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Tristan

Diese dumme Tusse belaberte mich nun schon seit geschlagenen 5 Minuten. In jeder davon hoffte ich, dass mich endlich jemand von diesem Menschen erlösen würde, denn im Gegensatz zu meinem Bruder war ich einfach viel zu nett. Das wusste ich, das versuchte ich zu ändern, aber im Grunde meines Herzens glaubte ich an das Gute im Menschen und das jeder es verdiente gehört zu werden. Zum Leidwesen meiner selbst, denn auch Rückschläge ließen diese Hoffnung nicht vergehen.
Bei Tobi waren wieder alle Leute gut drauf und auch wenn ich die ganze Woche an Lia dachte und ich sie umbedingt unter 4 Augen sehen wollte, hoffte ich, dass auch Shadow hier wäre. Ein wenig, war ich nur wegen ihr hier. Sie faszinierte mich. Stark, erwachsen, selbstbewusst, unerschrocken. Eine Frau mit der man im Leben steht, mit der man alle Gefahren gemeinsam durchlebt, vor der man keine Geheimnisse haben muss.

Es quälte mich nicht in Kontakt mit Lia treten zu können, die Woche war aber unglaublich viel los gewesen. Jeden Tag hatte die Gang treffen gehabt, wir hatten zusammen trainiert und da wir die neuen waren, wurden wir besonders hart dran genommen. Wahrscheinlich hätte ich schon laut aufgeschrien, wenn Lia mich auch nur umarmt hätte, da mein ganzer Körper von blauen Flecken bedeckt war. Dies war der erste freie Tag den ich hatte und diesen hatte Tyler mich wieder auf Tobis Party geschickt. Ich sollte mehr über Ihn und Shadow herausfinden und was sie zusammen vor hatten.
Allgemein war es wichtig ein Auge auf die anderen Gangs der Stadt zu werfen und Tobis Wohnung, sowie seine Partys waren neutraler Boden. Wer hier gegen die Hausregeln verstieß, wurde von niemandem mehr geachtet. Auch in unserer Szene wurden gewisse Regeln eingehalten, selbst wenn es blutig und dreckig wurde.

Gerade als ich dies dachte, hörte ich ein klatschen von Haut auf Haut. Schnell dreht ich mich um und drängte mich durch die Massen. Es war Shadow die vor einem regelrechten Fleischberg stand und diesem blitzschnell seinen Arm auf dem Rücken verdrehte. Sowas hatte ich noch nie gesehen, auch wenn ich selbst schon an einem Kampf mit Ihr beteiligt war. Sie war wie ein weißer Racheengel, was meine Faszination an Ihr nur noch bestärkte.
Gerade als ich dachte es könnte nicht mehr spannender werden, landete der Typ mit dem Gesicht voran auf dem Boden und es klang als würde seine Nase brechen.

Auf Shads Kleidung war kein einziger Fleck zu sehen, immer noch leuchtet sie in strahlendem weiß. Dem Typ lief das Blut aus der Nase und er sah aus als würde er gleich vor Wut platzen. Shad drehte sich nur um und ging, als würde sie das alles nichts mehr angehen.

„200€ das er sie noch einmal angreift." sagte der Typ neben mir auf einmal. Ich sah ihn nur verständnislos an, doch der Kerl hinter mit rette mich, mit seinem Gegenangebot. „300€ darauf, dass Shad den Berserker so vermöbelt das er nicht mehr laufen kann."

