Gewölbe

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PoV Greta:

Greta öffnete die Tür und ließ sich gähnend in den Stuhl vor Levis Tisch fallen. Levi sah von seinen Papieren auf. Greta schnappte sich einen Teil der Papiere, samt einem Füller.
"Die Papiere sind fertig", sagte Levi kühl. Sie warf einen kritischen Blick auf seine Unterschrift, die sie gefälscht hatte.
"Alles?", fragte Greta. Levi schnalzte mit der Zunge.
"Was sollen wir denn jetzt machen?", fragte sie, ihre Stimme war fast schon verzweifelt. Levi schnalzte erneut mit der Zunge.
"Geh schlafen. Du warst die ganze Nacht wach", sagte er schroff. Sie verzog den Mund.
"Ich schaffe das schon. Außerdem habe ich bereits gesagt, dass ich erst ins Bett gehe, wenn du auch schlafen gehst", hielt sie dagegen.
"Du wirst nicht besser als ich, nur weil du dich zwingst, lange aufzubleiben", murmelte er. Greta legte den Kopf schief.
"Du glaubst es liegt daran, dass ich besser sein will, als du?", er schwieg und fixierte sie mit seinem Blick.
"Nein", fuhr sie fort, "Ich habe mir lediglich Sorgen gemacht, weil du seit Tagen wach bist" Levi schnalzte mit der Zunge.
"Ich brauche niemanden, der sich Sorgen um mich macht", erwiderte er schroff.
"Doch", sagte sie, "Du brauchst wirklich dringend jemanden, der sich Sorgen um dich macht. Das ist doch das, was Freunde tun"
"Hmmm", war seine einzige Antwort, dann nach einer Pause des Schweigens, "Geh ins Bett, Greta" Sie verzog den Mund.
"Hast du mir nicht zugehört?", rief sie.
"Doch", kam es von ihm, "Du hast gewonnen, ich gehe schlafen" Sie riss die Augen auf.
"Ehrlich?", bevor sie sich eines besseren besann, "Ehrlich", wiederholte sie gefasster. Levi stand vom Stuhl auf.
Sie erhob sich ebenfalls von ihrem Stuhl. Er ging in die Richtung seines Bades, wobei er die Schnallen seines Geschirrs lockerte.
"Ich meinte damit, dass du in dein Bett sollst, Greta", rief er über die Schulter. Sie kämpfte gegen die Röte auf ihren Wangen.
"Ich wollte mich nur davon überzeugen, dass du mich nicht anlügst", erwiderte sie kühn. Sie ließ ihm keine Zeit zum Antworten, sondern stürmte aus seinem Zimmer, bevor er ihr rotes Gesicht sehen konnte.

PoV Levi:

