Die Brücke

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Levi folgte den Beiden Frauen durch die Bäume. Sein Trupp folgte ihm schweigend, Erwin hatte sich zurückfallen lassen und Levi die Führung überlassen. Er sah, wie die zwei auf eine Kutsche zugingen und Greta dem Mann einen Beutel mit Geld in die Hand drückte. Dann umarmte sie Carla und lief in die entgegengesetzte Richtung nach Kummer.
Levi hatte Schwierigkeiten mit ihr mitzuhalten, doch er vermutete, dass das genau ihre Strategie war. Er war froh, als er sie zwischen zwei Gassen erkennen konnte. Levi landete auf einem Hausdach und beeilte ich, ihr zu folgen. Greta rannte unter ihm über das Kopfsteinpflaster, durch Seitengassen, bis sie schließlich in eine schmale Gasse einbog und verschwand.
Augenblicklich stoppte er und landete in der Gasse. Sie war leer. Levi fluchte laut.
Es könnte sich nicht sein, dass er sie verloren hatte?!
Erst da bemerkte er den Schatten, der sich in einer anderen Gasse auf ein Hausdach schwang.
Das Kleid war verschwunden, sie trug nur noch einen schwarzen Anzug mit dunklen Lederriemen und schwarzen Schulterhalftern. Einzig der blonde Zopf, der unter ihrer Kaputze hervorlugte und die Halterung mit ihrem Schwert und dem Köcher auf ihrem Rücken verrieten Levi, dass sie es sein musste. Er änderte die Richtung und folgte dem Schatten.
Erwin sollte sie schnell rekrutieren, denn Levi nervte es inzwischen, ihr die ganze Zeit hinterher zu rennen. Er landete auf dem Dach, wodurch er genau hinter ihr lief. Sie warf einen kurzen Blick über ihre Schulter, dann sprang sie vom Hausdach. Mit aufgerissenen Augen sah Levi, wie sie scheinbar in die Tiefe stürzte, bevor sie zwei Stahlseile nach oben durch ein Fenster katapultierten. Levi schnalzte mit der Zunge und folgte ihr durch das Fenster eines Hauses, deren gläserne Außenfassaden mit rotem Stoff und Glitzer bedeckt waren. Er verzog den Mund und landete in einer dunklen Kammer. Eine Tür öffnete sich mit einem Knarren und ein Lichtstrahl fiel auf die Staubschicht, die die Möbel bedeckte. Levi verzog den Mund und schnalzte angewidert mit der Zunge, bevor er leise durch die Tür schlich.
Sie lehnte an der Wand, die Arme verschränkt, in den Händen jeweils einen Dolch. Jetzt, wo sie ihre Absatzschuhe gegen einfache schwarze Lederstiefel getauscht hatte, fiel Levi auf, wie klein sie eigentlich war, kleiner als er. Sie deutete mit dem Kinn auf ihn.
"Für mich sieht die Situation folgendermaßen aus: ich bin hier, um jemanden dafür bezahlen zu lassen, was er meiner Familie angetan hat. Und du bist hier, um mich für euren Idiotenverein zu rekrutieren.", sie funkelte ihn aus Blauen Augen an.
"Wenn sich irgendwer zwischen mich und die Kinder stellt, wird dieser jemand bereuen, deswegen bleib gefälligst aus meiner Schusslinie!" Levi schnalzte mit der Zunge.
"Schusslinie?!", harkte er eisig nach. Sie fauchte nur, stieß sich von der Wand ab und verschwand in einem Zimmer.
Das Zimmer war fensterlos, mit steinernen Wänden und einem massiven Holzbett. Auf dem Schreibtisch waren mehrere Papiere ausgebreitet und sie wühlte gerade in einer Schublade.
"Welchen Teil von Schusslinie hast du mich kapiert?", fauchte sie und breitete eine Karte auf dem Tisch aus. Levi schnalzte mit der Zunge. Sie wühlte weiter in den Dokumenten, draußen am Fenster hörte Levi das vertraute Festkrallen der 3DMA und hätte sich am liebsten für diesen Denkfehler geschlagen. Sein Trupp suchte ihn, und er war hier draußen. Plötzlich erstarrte die Frau. Sie packte die Dokumente fester und stürmte an Levi vorbei zurück durch die Kammer, sprang durch das Fenster, ehe er verstand, was sie da gerade tat. Sie landete auf dem Kopfsteinpflaster, gerade als Erwin mit Armin über das Hausdach flogen. Erwin hob eine Augenbraue, als er Levi aus dem Fenster klettern sah. Alle drei landeten neben ihr, obwohl sie sie nach wie vor ignorierte. Stattdessen hämmerte sie energisch gegen eine Tür.
