Kapitel 50

17.6K 585 31
                                    

Liam's Sicht

Vor dem Krankenhaus kam ich zum Stehen und wir drei stiegen direkt aus dem Auto aus. Sofort rannten wir hinein und eilten zu Aria's Zimmer hoch, wo alle panisch draußen warteten. Als sie uns bemerkten, richteten sich alle Blicke auf uns, besser gesagt auf Katy. Ihre Tante und Jack sahen leicht geschockt aus, da niemand sie hier erwartet hatte. Mrs Evans stand langsam von ihrem Stuhl auf und schaute ihre Enkelin mit großen Augen an. Ich konnte sehen wie einige Tränen über Katy's Wangen liefen. Mit unsicheren Schritten näherte sie sich zu ihrer Oma, aber blieb trotzdem in einem kleinen Abstand von ihr zurück. Mrs Evans hielt es jedoch nicht aus und umarmte Katy. Sie begannen beide zu weinen und eine große Stille entstand somit.

"W-Wo ist Aria?", fragte Katy, als sie sich wieder lösten.

"Sie hatte gerade einen Anfall bekommen vor Schmerzen, aber sie schläft jetzt wegen den Medikamenten, die sie bekommen hat", erklärte ihre Oma, aber das beruhigte mich trotzdem nicht.

"Was suchst du hier?", platzte es von ihrer Tante und Katy ließ traurig ihren Kopf hängen.

"Amber", warnte sie Mrs Evans in einem wütenden Ton, jedoch reagierte sie nicht auf ihre Mutter und kam einige Schritte auf sie zu.

"Wie kannst du dich überhaupt hier noch blicken lassen? Reicht es nicht schon, was du deinem Vater und Aria angetan hast? Willst du jetzt die große Schwester etwa spielen?", sprach ihre Tante weiter.

"I-Ich wollte das nicht", flüsterte Katy und konnte ihren Blick vom Boden nicht heben.

"Du wolltest, was nicht?!", schrie sie.

"Amber, es reicht!", kam Mrs Evans dazwischen, weswegen sie nichts mehr sagte und sich neben Jack setzte.

Ich wusste nicht, was passiert war und warum sie verschwunden war, aber im Moment interessierte dies mich wenig. Das Einzige, woran ich dachte, war Aria und ich wollte nur das sie wieder gesund wird. Sekunden vergingen und es konnte alles passieren, Minuten vergingen und es konnte alles passieren und in dieser Zeit stand ich einfach nur da und starrte zu ihrer Zimmertür, denn ich konnte nichts mehr für sie tun. Es tat mir selbst weh, wenn sie sich vor Schmerzen nicht mehr halten konnte. Jeder ihrer Tränen spürte ich wie ein Messerstich ins Herz.

Nach einer Weile wurden Tests an Katy ausgeführt, sodass die Ärzte sich sicher waren, dass nichts schief laufen würde. Derweil wurde Aria in einen anderen Raum gebracht, wo sie fertig für die Operation gemacht wurde. Wir alle standen draußen vor der Tür und jeder einzelne von uns war nervös. Es könnte nichts mehr schiefgehen, jedoch verspürte ich trotzdem Angst.

"Wer ist Liam?", fragte plötzlich eine Krankenschwester, die sich umschaute.

"Ich", antwortete ich leicht verwirrt.

"Ms Evans, möchte Sie sehen, aber bitte nur fünf Minuten und nicht länger", lächelte sie mich an und verschwand.

Ohne länger darüber nachzudenken, machte ich die Tür auf und ging herein. Sie bemerkte mich direkt und streckte ihre Hand nach mir aus, dabei lächelte sie mich schwach an. Ich näherte mich zu ihr und nahm ihre Hand in meine. Durch die Narkose, die sie bekommen hatte, wurde sie leicht schläfrig. An ihrem Kopf war eine blaue OP-Haube, die ihre schönen Locken versteckten. Mein Blick wanderte zu ihren Augen und ich hatte Angst, sie nie mehr zusehen.