Levi schnalzte mit der Zunge, als die Tür mit einem lauten Knall zufiel.
Diese Frau!
Doch noch während er sein Hemd aufknöpfte und über die Schranktür hängte, konnte er nichts dagegen tun, das sich seine Mundwinkel nach oben wölbten und er lächelte.
Levi schlief die ganze Nacht, das Gesicht in das Kissen gedrückt, an dem noch immer der Geruch ihres Haars haftete.
Er erwachte erst am nächsten Tag, als jemand mit fast schon dreister Heftigkeit gegen seine Tür klopfte. Er stöhnte und hob den Kopf vom Kissen.
Wer zur Hölle machte den bitte so einen Lärm?! Im gleichen Atemzug hatte er die Antwort.
"Verschwinde, Brillenschlange!", knurrte er mit rauer Stimme. Hangi quitschte vor der Tür.
"Levi!", rief sie.
"Verschwinde!", blaffte er.
"Levi", Erwins tiefe Stimme. Er seufzte. Dann rollte er sich aus dem Bett und schlüpfte in seine Kleider. Es missfiel ihm sehr, als ihm aufging, dass es schon später Nachmittag war.
Er öffnete die Tür und trat zur Seite, um Hangi und Erwin herein zu lassen.
Erwin bedachte ihn mit einem seltsamen Blick. Hangi jedoch grinste.
"Wir wussten nicht, dass du noch schläfst, Captain", erklärte Erwin. Levi antwortete nicht, sondern zog drei Stühle heran. Wie selbstverständlich ließ Erwin sich im Sessel nieder, in den Greta sich vorher geflätzt hatte.
"Was gibt es?", fragte Levi und sank langsam in seinen Stuhl.
"Wir haben Hinweise auf die Kinder bekommen, nach denen Greta sucht", antwortete Erwin. Levi nickte kurz.
"Wir werden diesmal geschlossen auf die Garde treffen", redete Erwin weiter. Hangi wandte ihm den Kopf zu.
"Du kommst mit?", fragte sie überrascht. Erwin nickte.
"Und du auch Hangi. Es gefällt mir nicht, dass unter unseren Augen Untergrundgruppierungen entstanden sind. Noch weniger gefällt mir, das wir nichts über sie wissen und unsere einzige Informationsquelle Greta ist, die nun wirklich nicht sehr gesprächig ist" Levi nickte wieder.
"Also wir drei und Greta?", fragte er.
"Wir drei und alle Mitglieder deines Trupps", korrigierte Erwin. Levi schnalzte mit der Zunge.
"Wir wollten dich darüber informieren. Wir reiten sofort nach Kummer, aber wir drei trennen uns dort von der Truppe und sammeln Informationen.", redete Erwin weiter. Hangi nickte zustimmend. Levi jedoch schwieg.
"Wir dachten, du willst deinen Trupp vielleicht selbst informieren.", riss Hangi ihn aus seinen Gedanken.
"Wie nett", bemerkte Levi trocken. Erwin nickte Hangi zu und beide verließen sein Büro. Levi stand auf und lief ins Bad, um sich zu waschen. Er hasste es, vor Erwin und Hangi zu stehen, ohne sich die Zähne geputzt zu haben. Seine Kleider faltete er ordentlich, bevor er schnell in die Dusche stieg.
Das Gefühl, das Levi dazu trieb, sich komplett sauber zu schrubben, bis seine Haut rot von der Seife und der Bürste war, ging über einfach Scham hinaus. Nein, es war schlimmer, es war, als würde ein Teil von ihm umgedreht werden.
Er blickte finster drein, während er sich abtrocknete und sich neue Kleider aus dem Schrank holte, obwohl er die Alten kaum getragen hatte.
Levi konnte dieses seltsame Gefühl der Beklemmung erst loswerden, nachdem er sich und alles, was ihn berührte sauber geputzt hatte, das Gefühl von seinem Körper gewaschen hatte. Diesen Dreck, dieses Blut, diese Schuld. Es war eine Wunde, die schon lange in Levi eiterte, doch Erwin und alle anderen, mit Ausnahme Hangi vielleicht tolerieren seinen Sauberkeitszwang.
Er öffnete die Tür und lief gerade wegs zum Trainingsplatz. Sie konnte nicht viel früher als er wach sein. Nein, Greta schlief wahrscheinlich noch.
Es war auf gewisse Art befriedigend, als er sie nicht beim Training sah.
"Hey ihr Bälger!", rief Levi. Armin, Mikasa, Eren, Jean und Conny drehten sich zu ihm um, "Macht euch für eine Mission fertig, wir reiten heute noch nach Kummer!" Armin nutzte die Abkebkung durch Levi, um sich zwischen Eren und Jean zu stellen, die sich gerade augenscheinlich am Streiten waren.
