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Oh mein Gott! Er hatte mich ‚meine kleine Prinzessin' genannt! Ob ich deswegen gerade innerlich ausflippe? Auf jeden Fall! All der Schmerz und Kummer der letzten Wochen war fast auf anhieb vergessen und ich genoss einfach seine Wärme. Für den Moment war es einfach perfekt so wie es war.

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Ich erwachte als mein Kissen sich bewegte. Leider war es gerade so gemütlich, dass ich mich nur umdrehte und wieder zusammen kuschelte. „Aua Lia!" Schrie jemand und kicherte dann. „Du kannst mir doch nicht deinen Ellenbogen in den Magen rammen, auch wenn du so verschlafen echt niedlich aussiehst."
Herzhaft gähnend öffnete ich die Augen und sah Tristan an. „Morgen." Und wieder gähnte ich. Verschlafen sah ich zu Tristan der mich, jetzt da ich wach war, zur Seite schob und sich aufsetzte. Es war ein schönes Gefühl mit ihm zu erwachen, auch wenn es gleichzeitig seltsam war, jemanden bei sich zu haben, wenn man erwacht.

Appropo Menschen die da sind wenn man erwacht... . Meine Eltern. Sie würden mich bestimmt zum Frühstück vermissen.

Ich setzte mich hin und suchte im Raum nach einer Uhr. „Wie spät ist es?"
„Halb 6. Ich bin ein bisschen Früh aufgewacht." Tristan lächelte verlegen und fuhr sich durch die Haare. Aww Sexy!
Ich nahm mein Handy und schrieb meiner Mum das ich heute früher los musste und wir uns heute Abend sehen würden. Auch wenn ich genau wusste das sie heute Abend nicht da sein würde... wie halt eigentlich nie einer der beiden Zuhause ist, außer vielleicht am Wochenende und zu verdammt ungünstigen Zeitpunkten!
„Was machst du?" Tristan kam wieder näher und versuchte auf mein Handy zu spähen.

„Ich schreib einem total süßen Typen und frag ihn ob wir heute Abend ins Kino gehen wollen." Ich grinste während Tristans Lächeln wie weggewischt schien. Zumindest bis sein Handy piepste. Er las die Nachricht, hob eine Augenbraue und sah mich mit einem ‚Dein Ernst!?' Blick an.

„Was denn?" versuchte ich mich zu verteidigen. „Ich bin doch so schüchtern." Grinsend warf ich mich aber gleich auf ihn um herauszufinden ob er kitzlig war und JA, er war ziemlich kitzlig!

Immernoch kichernd standen wir auf und suchten in der Küche nach Essbarem. Wir fanden noch ein paar Eierkuchen von gestern und naschten Sie schon in der Küche mit Nutella. "Wann müssen wir los?" fragte ich Tristan als ich gerade den letzten Happen meines Eierkuchens verdrückte.

"Los?" Tristan sah mich verdutzt an.

"Schule?" Ich hob eine Augenbraue und lächelte irritiert.

"Oh äh. So in ca 30 Minuten." Er kratzte sich wieder so süß am Hinterkopf und sah dann verlegen auf die spiegelnde Oberfläche des Herds. Gerade war ihm wohl aufgefallen wie verschlafen er noch aussah. "Bin ma kurz im Bad." nuschelte er noch und verschwand.
Auch ich warf einen Blick auf mein Spiegelbild und seufzte.
Warum hatte er gerade so reagiert? Hatte er vergessen, dass wir Schule hatten, oder will er vielleicht dort nicht mit mir gesehen werden?
Warum ist er überhaupt in dieser Gang, spioniert er dort für seinen Bruder? Warum verdammt fange ich denn jetzt erst an darüber nach zu denken?

... falls es wichtig für ihn ist, dass er sein badboy Image behält, sollten wir unsere Beziehung in der Schule geheim halten.

Wobei... Beziehung? Hatten wir denn eine? Ich ging einfach davon aus, aber wie ist es bei ihm... wir werden wohl reden müssen um das zu erfahren.

In Gedanken versunken räumte ich unser Frühstückszeug weg und versuchte danach erst gar nicht meine Haare zu richten. Schnell band ich sie in einen messy bun und nahm meine Sachen.
Oh fuck, mein Motorrad steht ja auch noch draußen. Tristan sollte nicht erfahren dass es meins ist, normalerweise fuhr ich nur als shad damit.

Ich sprintete nach draußen und sah mich um. James kam gerade aus seiner Einfahrt und ich sprang ihm in den Weg.
Lächelnd lehnte ich mich zu ihm herunter als er das Fenster herunter ließ.

"Jamie mein Lieber, könntest du vielleicht mein Motorrad bei dir verstecken?" Ich setzte mein süßestes Lächeln auf und sah ihn herausfordernd an.
"Kleines, ich kann dich so einfach nicht ernst nehmen. Dieses liebes, nettes Mädchen Gesicht passt einfach nicht zu diesem ‚Wehe du machst nicht was ich sage' Blick". Und doch öffnete er die Tür und stieg aus. „Aber da du Taylor das Leben gerettet hast, tue ich dir mal den gefallen"

„Danke" grinste ich und warf ihm die Schlüssel zu. „Aber wehe es bekommt einen Kratzer!"

