Tag 10, Die Ausstellung

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Was der Künstler sich wohl dabei gedacht hat, es genau so anzuordnen? Fasziniert starre ich auf das Kunstwerk. Was wollte er damit aussagen? Soll es direkt etwas darstellen, oder sind die Zeichen genau so gesetzt, dass es nur die klügsten erkennen?

Während mir der Regen langsam in den Kragen rinnt bin ich so kon­zen­t­riert, dass es mir kaum auffällt. Der Boden um mich herum ist schon ganz aufgeweicht. Auch die Tapete löst sich an vielen Stellen von der Wand. Das Dach ist halb eingestürzt und Bruchstücke der Decke liegen auf dem Boden. Es ist ein sehr eigenartiger Ort für eine Ausstellung, aber diese düstere Stimmung sollte wohl sofort aufkommen.

Ich gehe zum nächsten an das Meisterwerk. Es ist eine Treppe, sie führt nach oben, windet sich an der Wand entlang. Der der Marmor ist zerbröselt und an einigen Stellen sind große Stücken abgebrochen. Neben dem Taubenmist sind auf den Stufen bräunliche Blätter angeordnet, völlig willkürlich, so als hätte der Wind sie an diese Stelle geweht.

Es ist wirklich ein Meisterwerk, von einem unglaublich gutem anonymen Künstler. Er lässt es so natürlich wirken, als hätte er nichts verändert, jedoch drückt er so viel damit aus.

Nach dem ich jedes einzelne Werk eingehend betrachtet habe, verlasse ich das zerfallene Gebäude. Ich gehe durch den zugewucherten Garten und öffne das Tor. Ich schließe es mit zu viel Schwung und ein gelbes Schild fällt krachend zu Boden. Ich hebe es auf und drehe es in den Händen. Auf dem in Signalfarben leuchtenden Blech steht: "Betreten der Baustelle verboten!" In etwas kleineren Lettern ist darunter "Eltern haften für ihre Kinder" zu lesen.

Was der Künstler hiermit sagen wollt?

Eine Treppe, düster und ein NAIVER Künstler

Kurze GeschichtenWhere stories live. Discover now