Kapitel 36

21K 752 72
                                    

Gedankenverloren saß ich auf meiner Sitzecke und blickte aus dem Fenster. Es war schon spät und man konnte am Himmel den Mond, sowie die Sterne leuchten sehen. Ich lächelte, denn die Sterne erinnerten mich an meinen Vater. Meine Augen wanderten zu den Black's und jedes Licht war aus, was mich traurig machte. Genau jetzt brauchte ich ihn so sehr, aber er war nicht hier. Eine Umarmung von ihm wäre perfekt. Sein Lächeln, was mein Herz erwärmte und seine Grübchen erst. Ich lachte traurig und eine einsame Träne lief meine Wange entlang.

"Warum kannst du nicht hier sein?", flüsterte ich traurig.

Ich fragte mich, wo er war und was er machte. Viele Fragen waren in meinem Kopf und sie vermehrten sich immer mehr bei ihm. Er machte mich nämlich immer neugierig. Beim Nachdenken fiel mir plötzlich etwas ein und meine Augen wurden größer. Das Holzhaus. Er war bestimmt dort, wo er mich auch hingebracht hatte. Ein einziger Tag, den wir beide für uns versiegelt hatten. Wie dumm war ich denn und konnte nicht darauf kommen? Wo sollte er denn sonst hingehen?

Schnell eilte ich zu meinem Schrank und zog mich um. Als ich damit fertig war, verließ ich mein Zimmer und schlich mich zu Jack, der schon schlief. Leise machte ich die Tür hinter mir zu und näherte mich zu ihm. Ich beugte mich ein wenig zu ihm runter und war mir für einen Moment unsicher, ob ich ihn wirklich aufwecken sollte. Er war aber der Einzige, der mich zu ihm bringen konnte und der, der meine Oma und Tante von mir ablenken konnte. Mir blieb also keine andere Wahl.

"Jack", sagte ich, doch dieser grummelte irgendwas unverständliches und drehte sich weg.

"Es brennt!", wurde ich lauter und er richtete sich erschrocken auf.

"Was?! Wo?!", war er nun panisch und war bereit abzuhauen.

"Beruhig dich. Ich habe dich nur verarscht", meinte ich und er blickte mich ungläubig an.

"Man, ich schlafe", regte er sich auf.

"Ich brauche aber deine Hilfe", flüsterte ich unschuldig.

"Wobei?", wollte er wissen und rieb sich seine müden Augen.

"Kannst du mich zu Liam fahren?", fragte ich und er sah mich für einige Sekunden einfach nur stumm an.

Erstaunlicher Weise musste ich Jack nicht dazu überreden, denn er saß mit mir freiwillig im Auto und fuhr mich gerade zu ihm. Der Gedanke ihn endlich zusehen, ließ mich gut fühlen. Was mich auch freute, das Jack bei ihm nicht mehr überreagierte, sondern Verständnis zeigte. Auch, wenn er noch immer ein wenig unsicher bei ihm war, strengte er sich an und vertraute uns.

"Unglaublich, das ich das mache", murmelte er und konnte es anscheinend selbst nicht glauben.

Nach ungefähr einer Stunde blieben wir stehen und bevor ich aussteigen konnte, fasste Jack nach meiner Hand, weshalb ich zu ihm blickte. Er sah in alle Richtungen und durch seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er sich unsicher war. Naja, wir waren mitten im Wald und es war spät Abends, da war es normal, das es ihn Sorgen bereitete.

"Bist du dir wirklich sicher?", ging er zur Sicherheit nach und schaute nun zu mir.

"Keine Angst", beruhigte ich ihn.

"Ist der Weg noch weit?", fragte er und ich schüttelte meinen Kopf.

"Ich warte noch zehn Minuten auf dich hier, falls er doch nicht da ist und wir dann zurückfahren", meinte er und ich nickte stumm.

Ich stieg nun aus und ging in den Wald hinein. Der Mond schien durch die Äste, sodass es nicht allzu dunkel war und ich mit Leichtigkeit meinen Weg durchfinden konnte. Wenige Minuten später stand ich vor dem Holzhaus und alle Lichter waren an. Ein kleines Lächeln legte sich an meine Lippen und ich näherte mich zur Haustür. Anschließend klopfte ich an die Tür und wartete. Einige Sekunden vergingen und endlich ging sie auf.

Liam.

Er blickte mich verwirrt an, da er mich nicht erwartet hatte. Wenn ich früher gewusst hätte, dass er sich hier versteckte, wäre ich schon längst hier gewesen. Keiner von uns beiden brachte den Augenkontakt ab und schon wieder verlor ich mich in seinen. Seine Verwirrung verschwand allmählich und ich merkte wie er sich anspannte. Seine Augen wanderten für einen Moment an meine Lippen, doch blieben erneut an meinen Augen hängen.

"Was machst du hier?", fragte er mit ruhiger Stimme.

"Dasselbe kann ich dich auch fragen", war das Einzige, was ich dazu sagte.

"Bist du alleine gekommen?", stellte er die nächste Frage.

"Willst du mich vor der Tür stehen lassen?", wechselte ich das Thema und außerdem war es kalt.

Er machte mir Platz, sodass ich reingehen konnte. Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich auf die grüne Couch. Der Fernseher war aus, aber eine große Tasse in der sich wahrscheinlich Tee befand, stand auf dem Tisch. Sein Handy war hier ebenso und höchstwahrscheinlich ausgeschaltet, denn ich hatte oft versucht ihn zu erreichen. Ich konnte seine Schritte hören bis er sich zu mir setzte, aber mit einem gewissen Abstand, was mich verletzte.

"Geht es dir gut?", war es nun seine dritte Frage und ich blickte zu ihm.

"Nein", sagte ich die Wahrheit.

"Was ist passiert?", wollte er wissen.

"Ich will nicht darüber reden", erklärte ich und dazu sagte er nichts, denn er akzeptierte es und teilte mit mir seine Stille.

"Liam?", fragte ich und ich sah zu ihm.

"Umarmst du mich?", hoffte ich und lächelte traurig.

Für einige Sekunden blickte er mich stumm an, doch plötzlich streckte er seine Hand nach mir aus. Ich griff danach, wobei er mich an sich zog und ich meinen Kopf an seine Brust lehnte. Seine Arme schlangen sich um mich und ich schloss erschöpft die Augen. Genau das brauchte ich und nichts anderes. Nur bei ihm fühlte ich mich frei und beruhigt. Er musste einfach nichts tun und seine Nähe reichte mir aus. Liam war unglaublich, doch er wusste es nicht einmal.

"Geh nicht mehr", flüsterte ich und hob meinen Kopf, sodass ich ihm ins Gesicht schauen konnte.

"Schau mich nicht so an", murmelte er und konnte seine Augen nicht mehr von meinen nehmen.

"Dann renn vor mir nicht weg", versuchte ich es und er schloss die Augen.

"In deiner Nähe kann ich nicht klar denken", sprach er und schien regelrecht mit sich selbst zu kämpfen.

"Du sollst nicht denken, sondern fühlen", sagte ich und küsste ihn ganz leicht an den Lippen, weshalb er die Augen öffnete.

"Du spielst ein gefährliches Spiel", flüsterte er gegen meine Lippen.

"Ich habe keine Angst", lächelte ich.

"Und ich habe keine Geduld mehr", und mit diesen Worten drückte er seine Lippen gegen meine.

Die AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt