Kapitel 1

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Mackenzie betätigte den Türöffner, öffnete die Wohnungstür und ging wieder in die Küche, um heißes Wasser in den Filter nachzufüllen. Sie liebte ihre alte Kaffeekanne mit handbemaltem Muster aus den 50ern und zelebrierte das Kaffeekochen, wenn sie Zeit dazu hatte. Während sie langsam Wasser nach goss, zog sie mit ihrer linken Hand ihre Strickjacke wieder auf ihre Schulter. Das altrosa Teil war ihr viel zu groß, weil sie es aus Versehen einmal zu heiß gewaschen hatte, doch trennen konnte sie sich davon auch nicht.

»Einen wunderschönen guten-«, ertönte es hinter ihr von der Wohnungstür.

»Bäh! Warum bist du so fröhlich am frühen Morgen?«, fuhr Mackenzie ihrer Freundin über den Mund und stellte den Wasserkocher auf der Anrichte ab. Mit müden Augen, drehte sie sich zu Savanna um und verzog leidend ihre Lippen. Die Halbspanierin warf hinter sich die Wohnungstür ins Schloss und hob eine hellbraune Papiertüte.

»Ich habe Croissants mitgebracht«, antwortete sie ihrer besten Freundin, wobei ihre Mundwinkel sich stetig hoben. »Was bist du so muffelig? War Ryder gestern Nachmittag wieder in Bestform, als er dich abgelöst hat?« Sie tätschelte Mackenzies Schulter, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und schwang die Tüte mit Croissants lockend vor deren Nase. »Noch warme Croissants«, raunte sie ihr leise ins Ohr, »frisch von unserem Lieblingsbäcker.«

»Mhh«, brummte die sechsundzwanzig Jährige und rupfte schnell die Tüte aus Savannas Fingern, um sie aufzuziehen und ihre Nase hineinzustecken. »Die kann ich jetzt gebrauchen.« Während Mackenzie genüsslich den Duft der Crossaints inhalierte und kurz ihre Augen schloss, schnappte Savanna sich die Kaffeekanne und ging mit ihr zum Küchentisch, auf dem bereits zwei Teller und Tassen sowie Marmelade und etwas Wurstaufschnitt stand. Savanna setzte sich auf ihr angewinkeltes Bein und musterte den Morgenmuffel mit den Croissants, als sie zu ihr an den Tisch kam.

»Doch nicht Ryder?«, fragte sie mit prüfendem Blick und goss etwas Milch in ihre Tasse.

»Nein. So ein Schlauberger in meiner Sendung gestern Abend«, erwiderte sie, wobei sie die Croissants in den Brotkorb purzeln ließ. »Der hielt sich für das Nonplusultra. So ein "Frauen gehören an den Herd"-Typ. Warum muss gerade so einer meine Sendung hören und auch noch anrufen«, maulte die Braunhaarige und sackte auf den Stuhl gegenüber von Savanna.

»Was? So ein Alphatier?« Savanna verschluckte sich fast an dem Stück Croissant, das sie sich gerade in den Mund geschoben hatte.

»Genau so ein Exemplar«, bestätigte Mackenzie ihre Schläfen reibend. Sie erinnerte sich ungern an gestern. Sie moderierte eine Radiosendung für Frauen. "Heartbeat" lief ab neunzehn Uhr und behandelte sämtliche Themen rund um die Liebe. Hauptsächlich Frauen waren ihre Zuhörer und eigentlich verirrte sich nie ein männlicher Anrufer in ihre Sendung. Gestern gab es dann die Premiere.

Es ging um die Liebe auf den ersten Blick, das romantischste, was man sich vorstellen konnte. Das was jede Frau einmal erleben wollte und doch so selten war, dass es als fast unmöglich galt. Dass dies aber nicht unmöglich war, wenn man den Richtigen gefunden hatte. Und darüber sprach sie mit ihren Anruferinnen - bis er anrief und sie für naiv und altbacken hin stellte. Er hätte auch genauso gut dumm sagen können, doch dafür besaß er wohl genügend Anstand.

»Na toll. Und ausgerechnet dann bin ich nicht dabei. Ich war beim Sport.« Die Schwarzhaarige mit den ausgeprägten Locken stopfte sich gleich das nächste Stück Croissant in den Mund. »Und dann? Was hat er denn gesagt?« Sie wusste, dass wenn Mack sich so aufregte, es nicht ohne Grund sein konnte.

Mackenzie setzte sich gerade auf, wischte sich ihren Pony aus der Stirn und räusperte sich. »Ich bin ja nur zufälliger Zuhörer ...«, sie nickte mit ungläubig verzogener Miene, »glauben sie eigentlich, was sie da von sich geben? Was sind denn bitte ihre Quellen? Echte Männer?« Sie schielte und hob angewidert ihre Lippe.

Don't call for LoveKde žijí příběhy. Začni objevovat