Schnell flitzte ich wieder rein und hatte mich gerade auf das Sofa gesetzt als Tristan aus dem Bad kam.
„Ich wäre bereit Prinzessin"

Sofort spürte ich wie mir die Wärme in die Wangen stieg. Ich wurde rot und blickte schüchtern zu Boden. Sonst reagierte ich bei Komplimenten nicht so, aber bei ihm war es etwas anderes.

„Ich muss auch noch einmal kurz in Bad, ja? Hol du doch schon mal deine Schulsachen" lächelnd sah ich ihn an und wusste nicht ganz wie ich mich verhalten sollte. Wäre es ok wenn ich ihn küsste? Mir war so sehr danach ihn zu küssen...
letzte Nacht war nicht mehr passiert. Nur der eine Kuss. Ich wollte noch einen und noch einen und noch einen. Doch wollte er das auch?

Auch er schien unsicher, hielt ein wenig Abstand. Seit ich vorhin fragte wann wir in der Schule sein müssen.

"Du, wenn du nicht möchtest, dass man uns zusammen sieht, dann steige ich einfach eine Haltestelle eher aus." Ich hoffte ein wenig das er nein sagt, aber ich wusste auch selbst das es manchmal nicht so einfach war.

Er sagte aber gar nichts. Wirkte nur gequält. Unschlüssig. "Geh erst einmal ins Bad." Er ging in sein Zimmer und ich fühlte mich wie im Regen stehen gelassen.

Langsam trottete ich ins Bad, machte mich schnell frisch und versuchte heute erst gar nicht meine blaue Wange zu verbergen. Ich sah immer noch schlimm aus, Tristan hatte wiederholt gefragt wie das passiert ist, doch eine zufrieden stellende Antwort hatte ich ihm nicht liefern können.

Na dann mal los, auf in den nächste langweiligen Schultag.

Tristan und ich stiegen schweigend in seinen Audi und fuhren in bedrückender Stille zur Schule. 2 Straßen davor hielt ich es nicht mehr aus.
"Lass mich hier raus." Er hielt und sah mich gequält an. "Du musst das nicht tun. Aber es ist sicherer für dich wenn niemand sieht das du mir wichtig bist".

Diese Aussage erwärmte sofort mein Herz. Ich bin ihn wichtig. Und er mir, darum musste ich jetzt aussteigen und in der Schule so tun als wäre nichts zwischen uns.

"Bis gleich Badboy" Ich lächelte und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange bevor ich aus dem Auto sprang und ohne mich noch einmal umzudrehen los lief. Erst als er an mir vorbei fuhr konnte ich nicht anders als ihn anzusehen. Auch er lächelte und warf mir eine Kusshand zu.
Wie süß er doch sein konnte.

Tristan

Ich fand es ätzend von mir das ich zuließ das sie Ausstieg. Andererseits hatte sie es selbst angeboten und es war besser so. Jason musste mir weiterhin vertrauen. Ein Mädchen wäre eine Schwäche und wenn herauskommen würde, was wir planen, dann wäre sie in großer Gefahr.

Ich parkte und stieg aus. Ich war ziemlich früh da, aber das machte nichts. Leon saß schon auf der Tischtennisplatte und starrte verzweifelt in ein Buch.
"Hey Leon." Ich hob die Faust für eine Begrüßung, aber er zuckte total erschrocken zusammen und versuchte das Buch schnell in seinem Rucksack verschwinden zu lassen.
"Hi Tristan. Was machst du denn schon hier?" Er gab sich Mühe cool zu wirken, aber dafür war es zu spät.
"Was war das?" Ich deutete auf seinen Rucksack.
Leon ließ seine Schultern hängen und gab mir das Buch. Es war nur unser Mathe Buch.
"Warum versteckst du das?" Ich gab es ihm zurück, doch er schien sich sichtlich unwohl zu fühlen unter meinem Blick"
"Wir schreiben gleich eine Arbeit und ich habe versucht zu lernen, aber wir sind doch Bad Boys. Ich wollte nicht das ihr das mitbekommt". Er wirkte total am Boden und ich musste mich zusammenreißen um nicht zu lachen.
"Wo hängt es denn?" Ich stieß ihn freundlich am Arm an und wir begannen mit der Nachhilfe.

Als Jason und Jack kamen packten wir schnell zusammen und unterhielten uns über den Kampf von letztem Wochenende. Währenddessen lief auch Lia an uns vorbei ins Schulgebäude. Sie hatte sich so verändert seit ich sie das erste mal wahr genommen hatte. Sie war stärker geworden, das gefiel mir.
Hoch erhobenen Hauptes stolzierte sie in ihren Klamotten von gestern ins Gebäude und beachtete niemanden. Nur mir warf sie einen kurzen Blick zu und ich sah darin all ihre Zuneigung für mich. Sie war ein super Mädchen, ich würde ihr so gern alles erzählen. Aber ich durfte sie nicht damit belasten.


Edit: Rechtschreibung

White ShadowWhere stories live. Discover now