"Was tut sie da?", fragte Armin, doch weder Erwin noch Levi antworteten. Die Tür wurde aufgerissen und ein stämmiger Mann sah auf die junge Frau vor sich.
"Kleines?", fragte er.
"Karl!", rief sie aufgewühlt. Karl deutete mit dem Finger hinter sich,
"Du hast ein ganz schönes Chaos hinterlassen, Jasper..."
"Jasper hat vor, die ganze Stadt in die Luft zu sprengen!", unterbrach sie Karl. Er sah sie ungläubig an. Armins Augen weiteten sich ängstlich.
Sie breitete die Dokumente vor ihm aus, heftete sie an die Wand.
"Das sind Skizzen für Bomben, die nacheinander hochgehen sollen, wie bei einer Kettenreaktion!", rief sie.
Karl betrachtete die Papiere.
"Das ist genial!", raunte Armin ehrfürchtig, als er einen kurzen Blick darauf erhaschen konnte.
"Natürlich ist es genial!", rief sie zornig, "Weil es Jasper war, der diesen Plan erstellt hat!"
"Wieso sollte er die Bomben jetzt hochgehen lassen?", fragte Karl.
"Wer ist Jasper?", fragte Armin. Levi schnalzte mit der Zunge.
"Jasper braucht den Respekt der schwarzen Garde. Ursprünglich bin ich Mathias Proteger und nicht er und selbst nach seinem Tod ist er immer noch die Zweite Wahl nicht die erste. Er braucht jetzt eine große Aktion um zu zeigen, dass er der Anführer ist!" Karl nickte.
"Wo sind die Bomben?", fragte er.
"So wie sich dass anhört löst die eine Explosion die nächste aus. Aber hier steht nicht, wo die Bomben sich befinden!", antwortete sie.
"Wer ist Mathias?", fragte Armin. Erwin trat näher an den Plan, Levi folgte ihm.
"Währe ich Jasper würde ich die Bomben möglichst weit vom Unterschlupf anbringen.", sagte Karl. Sie, Greta, nickte.
"Und ich würde sie nicht in die Nähe meines Hauses bringen." Karl sah sie überrascht an.
"Jasper hat noch eine andere Wohnung?"
Sie zuckte die Achseln.
"Bin ihm mal gefolgt. Hübsche Gegend. Sehr nah am Markt." Dann konzentrierte sie sich wieder auf den Stadtplan.
"Und ich würde als erste Explosion was großes wählen, So was wie die Kirche, das Rathshaus oder...", sie stoppte, ihre Augen wurden groß.
"Die Brücke!", schrie sie.  Erwin hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
"Es geht jetzt über einfache Rachegefühle hinaus!", sagte er ruhig, "Sobald die Bevölkerung bedroht ist, ist dass Sache des Militärs!" Greta und Karl schnaubten gleichzeitig abschätzig.
"Ich habe Karla dahin geschickt!", rief sie fast verzweifelt.
"Karla lebt noch?", fragte Karl überrascht.
"Natürlich lebt sie noch!", rief sie, "Sie wurde vergewaltigt und ist jetzt schwanger, ich hab ihr gesagt, sie soll aus der Stadt fliehen, sie ist mit Sicherheit schon bei der Brücke!"
Greta wollte losstürmen, aber Karl packte sie am Arm.
"Langsam Kleines!", sagte er und deutete auf Erwin, "Überlass das denen und flieh stattdessen!"
"Du verstehst das nicht!", erwiderte sie, "Ich habe Karla und ihr Ungebohrenes dahin geschickt! Wenn sie also bei der Explosion stirbt, ist dass meine Schuld!" Karl ließ sie los.
"Wie kann ich dir dann helfen?", fragte er. Greta öffnete den Mund.
"Hast du...", da flog plötzlich eine Kugel an ihrer Schulter vorbei. Sie schrie auf, als die Kugel ihre Schulter streifte.
"Lauf!", schrie Karl. Ein roter Fleck breitete sich auf seinem Oberteil aus.
"Karl!", schrie sie.
"Lebe, Greta, Lebe!", rief er, dann holte er aus und schlug eine schwarze Gestallt nieder, die sich ihnen genähert hatte. Ein weiterer Schuss zerriss die Luft, doch Karl warf sich vor den Eingang, als die Kugel seinen Hals durch bohrte.
"Keine Toten!", rief Greta, Karl hob die Hand und wehrte eine weitere Gestallt ab, "Keine Klagelieder!", stöhnte er.

