"Attila, der Schrecken der Welt"

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„Die Hunnen kommen!"

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„Die Hunnen kommen!"

Ein Ausruf, der im 5. Jahrhundert n. Chr. Die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt haben wird. Daran lässt sich nichts bestreiten. Die reiternormadischen Hunnen plünderten, mordeten, vergewaltigten und brandschatzen wo auch immer sie mit ihren Pferden durch kamen. Sie haben keinen guten Ruf, eher gelten sie als der Inbegriff der Barbaren und Rohheit.

Woher genau das Volk kam, ist auch in der Forschung umstritten, man kann nur vermuten, dass sie aus der Steppe Asiens kamen und von dort aus germanische Stämme überfielen. Vermutlich handelte es sich um eine sehr heterogene Gruppe.

Nach und nach sicherten sie ihre Macht in Germanien und stellten sogar Könige.

Die Herrschaft der Hunnen bestand eigentlich aus einer Doppelspitze, meist Brüder. Diese schlossen Verträge mit Rom, die sie selbst fast ausnahmslos einhalten. Hier zeigt sich, dass sie doch eine gewisse Kultur besitzen mussten. Einen Vertrag einzuhalten erfordert ein Verständnis von diesem und einen Vertrag mit Rom einzugehen erfordert es, der römischen Sprache mächtig zu sein und ihre Kultur zu verstehen.

Sicherlich war es nicht der „normale" Hunne, der fließend römisch sprach, dennoch waren sie sich der Wichtigkeit Roms bewusst und verfügten über Übersetzer. Es ist nachgewiesen, dass Attila immer Leute in seinem Gefolge hatte, die der Sprach mächtig waren.

Auch dürfen archäologische Funde nicht außer Acht gelassen werden,  die womöglich davon zeugen, dass sie Gegenstände schmiedeten und sehr gute Sättel herstellten. 

Ebenso darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die literarischen Quellen, die wir von den Hunnen besitzen, Zeugnisse ihrer Gegner waren, die unbestritten unter den Einfällen der Hunnen gelitten haben. Und natürlich stellt eine groß Macht wie Rom, die teilweise gegen die Hunnen verloren hatte, ihre Feinde lieber als die schrecklichen Barbaren da, die so brutal und unterentwickelt kämpften, mordeten und vergewaltigten, als zuzugeben, dass eben diese durch ihre schnellen Reiter und leichten Waffen eben doch den Legionen überlegen waren! - Übrigens, die Darstellung von Feinden als Barbaren war in der Antike literarische Tradition. 

Ich muss zugeben, dass die Hunnen natürlich keine Engel waren! Sie haben die schrecklichen Verbrechen verübt, die man ihnen vorwirft, aber sie werden in der Literatur häufig als noch viel schlimmer dargestellt. So einem Buchtitel, der diesem Kapitel seine Überschrift gegeben hat oder in dem bekannten Nibelungenlied.

Nun zu diesem Attila (?-453).

Er war ein Teil der Doppelspitze, bis er seinen Bruder umgebracht hatte, um alleine zu herrschen. Brutal? Unkultiviert? Nein. Zumindest nicht brutaler oder babarischer, als die Römer es waren. Auch unter ihnen gab es Brudermord für Macht (Cassio Dio berichtet ausführlich über den Mord Caracallas an seinem Bruder Geta, der elendig in den Armen seiner Mutter den Tod fand). Und Rom und seine Bewohner gelten doch als die Hochkultur der Antike, nicht?

Sein Hof war hierarchisch strukturiert und zu seinen Freunden zählten auch Römer.

Die Hunnen verstanden es durch permanente Drohung mit Überfällen, Gebiete zu einem Vertrag zu zwingen. Doch wichtig ist hier, dass ein Anführer der Hunnen auch gezwungen war zu plündern. Er musste seinen Anhängern Beute bieten, um seine Macht zu erhalten.

Doch wenn Attila Gebiete einnahm zwang er sie nicht, die hunnische „Kultur" anzunehmen oder ihre Sprach zu sprechen (Diese zählt übrigens heute zu den Paläosibirischen Sprachen. Das bedeutet, dass wir kaum mehr Worte, geschweige denn ihre Bedeutung kennen, sie also auch keiner Sprachgruppe wirklich zuordnen können). Attila selbst war bemüht, die fremden Kulturen zu verstehen.

Er heiratete auch eine germanische Prinzessin. Allerdings wurde ihm genau das zum Verhängnis. In seiner Hochzeitsnacht verstarb er. Ein trauriges Ende für einen kriegerischen König aber zu dieser Zeit gar nicht so ungewöhnlich. Nur die wenigsten Herrscher der Antike fielen in Schlachten.
Vermutlich war es der Alkohol, der ihm ein Ende bereitete.

Nach Attila zerbrach das Reich der Hunnen und sie zogen sich zurück. Dennoch ist ihre Rolle in der Geschichte in soweit relevant, dass sie die Völkerwanderung auslösten, die ihrer Seits wieder zu vielen Veränderungen führte. Wichtig ist nur, die Hunnen und ihren König Attila als nicht zu schrecklich zu sehen. 


Literatur: 

Rosen, Klaus : Attila - Der Schrecken der Welt. München, 2016 

Stickler, Tiom : Die Hunnen. Müchen, 2007. (Erschienen in der Beck'schen Reihe)

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