Frauen im Mittelalter waren ungebildet und hatten nichts zu sagen

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Zunächst sollten wir doch einmal kurz das Mittelalter beleuchten

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Zunächst sollten wir doch einmal kurz das Mittelalter beleuchten. 

Ein weiteres Klischee. 

Gerade das Mittelalter wird häufig schwarz oder weiß gemalt. Aus Filmen oder von Mittelalterfesten ist das fröhliche Leben, mit Königinnen, Prinzessinnen und Rittern bekannt. Etwas, das seit 1970 in der Forschung und gerade durch Schausteller gefördert wurde. In der öffentlichen Wissenschaft und in historischen Filmen (von denen ich häufig enttäuscht bin) ist es oft verteufelt, als das dunkle Mittelalter, in dem alles so schrecklich war. Die Pest, Mord und Totschlag an jeder Ecke und all die schlimmen Dinge der Kirche. 

Aber weder das eine, noch das andere lässt sich so einfach sagen. Das Mittelalter ist in der Wissenschaft eine schwierige Epoche.

Ein Professor der Mediävistik an meiner Uni pflegt immer zu sagen: „Das Mittelalter sei die schwarze Tonne."

Antike Hochkultur (Literatur, Bauten und Demokratie) geht irgendwie verloren. Ich selbst begreife nicht, wie so etwas einfach verschwinden kann! Die Menschen richten sich mehr an der Kirche aus. Und so sortieren sie:

Die Zukunft ist die Gelbe Tonne, die Vergangenheit, also die Antike ist die blaue Tonne, weil man diese Dinge doch eigentlich sehr gerne wiederbeleben würde.

Und den Rest, die Gegenwart, nun den werfen wir in die Schwarze Tonne.

Menschen ist nicht bewusst, in welcher Zeit sie leben oder wie wir hinterher ihre Epoche schimpfen und beurteilen werden. Das war es den Menschen im Mittelalter ebenso wenig wie uns heute. Denn Epochen sind etwas im Nachhinein von Menschen gemachtes.

Und vor diesem minimalen Hintergrund reden wir doch darüber, wie Frauen gesehen wurde.

Die Lebenseinstellung im Mittelalter war eine vollkommen andere als die, die wir Heute vorfinden. Menschen richteten ihr Leben nach dem Glauben aus und beriefen sich darauf, dass alles nach Gottes Plan funktioniere. So ist auch das Frauenbild zu dieser Zeit hauptsächlich auf religiöse Aspekte zurückzuführen und ergibt sich aus der Schöpfungsgeschichte. 

Demzufolge wurde Adam von Gott aus Lehm geschaffen, während Eva zu dessen Gesellschaft aus seiner Rippe geformt wurde (Hört ihr meine lieben Frauen, wie sind nur zur Belustigung der Männer da). Daraus ergab sich die Ansicht, dass die Frau dem Mann von Beginn an untergeordnet wäre und dies machten sich einige im Mittelalter zu Gute. 

Andere Theorien gingen davon aus, dass die Frau erst durch den Sündenfall dem Mann untergeordnet wurde und ohne diesen eine ebenbürtige Gefährtin für ihn geblieben wäre. Also eben nur weil sie einen Apfel gegessen hat. Evas Handeln im Sündenfall wurde häufig als die weibliche Schwäche interpretiert und darauf zurück geführt, dass sie hauptsächlich ihren Instinkten folgen würde.

Durch diese Denkstruktur wurde der Alltag und die Lebenspraxis bestimmt. Allerdings muss hier unterschieden werden zwischen den einfachen Frauen und jenen, die am Hof lebten, denn für diese galten wieder andere Verhaltensnormen. Vorgaben am Hof waren für die Frauen meist strikter als für die Männer. Für adlige Frauen waren christliche Werte sehr wichtig. Man erwartete von ihnen, dass sie Eigenschaften wie Demut und Nächstenliebe aufwiesen und sich den Armen zuwandten. Auch wurde die Ausübung der christlichen Werte bei Frauen schärfer kontrolliert, als bei Männern.

Bildung war für adlige Damen relevant. Zwar sollten sie mit dieser nicht prahlen, doch wurde anerkannt, dass sie teils auch belesener waren, als die Männer.

Wichtig ist eben, zwischen adeligen Frauen und nicht adeligen Frauen zu unterscheiden. Wobei man hier auch ebensogut eine Trennung zwischen generell adligen Menschen und nicht adligen Menschen vornehmen kann. Denn auch Männern, die nicht den regierenden Eliten angehörten, also zum Beispiel Bauern, waren ungebildet.

Und das Beispiel einer gebildeten Frau, die Macht erlangte ist Adelheid von Burgund. Die erste deutsche Kaiserin an der Seite Otto des Großen. Sie wurde zur „Imperatix augusta, consor impeii". Keine Sorge liebe Nicht-Latein-Kenner, wir sitzen hier im selben Boot. Ich könnte diesen Titel auch nicht übersetzen. Aber ich weiß, dass er sie zu einer Mitregentin erhob.

Und diesem Titel wurde sie auch gerecht. Sie organisierte Treffen, half ihrem Ehemann bei der Übersetzung, da sie viele Sprachen sprach und führte nach dem Tod ihres Sohnes sogar die Regentschaft für ihren noch unmündigen Enkel.

Schaut auf diese Frau und traut euch noch zu sagen, dass die Frauen des Mittelalter dumme Frauen waren, die keine Ahnung von nichts hatten. Das wäre schlicht ein historischer Irrtum und ein überspitztes Klischee.

Literatur: 

Keiser, Bruno : Adelheid. Königin, Kaiserin, Heilige - Ein Leben in bewegter Zeit. Düsseldorf, 1995.

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