Einleitung

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Ich studiere Geschichte und Sozialwissenschaften im dritten Semester.  Und die meisten sind über die Tatsache irritiert, dass eine junge Frau wie ich ihr Leben der Vergangenheit widmen möchte.

„Möchtest du dann im Sand herum graben und alte Sachen anstarren?" 

Nein, ich werde Historikerin und nicht Archäologin, auch wenn ich zu geben muss, dass das Buddeln im Sand auch einen gewissen Reiz hat.

„Wie kommt man darauf?"

Liebe. Ich liebe die Geschichte. Es hat mich schon in der Schule interessiert und ich denke, dass es mich fasziniert, dass Gesichte so subjektiv ist. Wir als Historiker interpretieren auch nur die Dinge. Es gibt keine Gewissheit, dass wir mit unseren Annahmen ins Schwarze treffen, denn keiner von uns war damals dabei. Und das finde ich toll. Googelt mal intensiv nach einer historischen „Gegebenheit" und ihr werdet so viele unterschiedliche Auslegungen finde.

„Wirst du dann Busfahrer?"

Oh ja, diese Frage stellt man mir tatsächlich häufig. Aber nein. Viele können nicht so viel mit Geschichte anfangen und wissen nicht, in wie vielen Bereichen Historiker tätig sind. Aber wenn ich ehrlich bin, mir geht es bei den lieben BWLern an meiner Uni genauso. Ich habe keine Ahnung, was sie im Endeffekt wirklich tun.

Geschichte umgibt uns.

Geschichte hat uns gemacht.

Irgendwo hat doch jeder von uns einen Bezugspunkt zu Geschichte. Die manchen mehr, die anderen weniger. Sei es lediglich der Unterricht in der Schule oder der langweilige Besuch in einem Museum. Dennoch betrifft es uns alle. Ich vertrete die These, dass wir ohne unsere Geschichte nicht die Menschen wären, die wir heute sind. Denn die Vergangenheit hat uns gemacht. Uns als Nation, uns als Land und uns alle als Menschheit. Und wenn man es nun auf das Individuum herunter bricht, dann hat unsere eigene Geschichte auch jeden einzelnen von uns geformt.

In meiner Abiturklausur 2018 haben ich mich mit dem Historiker Henry Kissinger beschäftigen dürfen. Und dabei ist mir ganz besonders hängen geblieben: "Jede Generation braucht ihre eigene Krise." 

Widerspricht dies meiner These? Nein. Es zeigt nur, dass wir als Menschen nicht sonderlich lernfähig sind. Unserer Generation fehlt die Krise, die unsere Großeltern im Nationalsozialismus beispielsweise erlebt haben oder sagen wir lieber, erleben mussten. Und wir werden unserer eigenen Krise auch ganz sicher noch begegnen. In diesem Moment werden wir dann auf Dinge zurückgreifen, die Generationen vor uns getan haben, um mit ihren Krisen umzugehen. Wir werden uns unserer Geschichte bewusst werden müssen und so unsere Krise lösen!

Mir als Geschichtsstudentin, die ihre Materie wirklich liebt, ist daran gelegen, anderen meine Leidenschaft beizubringen. Dabei verstehe ich jeden, den es langweilt. Oft kämpfe ich mich auch durch diese langweiligen und in ihrer Sprach viel zu hoch gegriffenen Aufsätze oder Monografien. Ich kann auch verstehen, dass langweilige Büsten von längst Verstorbenen oder alte Gegenstände, mit denen die Menschen wohl früher mal gejagt haben, nicht sonderlich ansprechend sind. Zumal man häufig auch nicht so viel Wissen dazubekommt, als dass man sich tatsächlich für das vor sich interessieren kann.

Also lasst uns doch ganz langsam beginnen.

Ihr alle kennt doch typische Klischees, wir kommen doch auf Wattpad nur schwer darum herum: Badboy verliebt sich in das liebe, gute, Mädchen aus der perfekten Familie und ändert sich für sie. Das ist ein Klischee. Auch wenn es möglicherweise ziemlich überspitzt ist, fühlt euch nicht angegriffen. Denn das ist nicht mein Genre. Aber vielleicht ist auch genau das das faszinierende an Klischees: Sie sind vollkommen überspitzt!

Und einfach schrecklich.

Ich versuche in diesem Werk mit Klischees der Geschichte aufzuräumen.

Es gibt Aussagen, da rollen sich mir die Fußnägel auf und um euch das mal etwas zu verdeutlichen, folgen hier ein paar Beispiele:

Vor ein paar Wochen war ich zusammen mit einer Freundin auf einem Konzert unserer gemeinsamen Freundin. Ich gebe zu, dass ich dort erfahren musste, dass ich zu den Kulturbanausen zähle, denn Orchester ist wohl nichts für mich. Doch das Schlimmste an diesem Abend war eine Rede der Frau, die alles organisiert hatte. Sie berichtete von einem griechischen Epos von Homer. In dem der Kaiser und Jupiter, der griechische Göttervater nicht gut davon kommen würde.

Jupiter ist in der Mythologie der Göttervater.

Das wage ich nicht zu bestreiten. Doch nicht der Göttervater der griechischen Mythologie. Hierbei handelt es sich um Zeus! Ich gebe zu, dass das vermutlich kleinlich erscheint, aber dennoch ist es schlicht falsch!

In einem anderen Fall denke ich an die Worte: „Es war damals ja nicht alles schlecht. Immerhin hat Hitler die Autobahnen gebaut!"

Sehen wir in diesem Fall davon ab, dass Autobahnen keines Falls all die Gräueltaten dieses Mannes aufwiegen könnten. Die moralischen Aspekte bei Seite lassend, wird aber deutlich: Nein. Diese Aussage stimmt einfach nicht! Hitler hat die Autobahnen nicht gebaut. Er nutzte sie lediglich zu Propagandazwecken.

Und mit solchen Dingen versuche ich im folgenden aufzuräumen. Teils werden es wohlmöglich überspitzte Aussagen sein, mit denen ich bewusst provozieren möchte, um ganz deutlich aufzuzeigen, was mich stört und weshalb.

Im Anschluss werde ich auf Literatur zu diesem Thema verweisen (Angenehme Literatur, die man gut lesen kann).

Womöglich sind unter euch kleine Besserwisser (so wie ich es ab und an bin), die Spaß an unnötigem Wissen haben. Dann lest doch einfach rein!

Hitler hat die Autobahn erfunden, oder? - Hartnäckige historische IrrtümerWhere stories live. Discover now