Kapitel 6

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Heute war dieser unaussprechliche aller Tage. Lions achtundzwanzigster Geburtstag. Schon schlecht gelaunt, wachte er auf.

Am morgigen Tag würde Ostern sein. Schlimm genug, dass er heute seinen Brüdern und Jeff stecken musste, das der Clubbesuch ausfiel. Nein! Morgen musste er erneut seine gesamte Familie ertragen. Die ganze Sippe war in Newport eingetrudelt und erwartete ein wundervolles Osterfest, auf dem Landsitz seiner Eltern. Warum konnte er nicht normale, geschiedene Eltern haben? Eltern, die sich nach der Trennung ... trennten?! Na wenigstens musste er nicht Arbeiten. Er hatte sich über die Osterfeiertage frei genommen und noch zwei weitere Tage dran gehängt. So hatte er Zeit, sich von den morgigen Strapazen, zu erholen.

Wie gedacht waren die Jungs nicht gerade angetan davon, dass Lion seinen Geburtstag mit der Arbeit verband und sie nun zu viert, in einer Premiere des Films: Verliebt in die Liebe, hockten.

»Ich fasse es ja nicht. Wo du uns hin verschleppt hast! Das werde ich dir nie vergessen!«, schimpfte Jeff und stopfte sich frustriert eine Handvoll Popcorn in den Mund.

»Shhhh!«, kam es von einer Reihe weiter vorne.

Lion sank tiefer in seinen Sitz und verdrehte zum hundertsten Mal die Augen. Nicht nur, dass ihm seine Brüder und Jeff zusetzten, nein. Auch dieser furchtbare Film! Der Graus für jeden Mann, dessen Eier noch an Ort und Stelle waren!

Nun liebten sie sich tatsächlich bei Sonnenuntergang am Strand. Hatten die überhaupt eine Ahnung wie eklig sowas war? Der Sand hing einem in jeder Ritze. Kein schönes Gefühl, wenn sich der Schwanz anfühlte, als fickte er eine Rolle Schleifpapier.

Das seufzen der Ladys um Lion herum, brachte ihn dazu genervt zu schnaufen. Doch als er den verzückten Gesichtsausdruck seines Bruders Nathan sah, da riss ihm der Geduldsfaden.

»Das ist doch das Letzte. So ein Schmalz kann ich mir nicht länger antun. Sorry.« Er sprang auf und rempelte Nat mit Absicht an. »Und du, laß dir Eier wachsen!«

»Shhhh!«, ertönte wieder dieses ätzende Geräusch, aus der vorderen Reihe.

Lion drängte sich durch die sitzende Menge und stampfte gefrustet nach draußen. Er brauchte frische Luft und einen klaren Kopf. Schon jetzt machte er sich Notizen, was er in seiner nächsten Kolumne über diesen Film äußern würde. Worte wie: Langweilig. Unrealistisch. Übertrieben romantisch und schmalzig, landeten in seinem Notizbuch. Der Film endete und Lion sah sich nach seinen Jungs um.

Gerade entdeckte er Jeff auf der anderen Seite der Ausgänge, als ihm jemand kurz aus dem Augenwinkel auffiel. War das nicht ... diese Frau? Aus der Mall?

Doch Lion konnte sie nicht mehr ausmachen, so schnell war sie wieder verschwunden. Kurz drehte er sich noch einmal um die eigene Achse. Doch nichts. Sie war weg. Vielleicht hatte er sich auch getäuscht.

»Also, wenn es nach mir geht, könnten wir noch einen Abstecher machen. Vielleicht in Lous Pub? Auf ein paar Biere?« Jeff wollte den Abend noch retten und Lion konnte nicht anders, als dem nachzugeben.

»Aber nur ein paar! Morgen müssen wir zu dieser elendigen Veranstaltung unserer Eltern.«

Nathan und Steven fanden das alles nicht ganz so tragisch. Steven würde mit seiner Frau Loren und seiner sechsjährigen Tochter Maddie dort auftauchen. Nathan mit irgendeiner neuen Flamme, die ihm schlaflose Nächte bescherte, wie er sagte. Und Lion? Lion würde mal wieder alleine aufkreuzen und sich den mitleidigen Blicken aller alten Verwandten aussetzen müssen. Wie immer. Er war der, der nie eine finden würde. Der ewige Junggeselle. Er würde einsam und allein enden. So wie Tante Magda es immer betonte und prophezeite.

Der nächste Tag brach an und Lion hatte es tatsächlich pünktlich aus dem Bett geschafft. Seine Augen ließen einzig auf vergangene Nacht schließen. In der es nicht bei "nur ein paar Bier" geblieben war.

Don't call for LoveWhere stories live. Discover now