilfe kommen.

"Du musst jetzt aussteigen. Ich muss los." Worte die ich wirklich nicht zu ihr sagen wollte. "Ich weis." sagte sie während sie sich abschnallte und sich schnell zu mir herüber beugte. "Danke für heute" sagte sie noch und gab mir einen schnellen Kuss. Gerade als sie schon fast ausgestiegen war griff ich ihre Hand. "Ich wollte das eigentlich heute ganz anders, romantisch und festlich veranstalten." ein Seufzten entfuhr mir während ich versuchte mir Ihr Gesicht, vielleicht zum aller letzten Mal, ganz genau einzuprägen. "Lia, möchtest du meine Freundin sein? Ich dachte du wärst das schon längst, aber wenn du es so offiziell möchtest, frage ich dich hier und jetzt. Ich mag dich, ich glaube ich liebe dich, aber ich bin mir zu 100% sicher, dass ich dich in meinem Leben haben möchte, an meiner Seite."

"Ja, das möchte ich auch Tristan. Und jetzt mach was auch immer du tun musst!" Sie lächelte und schloss die Autotür mit Schwung.

Na das war nicht wie geplant, aber falls mir heute etwas passieren würde, könnte ich mir immerhin nicht vorwerfen es nicht getan zu haben. Sie war das schönste Mädchen der Welt und sie war mein.

Ich fuhr los und schaltete den Polizeifunk an. Tyler hatte sich wirklich einen verdammt schlechten Zeitpunkt für Schwierigkeiten ausgesucht.

--

Mit quietschenden Reifen kam ich auf meinem Parkplatz zum stehen und begriff, dass hier so reinzupreschen eine wirklich, wirklich schlechte Idee gewesen war. Sie hatten nur auf mich gewartet. Noch bevor ich aussteigen konnten standen 12 Männer um mein Auto herum und hielten ihre Waffen auf mich gerichtet. "Scheiße" entfuhr es mir bevor mich ein schwerer Schlag traf und ich bewusstlos wurde.

"Na du bist ja eine super Hilfe. Hast du Lia wenigstens auch gleich mitgebracht, damit wir wenigstens alle zusammen sterben können?" Ich war gerade erst wieder mit stechenden Kopfschmerzen aufgewacht, als Tyler sich auch schon über mich lustig machte. Nur verstand ich nicht, was hier so lustig sein sollte. Sie würden uns töten, oder so verstümmeln, dass wir und wünschen werden tot zu sein.

"Wo sind wir?" Fragte ich nur und ignorierte seine Frage komplett. "In unserem Keller. Hast du sie mitgebracht oder nicht?" Tyler ließ nicht locker.

"Natürlich nicht! Warum sollte ich sie wissentlich in Gefahr bringen?" Tyler stieß seinen angehaltenen Atem aus. "Weis sie, dass etwas los ist? Weis sie warum ich dich angerufen habe?" Eindringlich sah er mich an und ich verstand nicht warum es ihn überhaupt interessierte.

"Nein, natürlich nicht. Ich versuche sie so gut es geht aus diesem Leben herauszuhalten. Sie weis das etwas nicht in Ordnung ist, aber sie kann mich inzwischen so gut lesen, dass ich ihr das nicht einmal sagen brauchte. Wann ist der Rest der Gang hier?" das letzte was ich wollte war weiter über Lia zu reden. Wir mussten sie umbedingt aus der ganzen Sache heraushalten. Falls irgendjemand herausfinden würde wie wichtig sie mir ist, könnte das schlimm für sie enden.

"Keine Ahnung. Du solltest Ihnen doch Bescheid geben." Erstarrt schaute ich ihn an. "Was?"

Tyler schlug nur mit der Faust gegen die Wand und sagte gar nichts mehr. Wir waren eingesperrt im Dunkeln in unserem eigenen Keller. In dem Raum, den wir extra für Gefangene hergerichtet hatten und keiner wusste das wir in Gefahr waren. Na super.
Selbst wenn Lia sich Sorgen machen würde, hatte ich ihr nichts handfestes erzählt und sie wüsste nicht mal wie sie die Gang informieren kann. Wahrscheinlich würden wir hier drauf gehen, außer wir hatten extrem viel Glück. So gern würde ich sie noch einmal küssen oder einfach nur in den Arm nehmen.

