Als Jayden sich von ihr löste, sah diese nicht so begeistert aus, obwohl sie den Kuss erwidert hatte. Anscheinend bemerkte er es auch selbst, dass ihr Gesichtsausdruck nichts Gutes bedeutete, denn dieser stand nun langsam von seinem Stuhl auf und entfernte sich von ihr.

"Jayden!", schrie sie aufgebracht.

"Ja?", fragte dieser unschuldig.

"Komm her", sagte sie in einem leicht wütenden Ton.

"Ich finde den Abstand zwischen uns gerade toll", lächelte er.

"Jayden", warnte sie ihn und näherte sich einen Schritt auf ihn zu, worauf dieser einen rückwärts zurück ging.

"Dir muss es nicht peinlich sein. Jeder hier weiß wie sehr es dir gefallen hat", provozierte er sie.

"Jayden!", zischte sie und wollte auf ihn zu gehen, jedoch rannte dieser davon.

"Du hast nicht widersprochen!", rief er von weitem, weswegen Hope nicht anders konnte und zum Lächeln begann.

"Was soll ich nur mit dem Idioten machen?", stellte sie sich eher selbst die Frage und folgte ihm hinterher.

"Die beiden werden ein sehr anstrengendes Paar, aber mit dem kindlichen Nerven lieben sie sich nur noch mehr", sprach meine Oma und ein Lächeln zierte meine Lippen bei ihren Worten.

Nachdem es Liam besser ging und er endlich das Krankenhaus verlassen durfte, hatten wir uns heute Abend alle versammelt. Meine Oma hatte so viel gekocht, sodass wir gar nicht mehr aufhören konnten zu essen. Aber nicht nur das Essen hatte jeden verzaubert, sondern auch die Atmosphäre. Wir waren alle zusammen und mit alle meinte ich auch wirklich alle. Liam, Jayden, Hunter, Hope, Jack, Kyle, Levin, Katy, Tante Amber und meine Oma. Im Moment fühlte es sich so an, als ob wir eine große Familie wären.

Jeder verstand sich und das mit anzusehen, war wirklich schön. Es saßen nämlich Menschen an diesem Tisch, die vorher überhaupt nichts miteinander zutun hatten. Wie zum Beispiel Hunter mit Jack und Kyle. Sie redeten untereinander, als ob sie sich schon seit Jahren kennen würden. Genauso waren unter uns Personen, die schon so lange weg waren und kein Wort miteinander geredet hatten. Katy und wir. Sie war von uns gegangen, doch nun war sie da und es fühlte sich so an, als ob sie immer hier gewesen wäre. Außerdem gab es Liebende, die sich vielleicht nie gefunden hätten, wenn wir jetzt nicht hier zusammen wären. Hope und Jayden oder Katy und Levin. Die anderen waren wie zwei Verrückte, aber bei den beiden, die nun vor mir saßen, war es wiederum anders. Levin ging sehr vorsichtig mit meiner Schwester um, als ob er Angst hätte sie zu verletzen und ich wusste, woran es lag. Ihre Vergangenheit. Ich hatte das Gefühl, das meine Schwester es ebenso bemerkte, denn sie war ihm näher und das Strahlen in ihrem Gesicht war nicht zu übersehen.

Das alles war unglaublich, aber etwas viel Schöneres war mir selbst passiert und mein Glück saß direkt neben mir.

Meine Augen wanderten zu Liam und automatisch begann ich zu lächeln, denn dieser Junge hatte mir gezeigt, was Liebe bedeutete. Er selbst kannte dieses Gefühl zuerst gar nicht, aber wir hatten es uns gegenseitig beigebracht. Liam war nicht nur ein Teil meines Lebens. Mein Herz gehörte ihm und das würde für immer so bleiben. Als ob er meine Blicke spürte, drehte er sich zu mir um und sofort war ich gefangen. Ich hatte keine Ahnung wie er das jedes Mal machte, aber er konnte einen so fesseln, sodass es unmöglich war sich daraus zu befreien. Ein Grinsen zierte seine Lippen und er kam mir etwas näher. Obwohl ich noch immer dabei nervös wurde, fühlte ich mich wohl. Seine Anwesenheit brachte mir Ruhe und ich konnte spüren, dass es bei ihm genauso war. Vielleicht war er für die anderen ein Junge mit Fehlern, jedoch war er für mich perfekt. Nichts würde ich an ihm ändern wollen. In Liam hatte ich diesen kleinen und verletzlichen Jungen gesehen, den nur ich berühren konnte. Vielleicht konnte ich seine Wunden nicht endgültig heilen, aber ich konnte für ihn da sein. Wie ich sein Halt war, war auch er mein Halt und wie ich nicht mehr ohne ihn konnte, konnte auch er nicht mehr ohne mich.

Ich wusste nicht wie lange ich ihn schon so beobachtete, aber ich konnte es stundenlang tun und mir würde dabei nie langweilig werden. Wie Liam gerne zeichnete, sah er selbst auch so aus. Als ob man ein Bleistift in die Hand genommen hätte und auf jedes einzelne Detail geachtet hätte. Meine Hand hob sich automatisch und vorsichtig fuhr ich jede Stelle seines Gesichts nach. Völlig konzentriert betrachtete ich ihn und dabei entging mir nicht sein intensiver Blick auf mir. Am Ende schnappte er sich meine Hand und hielt sie fest in seiner, sodass er meine volle Aufmerksamkeit hatte.

Wenn ich genau darüber nachdachte, hatte ich mich zuerst in die Augen von Liam verliebt, denn sie waren wie ein wertvoller Kristall, den ich nicht berühren durfte.

Die Augen.

Gefährlich, aber voller Liebe.

Ende

Die AugenWhere stories live. Discover now