Nun verdrehte ich die Augen und sah dann gespannt zu wie zwei von Tobis Wachposten den ‚Berserker', wie ich inzwischen gelernt hatte, aus der Wohnung bugsierten. Durstig schaute ich mich nach der Bar um, dahinter stand immer noch Jamie. Hatte ich schon mal erwähnt wie schrecklich es als kleiner Bruder war, immer hinter einem anderen zu stehen. Einem besten Freund, vor allem wenn man selbst keine Ahnung hat, wie ein Außenstehender so wichtig werden konnte. Wenn man nie die Erfahrung einer tiefen Freundschaft machen konnte. Ich war immer eher das schwarze Schaf gewesen, das mobbing Opfer, der Gehänselte. Meinen Bruder wollte ich nie um Hilfe bitten, dafür war er viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

„Eine Cola bitte" sagte ich zu Jamie und lehnte mich an die Bar. „Einen Rum Cola also." antwortete Jamie, als er mir das Glas auf den Tresen stellte. Ich verdrehte die Augen und sah ihm genervt an. „Wenn ich sage Cola, dann meine ich Cola. NUR Cola." schnell schob ich ihm das Glas entgegen, bis eine Hand danach Griff und es mir abnahm. „Wenn du es nicht willst, ich kann es gut gebrauchen."

Es war eine Stimme wie die eines Engels, die mir seltsam vertraut vorkam. Ich blickte von der Hand mit dem Glas in ihr Gesicht und mir stockte mal wieder der Atem. „Hi" nuschelte ich und starrte Shad weiter ununterbrochen an. Es war als würde ich sie schon ewig kennen. „Du wolltest doch nicht, oder?" Sie zeigte noch einmal auf das inzwischen halb leere Glas, nachdem Sie schon einen riesigen Schluck getrunken hatte.
„Nein, es ist alles gut, ich bin nur überrascht hier zu sein." brabbelte ich weiter.
„Du bist überrascht hier zu sein?" Sie sah mich irritiert an und erst da begriff ich, was ich für einen Blödsinn erzählt hatte. „Äh nein, ich bin überrascht dich hier zu treffen!"
"Gar nicht mehr dabei mit halbnackten Frauen zu flirten?" Ich schaute verständnislos während sie mit dem Kopf in Richtung der Tusse von vorhin nickte.
"Nein naja. Wenn du die Jacke nicht anhast, bist du ja auch nur halbnackt. Also weis ich jetzt nicht genau was darauf die richtige Antwort wäre." Immer noch fasziniert von dieser außergewöhnlichen Frau vor mir grinste ich.

"Na ob sie dir das jetzt nicht übel nimmt. Möchtest du nicht doch lieber Rum in deine Cola?" Jamie hielt mir sowohl das Glas Cola als auch die Flasche Havanna Club hin, doch ich hatte nur Augen für Shadow.

Diese hatte beide Augenbrauen gehoben und sah zu mir auf. Mir war vorher nie aufgefallen dass sie so viel kleiner war als ich. Fast wie Lia. Bei dem Gedanken an sie bekam ich ein schlechtes Gewissen. Aber ich flirtete doch nicht, oder?

"Nur das ich mich nicht so kleide um sexy auszusehen. Im Kampf brauche ich meine volle Beweglichkeit. Mehr Stoff würde mich nur behindern. Entweder die Klamotten sind dann zu eng sodass man sich schlecht bewegen kann, oder zu weit und man bleibt leicht irgendwo hängen. Aber ja, es ist auch nicht gerade unvorteilhaft die Gegner mit etwas Sexappeal ablenken zu können." Während sie sprach hielt sie plötzlich einen rechteckigen Gegenstand hoch. "Bei dir funktioniert es auf jeden Fall..." ihr Lächeln erstrahlte während meins erlosch. Es war mein Portmonee welches sie in der Hand hielt und gerade aufschlug. "... Tristan."

Sie reichte es mir und warf mir noch einen Luftkuss zu während sie sich umdrehte. Ich sah das sie auch Jamie noch einmal zuzwinkerte und wurde unglaublich eifersüchtig.

"Frauen" Jamie seufzte "einfach das überlegene Geschlecht." Er sah mich an. "Aber hast du nicht eigentlich deine kleine süße Freundin?"


Edit: Rechtschreibung

White ShadowKde žijí příběhy. Začni objevovat