Gefühlte Stunden vergingen bis die Tür plötzlich geöffnet wurde. Es war so hell, das wir im ersten Augenblick nichts sehen konnten, aber die Stimme erkannte ich sofort. "Na hier sind ja zwei dreckige Ratten in die Falle gegangen. Wie wäre es mit einem Stück schimmeligen Brotes?. Aber nein, selbst das wäre zu gut für euch. Ihr habt euch in meine Geschäfte eingemischt. Ihr habt mir diese nervige Bitch auf den Hals gehetzt. Nebenbei, wer ist sie? Ich würde ihr zu gern auch einmal Nachts auflauern, sie richtig durchnehmen und dann bei euch in diesem Loch verrotten lassen. Vielleicht lasse ich genug von Ihr übrig, damit ihr auch ein bisschen Spaß mit ihr haben könnt."

Er hatte keinen seiner Männer bei sich, aber es war auch nicht so, als würde er Verstärkung brauchen. Seine Männer hatten uns mit unseren eigenen Ketten an die hintere Wand des geräumigen, schallisolierten Raumes gekettet.

Verständnislos und angeekelt sah ich zu Tyler, doch dieser hielt seinen Blick auf etwas hinter Michael gerichtet. Leicht grinste er bevor er zu sprechen begann. "Mein lieber Michael. Wir haben dir dieses reizende, liebliche, intelligente und nervtötend gutherzige Fräulein gewiss nicht auf den Hals gehetzt. Sie tut was sie für richtig hält und auch uns hat sie schon ins Handwerk gepfuscht. Sie wird gewiss genug Gründe gefunden haben um dir das Leben schwer zu machen."

"Ganz recht." erklang eine mir vertraute Stimme kurz bevor Michael in sich zusammen sackte. Sie hatte ihn mit meinem Baseballschläger heftig am Kopf erwischt. Nun drehte sie den Schläger ein paar Mal aus dem Handgelenk. "Liegt gut in der Hand. Wer von euch hat mal gespielt?"

"Komm schon rein Süße und mach uns los." Tyler breitete seine, an die Wand geketteten Arme aus, nachdem er ihr eine Kusshand zugeworfen hatte. Irgendwie versetze es mir einen Stich.

Sie und Tyler zankten sich noch kurz bis sie mir den Schlüssel zuwarf und zusah wie wir uns befreiten. "Ich bin unsicher wie lange die Jungs da oben ausgeknockt sind. Eine Weile hatte ich nach euren Leuten Ausschau gehalten, aber als niemand kam, also bin ich alleine rein. Habt ihr Probleme?"

"Nein." Tyler knirschte mit den Zähnen. "IRGENDWER, hat vergessen Bescheid zu geben, bevor er sich schnappen lassen hat." Ohne etwas zu erwidern schob ich mich an Shadow vorbei und stieg die Treppe rauf.

Hier war alles verwüstet. Michaels Jungs hatten scheinbar eine wilde Party geschmissen. Unter anderen Umständen hätte James das innerhalb von Stunden mitbekommen und die Kavallerie gerufen, doch leider war James seit einer Woche bei seinen Großeltern. Michaels Timing war perfekt.

Es zeigte mir auch wie sehr ich Lia in Gefahr brachte. Sie hatte so ein Leben nicht verdient.

"Danke Shad" Ich spürte irgendwie das sie hinter mir stand. "Kein Problem. Eine Hand wäscht die andere. Ihr schuldet mir nun etwas." Ich drehte mich zu ihr um, doch sie wand sich ab. Sie ist hübsch keine Frage, vielleicht zwei oder drei Jahre älter als ich und so wie sie und Tyler miteinander umgehen waren sie wahrscheinlich schon Mal in der Kiste. Sie wirken so vertraut, so als hätten sie etwas, was sie verbindet. Auch ich spürte eine Verbindung zu ihr, ihr Gang, ihre Art den Kopf zu schütteln, sogar ihr Geruch waren mir so bekannt. Aber das war unmöglich. Wahrscheinlich kannte ich sie einfach schon lang genug.

--

Edit: Rechtschreibung

White ShadowWhere stories live. Discover now