Nero spielte auf der Leier, während Rom in Flammen stand

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In der Nacht von dem 18. Auf den 19. Juli 64 n. chr. (ja, die Römer hatten schon Monate und wir haben sie als Relikte übernommen. Eigentlich den Zahlen entsprechend und somit wäre der Dezember der zehnte und nicht der zwölfte Monat. Aber offensichtlich gab es Männer, die wichtig genug waren, als dass man Monate für sie einschob - Juli für Julius Cäsar und August für den ersten römischen Kaiser Augustus.) brannte Rom.

Keine Sorge, in diesem Kapitel werde ich euch nicht erklären, dass ihr ein falsches Bild von Kaiser Nero habt. Er war ein Tyrann!

Aber in diesem Fall können wir zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen. Zum einen das Gerücht, dass Nero selbst Rom in Brand steckte und zum anderen, dass er dabei wie ein Irrer auf der Leier (wahlweise auch auf der Geige) spielte.

Zunächst, nein er hat Rom nicht selbst angezündet, denn in jener Nacht befand der Kaiser sich nicht in Rom sondern laut Quellen ungefähr sechzig Kilometer von der Stadt entfernt. Das macht es schwer, eine ganze Stadt anzuzünden. Gebrannt hat die Stadt übrigens so gut, weil man damals kaum wert auf Brandschutz legte und zum Schutz vor Belagerungen die Gassen teilweise sehr eng waren, damit man Angreifer leichter abwehren konnte.

Als Nährboden für dieses Gerücht fungiert die Tatsache, dass er seine Pläne zur Einebnung ganzer Stadtteile dadurch, dass sie damit ohnehin schon abgebrannt waren, viel einfacher umsetzen konnte. Zum anderen war es nützliche Propaganda, um die Christenverfolgung anzuheizen (man beachte das gelungene Wortspiel). Da er den Brand den Christen in die Schuhe schob. Doch vermutlich war es auch kein Christ, der Rom angezündet hat. Das allerdings ist nicht so einfach nachzuvollziehen. Sicher ist nur: Nero war es nicht!

Die weitverbreitete Überzeugung, er sei ein Pyromane gewesen und habe Rom angezündet, um sich am Feuer und Leid zu erfreuen, ist also Quatsch.

Und auch wenn die Anekdote des Leierspielenden Irren im Kern gar nicht so unstimmig ist, denn Nero war ein sich am Leid erfreuender Tyrann, so ist es historisch gesehen eben doch unwahr. Aber das ist eben das faszinierende an solchen Anekdoten, meistens enthalten sie einen Funken Wahrheit.

Er war ein Scheusal! Ein Massenmörder! Und in seinem Beraterstab gar es eigens einen posten für Vergiftungen, denn Nero vergiftete häufig Menschen, die ihm bei seinen Plänen im Weg standen. So ließ er sogar seine eigene Mutter ermorden.

Auch ist es nicht unwahr, dass er ein Musikliebhaber war, der selbst einige Instrumente beherrschte. Angeblich seien seine letzten Worte gewesen: „Was für einen großen Künstler die Welt mit mir verliert." (Kaiser Nero hat Selbstmord begangen). Auch dies könnte lediglich eine Anekdote sein, zeigt aber genauso gut, dass er kein besonders „guter" Kaiser war (wenn wir an diesem Punkt einmal so weit gehen wollen, den Stab über jemanden zu brechen). Kunst stand für ihn über der Politik. 

Hitler hat die Autobahn erfunden, oder? - Hartnäckige historische IrrtümerWhere stories live. Discover now