Tschhe!
"Wo ist Sasha?", fragte Levi.
"In der Küche", antwortete Eren, Levi war zwar nicht erfreut aber gleichzeitig auch nicht überrascht, "Sie hilft Greta beim Kochen", fügte Eren hinzu. Levi schnalzte mit der Zunge und drehte sich um, um Sasha und sie zu holen.
Schon von weitem stieg ihm der Geruch in die Nase. Er ignorierte es und stieß die Tür auf. Sasha fuhr herum, in der Hand eine Karotte, die zur Hälfte aufgegessen war. Greta jedoch drehte nur kurz den Kopf und lächelte.
"Gut geschlafen?", fragte sie.
"Mission", antwortete Levi abgehackt. Greta legte den Löffel beiseite und wischte ihre Hände an der Schürze ab.
"Wohin geht's denn?", fragte sie.
"Erwin glaubt die Kinder sind in Kummer", sagte Levi kühl. Sasha biss geräuschvoll von der Karotte ab.
"Dann los", sagte Greta.
"Hast du trainiert?", fragte Levi. Sie blinzelte überrascht.
"Natürlich ", antwortete sie, "Du weißt, dass ich immer nach dem Aufstehen trainiere" Nein, dass konnte nicht sein. Dann müsste sie mindestens seit hier Stunden wach sein.
"Bist du stark genug für die Mission?", fragte Levi. Grera verschränkte die Arme vor der Brust.
"Natürlich bin ich dass!", sagte sie schnippisch, "Ich habe die Garde mehr als einmal geschlagen!" Levi schnalzte mit der Zunge.
"Das meine ich nicht!", knurrte er, "Bist du stark genug, dich ihnen zu stellen?" Sie runzelte die Stirn.
"Na also hör mal!", eschauffierte sie sich, "ich bin mehr als fähig, mich gegen ein paar Heulsusen zu verteidigen! Wenn nicht sogar mehr!" Levi schnalzte nochmal mit der Zunge. Sasha kaute auf ihrer Karotte.
"Wenn du es nicht schaffst, lass ich dich hier im Hauptquartier. Ich dulde keine Schwäche durch persönliche Gefühle", blaffte er. Greta hob die Augenbrauen.
"Danke für dein Mitgefühl, Captain!", sagte sie trocken, "Aber wie schon erwähnt, geht es mir blendend und du verplemperst nur kostbare Zeit! Also lass mich vorbei, damit ich mich umziehen kann!" Levi hasste es, wie sie seinen Rang aussprach, so voller Verachtung. Sie wartete nicht, bis er zur Seite getreten war, sondern rempelte ihn einfach mit der Schulter an, als sie an ihm vorbei aus der Küche stolzierte.
Levi starrte auf den Boden und knirschte mit den Zähnen. Es war Sasha, die ihn mit einem erneuten Bissen der Karotte aus den finsteren Gedanken riss.
"Ey du Rotznase!", knurrte Levi. Sasha ließ die Hand mit der Karotte sinken.
"Leg sofort die Möhre weg und mach dich fertig, oder es gibt für den nächsten Tag kein Essen!", das war zwar gelogen, denn eine mangelnde Ernährung führte zu Kontentrationsschwächen und Fehlern beim Kampf, doch Levi war irgendwie froh, dass er ein Ventiel für seine Übellaunigkeit gefunden hatte. Woher die kam wusste er allerdings auch nicht. Sasha riss entgeistert die Augen auf, dann stürmte sie an ihm vorbei. Levi schnalzte mit der Zunge, als ihm aufging, dass sie die Karotte mitgenommen hatte.
Es dauerte keine zehn Minuten, bis sich sein Trupp bei den Pferden eingefunden hatte und jeder das ihm zugewiesene Reittier sattelte. Levi hätte gelogen, hätte er behauptet, dass ihn das nicht mit einem gewissen Stolz erfüllte. Einzig Gretas finstere Miene stieß im sauer auf.
Er schwang sich auf sein Pferd und versuchte sie so gut es ging zu ignorieren.
Sie brachte alles durcheinander, sein Leben, seine Routine, alles, an dass er sich stets geklammert hatte und erwartete dann Freundlichkeit von ihm?
Er war nicht da, um freundlich zu sein. Er war ihr Captain, sie seine Untergebene, klar, dieser blöde Ackermanninstinkt zwang ihn, auf sie aufzupassen, aber dass war keine Entschuldigung für fehlerhaftes Verhalten. Oder für die Weichspühlart, mit der sie ihm begegnete.

Love and InstinctWhere stories live. Discover now