Tag 14, Freiheit

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Neben mir liegt Aquila, sie genießt die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Der Ausblick von hier oben ist atemberaubend. Nur der Tempelberg liegt noch höher. Vor uns erstrecken sich die Viertel der Handwerker und Händler, außerdem sieht man das Lager vor der Stadt, die bunten Zelte der Spielleute. Alles ist voller Farbe und strahlt nur so im Licht des neuen Tages. Aquila räkelt sich und steht auf. Ihre Haare sind zerzaust und stehen wirr in alle Richtungen ab, sie versucht sie mit den Fingern durchzukämmen und flucht. Ich bin froh, dass ich dieses Problem nicht habe. Meine Dreads stehen zwar auch ab, aber ich kann sie mit einem einfachen Knoten halbwegs bändigen.

Schimpfend setzt sich Aquila an die Dachkante und zupft weiter an ihrer Lockenmähne. Ich setzte mich zu ihr und lasse die Beine baumeln. Die Sonne wärm mich von der Kälte der Nacht auf und ich weiß nicht, was besseres im Leben geben könnte. Das ist genau das Leben, dass ich leben möchte. Ich möchte frei sein, jeden Tag. Ich will dort hin gehen können, wo niemand ist. Ich möchte unter dem Sternenhimmel einschlafen und von der Sonne geweckt werden. Es war die richtige Entscheidung gewesen, abzuhauen, alles stehen zu lassen. Es gibt keine einzige Sache, die ich vermisse, erst recht nicht meine Familie, für die ich nie gut genug war. Meine einzige Familie ist nun der braune Lockenkopf neben mir.

Nach einiger Zeit brechen wir auf, klettern in einem ungesehenen Moment von dem Dach herunter, das unser Schlafplatz war und gehen zum Markt. Überall riecht es anders, der Geruch von Blumen und Gewürzen mischt sich mit dem nach Feuer und frischem Essen. Es ist Markttag und wir müssen uns zwischen den Ständen hindurch quetschen, um überhaupt voran zu kommen. Wir teilen uns auf und fragen einzeln an den Ständen nach Kleinigkeiten zum essen. An einer der bunten Hütten bekomme ich einen schrumpligen Apfel und einige alte Möhren, eine ältere Frau gibt mir einen leicht angebrannten Fladen.

Zufrieden mit dieser Ausbeute setze ich mich an den Treffpunkt mit Aquila und warte. Ich sehe mir die Menschen an und ein dunkel gekleideter, großer Mann fällt mir auf. Er scheint mich zu beobachten. Die Kapuze seines Mantels hat er trotz der Hitze tief ins Gesicht gezogen.

Der Mann macht mir Angst, also stehe ich auf und schlendere weiter über den Markt. Ich spüre seinen Blick im Rücken und laufe schneller. Er verfolgt mich tatsächlich, es läuft mit kalt den Rücken herunter.

Nach dem ich Kreuz und Quer über den Platz gelaufen bin, bin ich nun wieder an unserem Treffpunkt, aber Aquila ist immer noch nicht da. Ich höre Schritt hinter mir. Es ist der dunkel gekleidete Mann, ich sehe ihm nun direkt in die Augen. Er hat jedoch keine Augen, es sind nur leere Höhlen. Ich zucke zusammen, möchte wegrennen, aber er hält mich mit eisernem Griff fest.

"Ich habe nach dir gesucht. Du musst in dein altes Leben zurückkehren, das hier ist nicht das, was für die vorherbestimmt war! Geh! Dir ist dieses Leben nicht vorherbestimmt!" Seien Stimme ist kalt wie der Wind zur Mitternacht und er riecht nach Verwesung.

Ich reiße mich los und renne davon. Wovon auch immer er redet, ich werde nie zurückehren.

Fantasywelt, glücklich und ein Dämon.

Kurze GeschichtenWhere stories live. Discover now