PoV Greta:

Greta schwang sich gerade in die Luft, als erneutes Schießen die Luft zerriss. Sie wagte es nicht zurückzuschauen und konzentrierte sich stattdessen auf die Hausdächer vor ihr. Der Aufklärungstrupp folgte ihr, doch für den Moment war ihr dass tatsächlich egal, lieber stürmte sie auf die Brücke zu, die sich vor ihr auftat.
Kummer lag innerhalb der Mauer Rose, hatte jedoch noch eine separate Mauer um die Stadt geschwungen, die sich nur zur einen Seite hin über eine Brücke öffnete. Würde diese Brücke gesprengt werden, würden die Warenlieferungen für die Stadt, wie von der Stadt unterbrochen werden.
Sie biss sich auf die Lippe und schwang sich weiter.
Die Bomben konnten jederzeit explodieren, es war nur eine Frage der Zeit. Mehrere Karren und Kutschen passierten die Brücke, als sie unsanft auf dem Pflaster aufkam und die Brücke entlang sprintete. Sie raste die Brüstung entlang, bis zur Mitte der Brücke, umklammerte das Geländer und wollte gerade abspringen, als ein Surren die Luft erfüllte und ein Pfeil an ihrer Wange entlang fuhr. Sie schrie auf.
"Keine Bewegung!", schrie ein riesiger braunhaariger Mann mit erstaunlicher Armmuskulatur.
David, Jaspers Rechte Hand und treuester Schoßhund. Tatsächlich war Greta überrascht, das er tatsächlich in der Lage dazu war, einen Pfeil zu schießen, geschweigeden fast zu treffen, doch es war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken.
Stattdessen schwang sie sich in die Stahlkonstruktion auf der Suche nach dem Sprengsatz. Fieberhaft kletterte Greta die Streben entlang, als ein weiterer Pfeil an ihr vorbeiflog.
"Wo bist du, kleine Spinne?", rief Davids donnernde Stimme von oben.
Greta verdrehte die Augen, da sah sie plötzlich ein kleines Päckchen zwischen den Streben geklemmt. In diesem Moment landete eine Gestallt neben ihr. Sie drehte sich um, nur um in Stahlfarbene eisige Augen zu gucken.
"Wo ist die Bombe?", fragte Levi. Greta deutete auf das Päckchen über ihr und er packte ihre Hand und zog sie nach oben. Sie erreichte die Bombe, als ihr ein weiteres Päckchen am gegenüberliegenden Stützpfeiler auffiel.
"Da!", rief sie und deutete auf das Päckchen, "Da ist eine zweite Bombe!" Grüner Stoff flatterte im Wind, als sich Levi auf die gegenüberliegende Seite schwang.
Fieberhaft nestelte Greta an den Seilen herum, die das Päckchen fest am Pfeiler geschnürt hatten, verlor die Geduld, packte eines ihrer Messer und zerschnitt die Seile. Von der Seite hörte sie ein Platschen und sah, wie die Bombe auf der anderen Seite ins Wasser fiel.
Das Päckchen vor ihr bewegte sich kein Stückchen. Erst da sah sie die Metallbolzen, mit denen es am Brückenpfeiler festgeschraubt war.
"Nein, Nein, Nein!", schrie sie frustriert, klemmte ihr Messer zwischen das Päckchen und den Stützpfeiler und versuchte, es aufzuhebeln. Blut stöhnte aus der Wunde an ihrem Arm, sie war so darauf konzentriert, die Bombe zu entfernen, dass sie das Zischen zu spät hörte. Ein weiterer Pfeil schoss nach unten an ihr vorbei, riss dabei ihre Schulter und ihren halben Rücken auf.
Greta schrie auf.
"Gib auf, kleine Spinne!", rief David über ihr und spannte seinen Bogen. Er hatte sich über die Brüstung gelehnt und zielte kopfüber. Da wirbelte etwas silbernes auf. David wich im letzten Augenblick zur Seite, sodass Levis Klinge lediglich seinen Bogen durchtrennte.
Warmes Blut rann über ihren Rücken, tränkte ihren Anzug, sodass der Stoff an ihrer Haut klebte. Mit letzter Kraft klemmte Greta ein zweites Messer zwischen Päckschen und Stahl, stemmte die Füße gegen den Stahlpfeiler.
Die Bolzen ächzten und lösten sich langsam aus dem Metall.
Mit einem gequälten Geräusch zerrissen die Metallbolzen und die Bombe fiel auf den Fluss unter ihr zu. Greta stürzte vom Brückenpfeiler, die kalte Luft verfing sich in ihren Haaren, brachte ihre Augen zum Tränen.
Greta fiel nur für einen kurzen Moment.
Dann explodierte die Bombe.

Habe dieses Bild auf Instagramm entdeckt, passt wirklich gut zu Greta. Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und freue mich natürlich über Feedback ;)

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