"Es ist...langsam Zeit...zugehen", begann sie und ich schüttelte meinen Kopf, dabei begannen meine Augen zu brennen.

"Dir wird nichts passieren", versicherte ich ihr und sie lächelte mich nur an.

"L-Liam, vergiss niemals...wie viel...d-du mir bedeutest", fuhr sie fort und ich drückte ihre Hand, wobei mir unbewusst die erste Träne über die Wange rollte.

"Je-eden...einzelnen Moment, den i-ich mit dir verbracht habe, w-werde ich niemals vergessen", versprach sie mir und hielt schwer ihre Augen offen.

"D-du...bist ein Teil...meines H-Herzens", lächelte sie und blickte mir tief in die Augen.

"Ich liebe dich", flüsterte ich und somit wurde ihr Lächeln nur noch breiter bis sich ihre Augen schlossen und die Krankenschwester mich nach draußen führte.

Aria's Sicht

So langsam öffneten sich meine Augen und ich blinzelte einige Male, denn die Sonne strahlte zu mir herunter. Ein Lächeln legte sich automatisch an meine Lippen, denn die Wärme ließ mich gut fühlen. Als ich mich umschaute, fand ich mich an einem Strand, wo der schöne Ausblick zum Meer war. Langsam stand ich vom Sand auf und war für einen Moment verwirrt, als ich keine Schmerzen spürte. Mein Blick richtete sich auf meine Arme, wo keine blauen Flecken mehr waren. Außerdem trug ich ein langes, schönes und weißes Kleid an mir. Ein paar Schritte machte ich nach vorne und es war kaum zu glauben, aber ich fühlte mich gut.

"Aria", hörte ich jemanden sagen, weshalb ich den Kopf hob und meinen Augen nicht glauben konnte.

Mein Vater.

"Papa?", fragte ich und lachte ungläubig, aber auch vor Freude, denn ich hatte ihn schon so lange nicht mehr gesehen.

Langsam kam er auf mich zu bis er vor mir stehen blieb und mich anlächelte. Freude Tränen liefen über meine Wangen und ich konnte es noch immer nicht fassen, dass mein Vater vor mir stand. Wie in meiner Erinnerung war er geblieben. Seine schwarzen Haare, wo schon weiße Strähnen rausguckten und seine bernsteinfarbenen Augen, die ich an ihm liebte, da sie so viel Liebe ausstrahlten. Am Ende hielt ich es nicht mehr aus und schlang meine Arme um seinen Bauch, wobei er lachend meine Umarmung erwiderte. Mit seiner einen Hand strich er mir über meine Locken, die er an mir liebte und das machte mein Lächeln nur noch größer. Es war einfach ein unglaubliches Gefühl seine Nähe wieder bei mir zu spüren.

"Ich habe dich so sehr vermisst", murmelte ich und er löste sich ein wenig von mir, um mich anzusehen.

"Ich dich auch, Prinzessin", sprach er und wischte mir meine Tränen weg.

"Du bleibst jetzt aber bei mir oder?", fragte ich und hatte Angst, das er wieder verschwinden würde.

"Ich muss leider gehen", antwortete er und mein Lächeln verging.

"Nein, ich lasse dich nicht noch einmal gehen", widersprach ich und er blickte mich durch traurige Augen an.

"Aria, ich muss gehen", wiederholte er sich, aber ich schüttelte verzweifelt meinen Kopf.

"Dann...dann nimm mich mit", flehte ich ihn an, doch diesmal schüttelte er seinen Kopf.

"Es ist noch nicht Zeit zukommen, meine Prinzessin. Er wartet auf dich", meinte er und ich sah ihn verwirrt an.

"Wen meinst du?", wollte ich wissen und er zeigte nach hinten, weswegen ich mich umdrehte.

Liam.

"Ich liebe dich, Prinzessin", waren die letzten Worte meines Vater's bis er plötzlich verschwand und ich traurig an derselben Stelle stehen blieb.

"Ich liebe dich auch, Papa", flüsterte ich und drehte mich zu Liam um, der auf mich wartete.

Die AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt